Browser sind die Programme, mit denen wir im Internet surfen. Die meisten setzen sie unbewusst ein, denn sie sind einfach da. Das ist nicht gut, denn der richtige Browser entscheidet darüber, ob unsere Privatsphäre geschützt ist oder nicht.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, weshalb Sie beim Surfen im Internet Werbung für ein Produkt angezeigt bekommen, über das Sie sich gerade informiert haben? Weshalb Sie per E-Mail Werbung zu Produkten bekommen, über die Sie sich informiert haben? Weshalb Sie sogar per Post Werbung für solche Produkte bekommen? Schuld daran ist oftmals der Browser am eigenen PC.
Datenhändler haben großes Interesse an jeglicher Nutzerinfo
Im Grunde lässt sich ganz einfach selbst herausfinden, was der Browser über einen weiß. Dafür gibt es Webseiten, die einem anzeigen, welche persönliche Daten beim Surfen im Internet anfallen. Die Seite Cover your Tracks zeigt mir an, wer mich und mein Surfverhalten „verfolgt". Zu erreichen ist diese Seite unter der Adresse coveryourtracks.eff.org. Manch einer wird überrascht sein, wer da so alles mitliest.
Die Seite Browserleaks (browserleaks.com) zeigt, welche Daten der Browser liest, während man im Internet surft. Es sind in der Regel Datenhändler, die sich für die Daten eines jeden Computernutzers interessieren. Mithilfe der so gewonnenen Daten können die Datenhändler sogenannte Fingerprints – also Fingerabdrücke – erstellen. Wie im „echten Leben" sind Computernutzer mithilfe dieser Fingerabdrücke identifizierbar. Als natürliche Person. Mit einer Genauigkeit von bis zu 99,5 Prozent.
Deshalb ist es möglich, dass jeder Nutzer beim Surfen Werbung für Produkte eingeblendet bekommt, für die er sich interessiert hat. Sogar, dass er per E-Mail Werbung für diese Produkte bekommt und sogar Werbung per Post im realen Briefkasten dafür erhalten kann. Ziemlich erschreckend, denn nicht immer sieht man sich Produkte an, von denen die Welt wissen sollte, dass man sich dafür interessiert. Manchmal möchte man sich vertraulich und im Verborgenen über Dinge informieren. Mit dem falschen Browser klappt das nicht.
Browser-Anbieter stellen ihre Browser in der Regel kostenlos zur Verfügung. Selbst wenn dies gemeinnützige Organisationen sind, arbeiten sie selten vollkommen selbstlos. Daher sollte man sich genau ansehen, was hinter welchem Angebot steht. Die gängigsten Browser sind Chrome von Google und Edge von Microsoft.
Der Chrome-Browser ist wie gesagt ein Produkt von Google und verwendet Google auch als Standardsuchmaschine. Chrome schickt sämtliche Eingaben im Suchfeld an Google – auch wenn man diese löscht, bevor sie abgeschickt werden. Damit ist garantiert, dass umfassende Profile von jedem Nutzer entstehen, die kommerziell zum Einsatz kommen. Google verfeinert das jeweilige Profil dadurch, dass es alle Suchaktivitäten speichert und zu einem Profil auswertet. Somit entstehen „gläserne Surfer".

Der Browser von Microsoft – Edge – ist einer der schlimmsten Schnüffler. Er schickt nicht nur die Eingaben in Echtzeit an Microsoft, wie Chrome dies auch macht, sondern verrät seinem Mutterhaus auch, welche Webseiten man tatsächlich aufgerufen hat. Zusätzlich versorgt er Microsoft mit einer Unmenge von Analysedaten zu dem vom Nutzer eingesetzten Gerät, Standort, Uhrzeit und vielem mehr. Wer Edge nutzt, hat Werbung als ständigen Begleiter – und kann sich kaum davor schützen. Microsofts Suchmaschine Bing ist standardmäßig voreingestellt. Sie ist genauso aktiv in Sachen Schnüffelei wie Google. Daher empfehlen wir, Edge so schnell wie möglich in die Ecke zu stellen und zu vergessen.
Opera und Vivaldi sind „schicke" Exoten, aber leider genauso schlimm wie Edge, daher empfehlen wir auch für diese beiden Browser, sie nicht zu benutzen. Auch der Apple-Browser Safari ist nicht unbedingt empfehlenswert, denn er sendet ebenfalls alle Eingaben in Echtzeit an Google und an Apple. Zumindest den Versand an Apple kann man abschalten. Allerdings ist Safari bemüht, die Nutzer vor der Verfolgung im Internet zu schützen. Dabei soll der Trackingschutz im Laufe der Zeit immer besser funktionieren, denn diese Funktion „lernt" durch die Arbeit mit dem Browser.
