Der Kulturunternehmer Joachim Arnold trotzte der Pandemie im letzten Jahr und zeigte, wie es möglich war, trotz Auflagen Veranstaltungen durchzuführen. Was plant er für die neue Saison?
Auf das Testzentrum folgte das Impfzentrum. Wird das Vorzelt noch immer anderseits genutzt?
Das Vorzelt und das Zelt bereiten wir für die Veranstaltungen vor. Wir stellen uns darauf ein, dass Corona als Pandemie vorbei ist. Wir müssen mit dem Virus leben lernen und mit der Situation umgehen. Wir legen neue Teppiche, dekorieren neue Stoffe, reinigen und renovieren – und dann spielen wir wieder.
Den Saisonauftakt am 30. April macht die „Big Band der Polizei des Saarlandes" beim 2. Bigband-Festival mit vier Stunden Musik und Tanz in den Mai. Darüber hinaus wird die Reihe „Konzerte im Zeltpalast" angeboten …
„Tanz in den Mai" bedeutet „der Winter ist vorbei". Es kommt der Frühling, der Sommer – Leben, Freude! Wir lassen zwei Jahre Corona hinter uns. Wie könnte man das besser ausdrücken als mit Musik und Tanz? Konzerte fanden im Zeltpalast schon vorher statt, aber im Vergleich zu den Bühnenproduktionen als Aperçu (im übertragenen Sinn „flüchtige Wahrnehmung"; Anm. d. Red.). Wir möchten unsere Angebote, auch was die Genres und die Zielgruppen anbelangt, diversifizieren (Tätigkeitsbereiche ausweiten; Anm. d. Red.) Ob Bigband, Jazz, Singersongwriter, Country, Hip-Hop, Rap – wir machen allen ein Angebot. Die Reihe „Konzerte im Zeltpalast" wird von Henriette kuratiert, die im September auch ihr neues Album vorstellen wird. Also, wir sagen: Steht vorm Fernseher auf, schaltet die schlechte Laune aus, geht raus und aus! Habt Freude an Kunst und Kultur!
Die Kammermusiktage werden wieder in der Abtei in Mettlach stattfinden, bis auf das Abschlusskonzert, das im Zeltpalast Merzig sein wird.
Ja, genau, das machen wir absichtlich, damit wir uns darüber klar werden, dass die Kammermusiktage in den letzten beiden Jahren stattgefunden haben. Und wenn der Teufel auf die Erde kommt, wir versuchen zu spielen, wie es irgend geht. In dem riesigen Zeltpalast haben wir für 100 bis 150 Menschen kleine, intime Konzerte gegeben – wie ein Fähnchen, das aus dem Höllenfeuer herausragt! In diesem Jahr können wir wieder in die Alte Abtei zurück, aber nicht einfach so, sondern wir erinnern uns, dass wir zwei Jahre wie mit dem Vorschlaghammer diese Kammermusiktage im Zeltpalast durchs Nadelöhr getrieben haben. Wir beschließen die Kammermusiktage am 28. August mit Harald Martenstein. Ein technischer Grund kommt noch hinzu, bei diesem Programm steht das Wort im Mittelpunkt, dafür ist es sinnvoll, wenn der Raum zu verdunkeln ist. Licht aus, Spot an heißt es im Zeltpalast, was in der Alten Abtei tagsüber gar nicht möglich ist. Franziska Hölscher, die künstlerische Leiterin, hat für die diesjährigen Kammermusiktage ein Programm zusammengestellt, das mir sehr gut gefällt.
„Jekyll & Hyde" feierte im letzten Jahr eine furiose Premiere und gastierte danach an anderen Bühnen ebenso erfolgreich. In diesem Jahr wird die Inszenierung erneut gespielt, nicht draußen auf der Freiluftarena, sondern im Zeltpalast.
Ja, im Mai ist es möglich, die Darsteller noch einmal zusammenzubringen. Im Deutschen Theater in München haben wir die Show auf den Innenraum adaptiert und gemerkt, dass das gut funktioniert. Im Zeltpalast zu spielen ist sowohl logistisch einfacher und, was das Wetter anbelangt, sicher. Wir müssen auch nicht bis nach 21 Uhr warten, bis es dunkel ist, und können früher anfangen. Das Musical „Jekyll & Hyde" haben nur 4.000 Menschen voriges Jahr auf der Freiluftarena gesehen, die Gründe sind bekannt: Corona und schlechtes Wetter im August. Jetzt kann die Produktion mit sieben Vorstellungen im Mai wieder aufgenommen werden.
„SR Klassik am See 2022" steht unter dem Motto „Independence Day" am 2. Juli.
Der „Independence Day", der Tag der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, ist der 4. Juli. Vor zwei Jahren wäre diese Veranstaltung am 4. Juli gewesen, da ist es ausgefallen. Im letzten Jahr konnten wir dieses Programm nicht spielen, weil wir das Orchester wegen der Abstandsbestimmungen gar nicht auf die Bühne gebracht hätten. Wir hatten schon 2019 viele Karten verkauft, weil wir wussten, die Menschen werden das Programm lieben. Eine Hommage an die eigenständige Musik Amerikas mit viel Filmmusik aus Hollywood, Melodien vom Broadway und Werken amerikanischer Komponisten, darunter Leonard und Elmer Bernstein.
Im August werden ukrainische Artisten zu Gast im Zeltpalast sein.
Ja, als dieser furchtbare Krieg anfing, wollte ich eine neue Zirkusproduktion initiieren. In den Jahren 2018 und 2019 veranstalteten wir bereits einen Weihnachtszirkus. Ich hatte schon damals den in Kiew geborenen Jongleur Stanislav Vysotskyi gebeten das Casting zu verantworten, und damals waren auch schon viele ukrainische Artisten bei uns. In der Ukraine hat der Zirkus eine besondere Tradition, auch in Russland, und in Frankreich. Die ukrainischen Artisten, die bei uns auftreten werden, bringen ihre eigenen Nummern mit, die werden dramaturgisch verknüpft - Andreas Gergen inszeniert. Wir planen mindestens acht bis zehn Vorstellungen.
Wird die Freiluftarena mit der Tribüne denn in dieser Saison nicht bespielt?
Die Freiluftarena mit Tribüne bleibt bestehen und wird bespielt, noch weiß ich nicht genau mit welchem Programm. Wir haben für den Sommer noch viele Möglichkeiten, weil das Musical im Mai gespielt wird.
Die Aufrüstung der Infrastruktur der Freiluftarena wurde durch Neustart Kultur (Programm der Bundesregierung um Kulturbetrieb und kulturelle Infrastruktur zu erhalten, Anm. d. Red.) unterstützt. Für die Freiluftarena habe ich langfristige Pläne und klare Vorstellungen. Ich muss nach Corona sozusagen das Feld von unten bestellen, dass die Leute überhaupt wieder an einen Spielort kommen. Für eine Musical-Neuproduktion braucht man ein Jahr Vorlauf. Die Freiluftarena hat ihre Zukunft, das weiß ich ganz genau, und es wird diesen Sommer definitiv etwas stattfinden.
Was wünscht sich Joachim Arnold für diese Spielzeit?
Dass die Menschen wieder ausgehen. Wir wollen jetzt wieder in die Normalität, nicht im Sinne von alter Trott, sondern, dass die Menschen einander wieder begegnen. Das ist mein Mantra.