Er war über Jahre hinweg der beste Handballer des Saarlandes: Rückraumspieler Daniel Fontaine. Nach 13 Jahren im Profigeschäft, neun davon in der stärksten Liga der Welt, hört „Fonny" im Sommer auf und kehrt in den Polizeidienst zurück. Aber nicht ins Saarland.
Handball-Profi Daniel Fontaine will nicht mehr. Der 32-jährige gebürtige Saarlouiser, der im Laufe seiner Karriere immer wieder von schweren Verletzungen zurückgeworfen wurde, beendet seine Karriere nach der laufenden Saison. „Ich habe mir in den vergangenen Monaten viele Gedanken gemacht und dem Verein dann mitgeteilt, dass ich aufhören werde", sagt Fontaine, der bei Zweitligist HSG Nordhorn-Lingen unter Vertrag steht.
„Ich muss mich zwar nicht quälen, aber ich habe einfach nicht mehr den Spaß und die Begeisterung früherer Tage", gibt er zu. Obwohl sein Vertrag ursprünglich bis 2023 datiert war, hört der Rechtshänder im Sommer auf. Ausgebildet bei der HG Saarlouis wechselte er vom damaligen Zweitligisten 2012 zu Bundesligist Frisch Auf Göppingen, mit dem er 2016 und 2017 sogar den EHF-Pokal gewann. 2018 dann ging er zum Bergischen HC, 2021 folgte der Wechsel zu Zweitligist HSG Nordhorn-Lingen, mit dem er aktuell um den Aufstieg in die Bundesliga kämpft. In der stärksten Liga der Welt hat Fontaine in neun Jahren für Göppingen und den BHC insgesamt 183 Spiele absolviert und 375 Treffer erzielt. Im Unterhaus wird er für Saarlouis und Nordhorn-Lingen insgesamt knapp 80 Einsätze und etwa 300 Tore gesammelt haben. Hinzu kommen acht Spiele und 15 Tore im DHB-Pokal.
Bei der HGS ging sein Stern auf
Dass Fontaine vor seinem Wechsel nach Nordhorn längere Zeit nicht spielen konnte, hat ihn Kraft gekostet – körperlich, aber auch mental. „Und in der laufenden Saison bin ich manchmal auch nicht zufrieden mit mir selbst gewesen. Ich habe in der Woche im Training viel investiert und alles reingeworfen, doch am Wochenende hat sich das für mich zu oft nicht ausgezahlt", berichtet der Mann mit der von seinem früheren Mitspieler aus Saarlouiser Tagen, Danijel Grgic, inspirierten Rückennummer 17. So sei über die Zeit die Entscheidung gereift, ganz neue Wege zu gehen. „Ich hatte mich mit den HSG-Verantwortlichen zusammengesetzt und wir haben uns ganz einvernehmlich geeinigt. Ich bin auch dankbar dafür, dass mir die HSG nach meiner langen Verletzungsgeschichte überhaupt nochmal die Chance gegeben hat, Handball zu spielen", betont Fontaine.
Bis 2012 trug Fontaine das Trikot seines Heimatvereins HG Saarlouis, mit dem er 2009 den Aufstieg und anschließend den Klassenverbleib in der 2. Bundesliga schaffte. Es folgten sechs Jahre bei Bundesligist Frisch Auf Göppingen, wo ihn im Herbst 2014 eine langwierige Schambein-Entzündung fast ein Jahr lang ausbremste. Zwei Jahre später verpasste der inzwischen etablierte Stammspieler wegen einer Augenhöhlen-Fraktur das Erstrunden-Pokalspiel gegen TSB Heilbronn-Horkheim, das ausgerechnet in seinem früheren „Wohnzimmer", der Saarlouiser Stadtgartenhalle, ausgetragen wurde. Die komplizierte Verletzung hatte er sich in einem Vorbereitungsspiel kurz vorm Saisonstart zugezogen. Sie musste von einem Spezialisten mithilfe einer verschraubten Platte operativ gerichtet werden.
Mit Erfolg: Fontaine entwickelte sich – trotz zwischenzeitlicher sechs Wochen Muskelfaserriss-Pause – wieder zum Leistungsträger: Ende 2016 wurde er vom damaligen Bundestrainer Dagur Sigurdsson in den erweiterten Kader der A-Nationalmannschaft berufen und schrieb mit der Titelverteidigung des EHF-Pokals 2017 nicht nur saarländische Handball-Geschichte. 2018 zog es den Rechtshänder zu Ligakonkurrent Bergischer HC. Am 20. April 2019 und damit auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit, leitete ein Achillessehnenabriss die nächste lange Leidenszeit ein. Doch Fonny kämpfte sich einmal mehr zurück und war im Sommer 2020 wieder einsatzfähig. Allerdings nur für kurze Zeit: Heftige, auf den ganzen Körper ausstrahlende Rückenschmerzen setzten ihn immer wieder außer Gefecht. Eine konkrete Diagnose gibt es bis heute nicht.
Sehr konkret sind hingegen Daniel Fontaines Zukunftspläne: „Ich werde nicht zurück ins Saarland kommen", stellt er klar. Privat und beruflich zieht es ihn zurück ins Bergische Land. Genauer gesagt in den Raum Wuppertal, der Heimat seiner Freundin Lea. „Wir haben uns dazu entschlossen, uns dort niederzulassen. Aus meiner Zeit beim BHC kenne ich hier auch noch ein paar Leute", sagt der Polizeioberkommissar. Sein Wechsel von der baden-württembergischen zur nordrhein-westfälischen Polizei ist schon in der Mache. Berufserfahrung durfte er trotz Profikarriere schon sammeln, beispielsweise in Göppingen, wo er in Teilzeit bei der Polizei angestellt war. „Wir hatten ein cooles Team, in dem die Arbeit viel Spaß gemacht hat", erinnert er sich und erklärt: „Seitdem bin ich beurlaubt, mit dem Anspruch darauf, in den Beruf zurückkehren zu können. Und das habe ich nach dieser Saison auch vor."
Privater Rückzug in die Heimat der Freundin
Und in Sachen Handball? „Man soll ja niemals ‚nie‘ sagen, aber im Moment möchte ich einfach eine Pause vom Handball und meine Ruhe haben", gibt Fontaine zu. Das schließt auch ein Engagement bei einem unterklassigen Verein im Amateurbereich aus: „Ich habe nicht vor, weiterzuspielen, möchte im Handball nichts Neues starten, sondern erst einmal ein bisschen Abstand gewinnen und im Berufsalltag klarkommen", betont er. Bis es soweit ist, möchte sich der wurfgewaltige Rückraumspieler ordentlich aus Nordhorn verabschieden und den Club „mit einem guten Gefühl verlassen. Ich möchte die letzten Spiele genießen und zusammen mit den Jungs Spaß haben", sagt er und versichert den HSG-Fans: „Über allem steht natürlich der Fokus, erfolgreich zu sein und möglichst unser großes Ziel zu erreichen und in die 1. Liga aufzusteigen. Dafür werde ich kein bisschen nachlassen und alles geben."
In die mit neuen Herausforderungen gespickte Zukunft blickt Daniel Fontaine voller Vorfreude, aber auch mit „großem Respekt", wie er betont: „Ich habe mehr als zehn Jahre in der 1. und 2. Liga gespielt, Handball war mein Leben und stand immer an erster Stelle. Ich bin gespannt, wie es wird, wenn das nicht mehr der Fall ist."