Neue Untersuchungen bestätigen verstärkte Schutzwirkung von Booster-Impfungen. Gesundheitsminister Lauterbach appelliert: „Vierte Impfung hilft".
Für viele fühlt es sich schon wieder ganz normal an. Die ersten Sommertage im Biergarten, Veranstaltungen, die jetzt zahlreich nach zwei Jahren Zwangspause nachgeholt werden, Inzidenzzahlen unter 500 mit weiter sinkender Tendenz.
Da denken nur wenige daran, sich impfen zu lassen, gerade mal etwas über 50.000 Impfungen täglich weist das Impf-Dashboard des Robert Koch-Instituts zuletzt auf. Nur einer bleibt sich an dieser Stelle als vorausblickender Mahner treu: Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Er will nicht ein weiteres Mal nach entspannteren Sommermonaten in einen weiteren problematischen Pandemie-Herbst reinrutschen und lässt keine Gelegenheit aus, zum Impfen aufzurufen.
Dabei kann er sich zunehmend auf weitere Studien stützen, die die Impfkampagnen inzwischen über einen längeren Zeitraum begleiten. Von Impfskeptikern und -gegnern war immer wieder kritisiert worden, es sei zu wenig bis gar nichts über längerfristige Wirkungen der Impfungen bekannt – was in der Natur der Sache bei einer neuen Impfkampagne liegt.
Inzwischen bestätigen aber immer mehr Langzeitstudien, was schon erste Studien kurz nach Anlaufen der Impfungen ergeben hatten, und ergänzen diese auch durch differenzierte Untersuchungen. Mit am weitesten fortgeschritten ist dabei Israel, weil es bei den Impfkampagnen selbst sehr frühzeitig und flächendeckend unterwegs war, aber auch, weil deren Gesundheitssystem durch umfangreiche Datenerfassung entsprechende Auswertungen erleichtert.
Eine neue Studie, veröffentlicht Anfang Mai, gibt bereits Auskünfte über die Wirkungen einer vierten Impfung, auf die der Minister seinen Appell zu einer zweiten Auffrischung insbesondere für Ältere (Ü 70) stützen kann.
Impfen gegen nächsten Pandemieherbst
Nach dieser Studie, auf die sich Lauterbach bezieht, haben dreifach Geimpfte (als dreifach geimpft gilt man mit der ersten Booster-Impfung) einen etwa dreimal höheren Schutz vor schweren Erkrankungen als nur zweifach Geimpfte. Und vierfach Geimpfte sind dann noch mal dreimal besser vor schweren Verläufen geschützt. Während der verstärkte Schutz zwischen der zweiten und der Booster-Impfung inzwischen auch durch eine ganze Reihe anderer Untersuchungen untermauert ist, sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur vierten Impfung noch relativ frisch, weil Viertimpfungen logischerweise noch nicht so lange und noch nicht in ganz großer Zahl erfolgt sind.
Für Virologen kommen die Ergebnisse wenig überraschend. Auf einen Punkt der Studie lenken sie aber besondere Aufmerksamkeit: Der Schutz von dreifach Geimpften vor schweren Erkrankungen hat auch sieben Monate später noch nicht nachgelassen. „Das sind sehr gute Nachrichten", kommentiert der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Reinhold Förster.
Das würde folglich bedeuten, dass Booster-Impfungen über die nächsten (Sommer-) Monate ein ganz wesentlicher Schutz für den kommenden Herbst sind. Denn dass die Lage dann wieder deutlich kritischer wird, beschäftigt nicht nur den ständigen Mahner Lauterbach, sondern ist schlicht Erfahrungswert aus den beiden ersten Pandemie-Jahren.
Im ersten Jahr war es sicherlich auch eine gehörige Portion mangelnder Erfahrung – und mangelnder Mittel – sich auf eine Herbst- und Winterwelle richtig vorzubereiten, im vergangenen Jahr eher eine gehörige Portion Leichtsinn nach einem entspannten Sommer. Das jedenfalls darf sich nicht wiederholen, zumal die Mittel in Form von Impfungen und ausreichend Erfahrung und Expertise vorhanden sind.