Der erste Browser, den wir an dieser Stelle empfehlen wollen, ist der Browser Brave. Brave zählt aus unserer Sicht zu den besten Browsern in Sachen Privatsphäre. Er lässt sich einfach herunterladen, und man kann direkt lossurfen, denn er hat sehr gute Vorgaben in Sachen Privatsphäre. Die einzigen Änderungen, die wir empfehlen sind, in den Einstellungen -> Datenschutz und Sicherheit -> Erlaubt Produktanalyse zu deaktivieren. Wer jetzt noch als Standardsuchmaschine startpage.com nutzt, ist bestens aufs sichere Surfen im Internet vorbereitet.
Natürlich muss auch Brave von etwas leben, daher bietet Brave den Nutzern die Möglichkeit an, Werbung zu erlauben. Standardmäßig ist Werbung ausgeblendet. Wie viel und welche Werbung man erhalten möchte, bestimmt der Nutzer selbst. Außerdem verdient man digitale Währung, wenn man Werbung beim Surfen erlaubt. Die „verdienten" Beträge zahlt Brave einmal im Monat in eine virtuelle Brieftasche. Sobald man genug „verdient" hat, lässt sich diese Währung in Euro tauschen.
Mit einem VPN lässt sich eigener Standort verschleiern
Zwei weitere Browser können wir für ein sicheres Surferlebnis ebenfalls empfehlen. Dies sind Firefox und das Tor Browser Bundle. Firefox ist der Browser der Mozilla Foundation, einer sogenannten Non Profit Organisation, die sozusagen um das Allgemeinwohl bemüht ist. Firefox ist auch nicht gerade ein Waisenknabe, wenn er standardmäßig eingesetzt wird, aber mit der richtigen Konfiguration und einigen Erweiterungen arbeitet er sehr vertrauensvoll und ist mit den Qualitäten von Brave vergleichbar. Wie sich der Firefox-Browser sicher konfigurieren lässt, erklären wir in der kommenden Woche in einem eigenen Artikel an dieser Stelle.

Ein besonderer Browser ist das Tor Browser Bundle, das auf Firefox basiert. Der Tor Browser sendet die Anfrage des Nutzers verschlüsselt an einen sogenannten Node. Das ist ein Knotenpunkt auf dem Weg ins Internet, der wiederum eine weitere Verschlüsselungsschicht um die Anfrage wickelt und diese an den dritten Knotenpunkt sendet. Erst dann geht die Anfrage auf ihren Weg zur gesuchten Seite, dem gewünschten Dienst. Im Normalfall kann so niemand mehr erkennen, wer da was wissen will. Die Antwort geht auf dem gleichen Weg zurück. So erhält der Nutzer ein hohes Maß an Sicherheit. Zusätzlich trägt der Nutzer dazu bei, durch den erzeugten Internetverkehr, Menschen in Ländern mit autoritären Regierungen zu schützen, indem deren Internetverkehr im „großen Rauschen" verborgen wird. Leider muss man allerdings auch zugeben, dass auch Kriminelle diesen Schutz ausnutzen, um ihr Unwesen zu treiben. Tor ist zudem der Eingang ins Darknet, das ursprünglich Dissidenten helfen sollte, heute aber Umschlagplatz für Kriminelle ist.
Um Tor ganz sicher nutzen zu können, sollten man zudem ein sogenanntes VPN, ein Virtuelles Privates Netzwerk, nutzen. Das verschlüsselt den Datenverkehr vom Ausgangspunkt bis zum Endpunkt und verbirgt, wo sich der Nutzer befindet. Eine kostenlose Möglichkeit ein VPN zu nutzen, das beispielsweise der Autor selbst auch einsetzt, findet man unter protonvpn.com. Grundsätzlich sollte man bei kostenfreien Angeboten für VPN allerdings immer skeptisch sein, denn auch die Anbieter von VPN müssen von etwas leben und ein VPN-Betreiber kann den gesamten Datenverkehr des Nutzers mitlesen. Man muss ihm also vertrauen können, dass er gerade dies nicht macht. ProtonVPN hat darüber hinaus mehrere kostenpflichtige Angebote, die mehr Möglichkeiten und vor allem eine höhere Geschwindigkeit bieten. Dass Nutzer darauf umsteigen, hofft ProtonVPN. Die Firma hat ihren Sitz in der Schweiz und unterliegt damit strengen Datenschutzgesetzen. Entwickelt haben dieses Angebot Protonenforscher, die Bedarf für eine sichere Kommunikation haben. Natürlich gibt es auch andere gute und empfehlenswerte VPN-Anbieter. Etwas Recherche im Netz hilft dabei – den richtigen Browser vorausgesetzt.