Der Wechsel im Vorstand der Sparkasse Saarbrücken ist vollzogen. Die Grundphilosophie des Kreditinstituts bleibt, Herausforderungen ändern sich, betonen der scheidende Firmenkundenvorstand Uwe Johmann und sein Nachfolger Boris Christmann.
Herr Johmann, das Bankgeschäft hat sich massiv verändert. Wie haben Sie das in Ihrer beruflichen Praxis erlebt?
Johmann: Ich habe noch eine Zeit erlebt, als Insolvenzraten ganz gering waren, der Wirtschaftsaufschwung war steigend, und man hat eigentlich nur ganz wenig Regulatorik gehabt. Banken haben lediglich einige wenige, teilweise veraltete Bilanzzahlen bekommen, Planzahlen gab es kaum, Banken haben ihre Kunden gekannt. So ging das Firmengeschäft vor gut 30 Jahren. Dann haben Regularien zugenommen, Stichwort Basel I und II, es wurden Planzahlen verlangt, Bürgschaftshinterlegungen, das heißt, der gleiche Kunde, auch mit einer sehr guten Bonität, musste immer mehr bringen. Der Wandel hat uns viel zu schaffen gemacht, aber umgekehrt hat sich damit auch das Beratungsgeschäft verbessert und das Berufsbild verändert. Inzwischen hat auch der Kunde gesehen: Je besser die Bank informiert ist, umso besser kann sie mir auch helfen. Gerade wenn es mit der Liquidität enger wird, hat man dann ein besseres Gefühl bei den Entscheidungen. Je mehr sie mir anvertrauen, umso mehr kann ich ihnen vertrauen.
Firmenkundengeschäft hängt eng mit der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung zusammen. Wie schätzen Sie die ein?
Johmann: Wir haben 2,4 Milliarden Euro Firmengeschäft, das ist richtig viel Geld. Also müssen wir uns auch damit beschäftigen, wohin die Reise geht. Der Wandel, den wir hier im Land permanent gestalten, hat bislang gut funktioniert. Jetzt haben wir das Problem, dass bei Automotiv niemand so ganz weiß, wohin die Reise geht. Da gibt es unterschiedliche Fantasien. Was aus meiner Sicht mehr eingesteuert werden muss, sind die Dinge aus dem wissenschaftlichen Bereich. Wir sind da schon gut, was aus dem Bereich der Universität und der HTW kommt, wenn man die Zahl der Patente und Lizenzen vergleicht. Was wir tun müssen, ist, dass wir die Umsetzung über Gründungen im Markt begleiten. Wir haben dazu ein ganz hoch spezialisiertes Gründungsbüro, in der Landesregierung gibt es viele Ansätze. Und das Thema Nachfolge ist ein ganz großer Bereich. Dieses Change Management ist auch für uns in der Kreditwirtschaft eine Herausforderung, weil ganz viele Firmen sagen, dass es momentan schwierig ist zu veräußern, vor allem die kleineren Firmen. Wirtschaftspolitisch wird es eine große Aufgabe, da Stabilität reinzubekommen.
Herr Christmann, wie sehen Sie die Entwicklungschancen?
Christmann: Ich denke, dass wir im Saarland eine sehr gute Grundlage für eine positive wirtschaftliche Entwicklung haben. Wir sind ein kleines Land, wir haben die vielbeschriebenen kurzen Wege und ich denke, dass wir mit der saarländischen Mentalität noch viel mehr machen können. Wir kommen aus einer montangeprägten Entwicklung und müssen sehr viel stärker privates Unternehmertum fördern. Das fängt an bei den Gründungen, geht über die Ebene des Mittelstands, wo wir als regionales Institut einen sehr großen Schwerpunkt haben, mit Finanzierung vor Ort Entwicklung zu ermöglichen. Unser öffentlicher Auftrag ergänzt sich sehr gut mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Das haben wir in der Vergangenheit gemacht und werden es auch mit der neuen Regierung mit großem Engagement versuchen zu bewerkstelligen. Was bei der Landesregierung auch ganz oben steht, die lange angekündigte Digitalisierung mit neuer Kraft voranzutreiben, ist auch etwas, was wir als Sparkasse an den Kunden bringen werden, auch im gewerblichen Bereich. Wir werden selbst sehr viel mehr über digitale Wege mit dem Kunden kommunizieren, gleichzeitig auf die Balance achten, dadurch nicht Kundennähe zu verlieren, sondern die digitalen Möglichkeiten als Mehrwert im gewerblichen Kreditgeschäft zu entwickeln.
Da stehen Sie in einem harten Wettbewerb. Wie werden Sie sich positionieren?
Christmann: Wir sind im klassischen Wettbewerb vor allem mit den Banken und Volksbanken. Die Sparkasse Saarbrücken ist im Südwesten eines der größten Institute. Damit haben wir auch eine besondere Verantwortung für die wirtschaftliche Entwicklung in unserer Region. Das Vor-Ort-Sein, das Präsent-Sein für unsere Kunden ist uns sehr wichtig. Damit unterscheiden wir uns erheblich von den Geschäftsbanken. Mit einem gewissen olympischen Gedanken versuchen wir, uns auch von den Volksbanken abzuheben. Denn der Wettbewerb in der Branche ist stark, besonders im gewerblichen Kreditgeschäft. Dem stellen wir uns mit Innovation und mit neuen Produkten. Besonders beim Thema Digitalisierung sind wir auf einem guten Weg. Mit dem Vorantreiben digitaler Wege und Produkte hoffen wir, unsere Kunden zu begeistern.
Sie haben nun einen Generationswechsel vollzogen, ändern sich damit auch Ausrichtung und Stil?
Johmann: Wenn man etwas übergibt und kann das an jemanden tun, den man in seiner Persönlichkeit, seiner Wertekultur und seiner Qualifikation kennt, geht das sehr leicht. Wir haben einen ganz großen Warenkorb, um die Kunden in die Zukunft zu begleiten. Wir sind sozusagen ein Mix von Regionalbank und Konzernbank, von der Größenordnung her. Es gibt nichts, was wir nicht genauso anbieten könnten wie eine Hypo- oder Commerzbank. Die Strukturen, die wir geschaffen haben, haben wir gemeinsam analysiert. Was Herr Christmann für gut empfindet, wird er weiter machen, wo er Verbesserungspotenzial sieht, weil sich vielleicht der Markt verändert hat, packt er das an. Natürlich wird er als Jüngerer einiges anders sehen, gerade in der digitalen Welt.
Christmann: Ich bin eine andere Generation, aber von der Wertekultur und vom unternehmerischen Denken gibt es keine großen Abweichungen. Es geht darum, das unternehmerische Handeln in eine neue Generation zu überführen und dabei neue Entwicklungen mit einzusteuern. Was ich als sehr schön empfinde, dass das in einem guten Konsens erfolgt. Ich werde keine Mauern einreißen, im Gegenteil, ich kann auf dem Fundament aufbauen, das Uwe Johmann gelegt hat.