In Homburg könnte eine neue saarländische Handball-Hochburg entstehen. Mittendrin: Profi Yves Kunkel. Der Rechtshänder, der noch bei Bundesligist MT Melsungen unter Vertrag steht, wurde vom Oberligisten TV Homburg bis 2024 verpflichtet und soll eine neue Ära einläuten.
Handballprofi Yves Kunkel steht aktuell bei Bundesligist MT Melsungen unter Vertrag, hat fünf A-Länderspiele absolviert und wird am 13. Mai erst 28 Jahre alt, ist also im besten Sportleralter.
Umso bemerkenswerter, dass sich der Saarländer trotzdem bewusst zu einem sportlichen Rückschritt entschieden hat. Künftig wird er für Oberligist TV Homburg auf Torejagd gehen. Dort soll in den kommenden Jahren etwas Größeres entstehen und mit einer neu formierten Mannschaft rund um Kunkel der Aufstieg bis zur 2. Bundesliga angepeilt werden.
„Wir haben für uns als Familie die perfekte Lösung gefunden, wir freuen uns sehr, dass es wieder zurück in die Heimat geht", sagt Kunkel. Mit „Wir" meint er seine kleine Familie, zu der Frau Selina, Sohn Lias und Hund Balu gehören. „Der Wechsel ins Saarland bringt für mich, für uns, einfach viele Vorteile mit sich", sagt er und nennt vor allem die Nähe zum Rest der Familie: „Wir haben hier immer jemanden, der mal auf unseren Sohn aufpassen könnte und ich kann wieder an allen Familienfeierlichkeiten teilnehmen. In diesem Bereich musste ich zuletzt auf vieles verzichten." Denn nicht nur Yves, sondern auch Selina Kunkel stammen aus dem Saarland.
Weshalb er diesen Schritt bereits nach insgesamt neun Bundesliga-Jahren bei GWD Minden (2013 bis 2015), HBW Balingen-Weilstetten (2017-2017), SC DHfK Leipzig (2017/2018) und MT Melsungen (2018 bis 2022) schon jetzt gemacht hat, erklärt er so: „Es war schon ein längerer Prozess, diese Entscheidung zu treffen. Ehrlich gesagt haben hier ein, zwei Dinge nicht so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt hatte – auch mit dem Berater, den ich hatte", verrät Kunkel.
Offenbar wurde nicht immer im Sinne des Klienten gehandelt und unter anderem aussichtsreiche Angebote ohne Rücksprache mit Kunkel abgelehnt. „Ich hätte mir schon noch vorstellen können, die eine oder andere Saison in der Bundesliga zu spielen. Komplett abgeschrieben habe ich dieses Thema auch immer noch nicht", sagt er mit einem Augenzwinkern. Aber die Entscheidung, wo und unter welchen Umständen er seine Bundesligakarriere hätte fortsetzen können, hing auch an der mittel- bis langfristigen Perspektive für die kleine Familie: „Unser Sohn wird im Juni zwei Jahre alt. Ich möchte nicht, dass er alle zwei Jahre wieder von vorne anfangen und in einem neuen Umfeld, in einer neuen Kita, wieder neue Freunde finden muss", erklärt Kunkel: „Natürlich geht das bei Kindern recht schnell – aber bei mir ist es beispielsweise so, dass ich zwei meiner besten Freunde noch aus dem Kindergarten kenne."
Familiäre und berufliche Gründe gaben den Ausschlag
Ein wichtiger Bestandteil der Einigung mit dem TV Homburg ist die berufliche Perspektive. Derzeit studiert Kunkel Sportbusiness-Management. Nach dem Abschluss des Studiums, den er voraussichtlich im März 2023 machen wird, möchte er in diesem Themenbereich auch beruflich einsteigen. Diese Möglichkeit konnte ihm sein neuer Verein zusammen mit dem Hauptsponsor Dr. Theiss Naturwaren beim Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern bieten. Dass es mit seinem neuen Verein nun einen weiteren saarländischen Player auf dem überregionalen Handballmarkt geben wird, verwundert ihn ein bisschen. „Wenn man die großen Vereine im Saarland wie HG Saarlouis, VT Zweibrücken-Saarpfalz oder SV 64 Zweibrücken mal an einen Tisch bekommen könnte und die sich auf ein Modell einigen könnten, würde man viel schneller etwas erreichen", ist er sicher, „so macht jeder erst einmal sein eigenes Ding." Und der TV Homburg mit Yves Kunkel kommt hinzu. „Wir wollen das Flaggschiff im saarländischen Handball werden, dafür wollen wir einiges tun und investieren, und dabei werde ich helfen, wo es nur geht", kündigt der prominente Neuzugang an und meint nicht nur den sportlichen, sondern auch den strukturellen Bereich. „Momentan liegt die Hauptlast auf den Schultern von Jörg Ecker", erklärt Kunkel und findet: „Diese Last sollte auf mehrere Schultern verteilt werden, es müssten zwei, drei Leute hinzukommen, die das Projekt mit vorantreiben."
In der laufenden Saison stehen die Homburger in der RPS-Oberliga auf Platz zwei, allerdings mit deutlichem Rückstand auf Tabellenführer VTV Mundenheim. „Wie es momentan aussieht, kommen zur nächsten Saison einige starke Mannschaften aus der 3. Liga runter, und das macht die Sache nicht einfacher", weiß Yves Kunkel und ergänzt dennoch: „Es ist klar, dass wir als Verein so schnell wie möglich in die 3. Liga aufsteigen wollen."
Dies sehen Trainer Steffen Ecker und der sportliche Leiter Jörg Ecker genauso: „Wir sind mega stolz, dass es uns gelungen ist einen Spieler wie Yves zu überzeugen, für uns in den nächsten Jahren zu spielen, um unser Ziel in der kommenden Saison, den Aufstieg in die 3. Liga, zu schaffen", sagt Jörg Ecker. Danach darf es durchaus noch eine weitere Liga nach oben, wie Giuseppe Nardi, geschäftsführender Gesellschafter des Hauptsponsors Dr. Theiss Naturwaren, im SR Fernsehen andeutete: „Ganz klar: Wir haben Ambitionen, den TV Homburg höher spielen zu lassen. Wir beginnen mit Investitionen in diesen Verein und sind schon guter Dinge, dass uns noch die eine oder andere gute Überraschung gelingen wird."
Die erste Überraschung ist mit der Verpflichtung von Yves Kunkel bereits gelungen. Weitere werden sicherlich noch folgen.