Mit dem Zertifikat als „Top-Ausbildungsbetrieb“ sieht sich auch das Parkhotel in Weiskirchen gut gerüstet für die kommenden Jahre. Hotelchef Peregrin Maier passt seine Angebote an die Nach-Corona-Herausforderungen an, ob in der Ausbildung oder im Hotel selbst.
Herr Maier, das Parkhotel Weiskirchen wurde in diesem Jahr als „Top-Ausbildungsbetrieb“ ausgezeichnet. Wie stellt sich die Fachkräftesituation für Sie im Augenblick dar?
Im vergangenen Jahr haben wir eine Rekordzahl an Azubis verzeichnet. Das heißt, wir hatten keinerlei Nachwuchssorgen. Dieses Siegel haben wir schon einmal erhalten, diesmal das neue unter erneuerten und angepassten Kriterien. Der Fachkräftemangel in egal welcher Branche ist eklatant, ich kenne keine Berufsgruppe, die keine Auszubildenden sucht. Deshalb unterstützen wir unsere Auszubildenden immer, wenn sie bleiben möchten: mit einem Anschlussstudium oder anderen Maßnahmen, damit sie, wenn sie es möchten, dem Betrieb erhalten bleiben und gegebenenfalls später auch als Abteilungsleiter eingesetzt werden können. Wir haben einen Ruf als Talentschmiede und wenn ich sehe, wie viele unserer ehemaligen Azubis in Sternerestaurants, in hochwertiger Gastronomie und Hotellerie arbeiten, gibt uns das ein gutes Gefühl. Davon profitieren wir alle.
Wie machen Sie denn Fachkräfte auf sich aufmerksam?
Neben Social Media, den üblichen Kanälen, Presseberichten und Ähnlichem arbeiten wir auch mit einem Empfehlungsmanagement und Prämien. Wir bieten den Auszubildenden Weiterbildungen an und kümmern uns um die Work-Life-Balance: flexible Arbeitszeiten, in denen wir auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen. Der gute Ruf des Hauses trägt natürlich auch dazu bei, leichter Fachkräfte und Auszubildende zu finden. Außerdem haben wir auch eine sehr niedrige Mitarbeiterfluktuation zu verzeichnen. Im Prinzip geht diese gegen null, was bedeutet, dass unsere Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter schon sehr lange im Haus sind. Wir konnten noch jeden Azubi behalten, der bleiben wollte.
Auch ausländische Fachkräfte?
Die derzeitige Fachkräftesituation in Deutschland macht dies unumgänglich. Ich reise zu Hotelfachschulen nach Frankreich oder Italien, um Vorträge zu halten, wenn sich etwas ergibt und die Person Deutsch spricht, sehr gern. Wer von weit herkommt, um sich hier ausbilden zu lassen, dem helfen wir bei der Wohnungssuche.
Wie gestaltete sich die Entwicklung vor Corona?
Die war sehr positiv, auch weil wir das Haus stark personalisiert haben. Unser Standort in Weiskirchen ist kein leichter, aber durch die Individualität, die wir dem Gast als familiengeführter Betrieb bieten, und die Investitionen, die wir getätigt haben, haben wir uns sehr gut entwickeln können.
Warum ist es kein leichter Standort?
Zum einen ist der Anteil an Tagungsgästen niedriger, zum anderen gestaltet sich die Suche nach Auszubildenden schwieriger. Viele möchten lieber in der Stadt als auf dem Land ausgebildet werden, denn hier bei uns ist das Nachtleben für junge Menschen eher überschaubar, unsere Region gilt als strukturschwach. Unsere Azubis aber gleichen das aus, weil sie viel selbst organisieren und für ihre Freizeitgestaltung sorgen. Wir haben dafür die Nähe zur Natur und als Alleinstellungsmerkmal, dass wir das einzige Hotel in ganz Weiskirchen sind und das Bäderzentrum in unmittelbarer Nähe ebenfalls Gäste anzieht.
Corona hat die Branche massiv getroffen. Wie sah das im Parkhotel aus?
Die vergangenen zwei Jahre litten wir natürlich unter dem Rückgang der Gästezahlen. Mittlerweile haben wir wieder mehr Individualreisende, die unser Hotel und die umliegenden Freizeitangebote nutzen.
Haben Sie Ihr Angebot daran angepasst?
Wir haben sehr viele kleine Eingriffe vorgenommen: eine Eventhütte, eine Vinothek, eine Lounge, Hygiene- und Sicherheitskonzepte. Die Außenterrasse wurde komplett neu gestaltet und überdacht, eine Brunnenanlage mit Wasserspiel und Liegeflächen errichtet, der Garten erneuert, insgesamt investieren wir hier gerade sehr viel im Außenbereich, damit sich die Gäste dort noch wohler fühlen können. Zimmer und Suiten wurden renoviert, Schulungen für die Mitarbeiter angeboten. Gemeinsam mit den Azubis haben wir die komplette Eingangshalle neu gefliest – unser Fliesenleger sagte, er brauche zwei Tage dafür, wir haben es in vier Stunden geschafft. Das konnten wir, weil das Hotel zeitweise leer war. Was wir aber spüren, ist: Die Gäste sind nun deutlich betreuungsintensiver, wir verbringen mehr Zeit mit dem Gast. Mangelnde soziale Kontakte haben dazu geführt, dass die soziale Interaktion mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern deutlich zugenommen hat.
Haben Sie sich von der Politik genügend unterstützt gefühlt?
Ich hatte den Eindruck, die Politik war teilweise überfordert. Aber ja, wir haben ebenfalls Unterstützung erhalten. In manch anderen Ländern geht es der Branche noch schlechter. Dieses Geld reichte natürlich nicht, um das auszugleichen, was wir verloren haben. Und von Kurzarbeit kann niemand auf die Dauer leben.
Gab es Fachkräfte, die das Parkhotel in der Krise verlassen haben?
Nein, und darüber freuen wir uns. Die Betreuung von Mitarbeitern und Auszubildenden gestaltete sich seit dieser Zeit jedoch intensiver in Gesprächen, Schulungen und mit gemeinsamen Ausflügen. Minijobber haben sich zum Teil andere Einsatzbereiche gesucht, was auch nachvollziehbar ist. Aber auch die Azubis sind alle geblieben. Also sind wir bis jetzt noch gut im Rennen.