Verona liegt zwischen dem Gardasee und Venedig und ist weltberühmt für prunkvolle Aufführungen in der römischen Arena – aber nicht nur. Sie ist vor allem auch Schauplatz von Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“, die die Stadt zu einem Hotspot für Turteltauben macht.
Wo zuerst hin in einer Stadt voller Monumente, Geschichte und wunderschöner Paläste? Natürlich auf den Torre dei Lamberti. Mit seinen 84 Metern überragt der mittelalterliche Turm die meisten Gebäude der vom Fluss Adige (Etsch) eingefassten Altstadt und bietet aus der Vogelperspektive einen wunderbaren ersten Blick auf die Stadt, ihre Plätze und den architektonischen Mix aus mehreren Epochen. Der Turm aus dem 12. Jahrhundert ist Teil des Palazzo del Comune, des ältesten Rathauses Italiens, das früher Sitz der Stadtverwaltung war. Wieder unten, erreicht man direkt neben dem Turm durch den Arco della Costa die rechteckige Piazza dei Signori, wo der bekannteste Exil-Florentiner, Dante Alighieri, in Stein gehauen auf einem Podest thront. Der italienische Nationaldichter, der eine Trennung von kirchlicher und weltlicher Macht befürwortete, musste Florenz aus politischen Gründen verlassen und schrieb daraufhin die „Göttliche Komödie“.
Einer der schönsten Plätze des Landes
Wenige Meter entfernt liegt die Piazza delle Erbe. Der von historischen Bauten und Monumenten gesäumte Platz ist seit Jahrhunderten Dreh- und Angelpunkt des sozialen Lebens der Stadt und gilt als einer der schönsten Plätze Italiens. Mit ihrem Namen „Platz der Kräuter“ erinnert die Piazza an den früheren Gemüse- und Kräutermarkt, der sich einst hier befand. „Knoblauch und Zwiebeln nach Herzenslust“, notierte Goethe im September 1786, als er während seiner berühmten Italienreise mehrere Tage Station in Verona machte. Heute überragt allerdings der Kaffeeduft aus den zahlreichen Bars rings um die Piazza. Zu Zeiten der Römer war der Platz das „Forum Romanum“, der Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens. Auf der Südwestseite stand das Kapitol, die heutigen Gebäude stehen auf dessen Fundamenten. Hingucker und Herzstück der Piazza ist die „Fontana di Madonna Verona“ aus dem Jahr 1368. Der Brunnen mit der Madonnenstatue gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt und ist beliebter Treffpunkt von Touristen und Veronesern.
Unweit der Piazza delle Erbe steht die Casa di Giulietta, das Haus der Julia, die mit Abstand größte Touristenattraktion der Stadt. Dass die Geschichte über das berühmteste Liebespaar der Welt reine Fiktion ist und Shakespeare selbst nie in Verona war, tut der Beliebtheit keinen Abbruch. Vor allem im Sommer ist es fast unmöglich, in den Innenhof zu gelangen – zu groß ist der Besucherandrang. Für die Fans der Tragödie ist es ein Muss, sich auf dem Balkon, auf dem Julia die berühmten Worte „Es war die Nachtigall, nicht die Lerche“ sprach, fotografieren zu lassen. Oder zumindest mit der Julia-Statue im Hof. Berührt man ihre rechte Brust, so der kuriose Aberglaube, ist einem ewiges Liebesglück hold.
Die Wände des Durchgangs, der zum Innenhof führt, glichen jahrelang einem Schlachtfeld von Herz und Schmerz. Sie waren mit Herzen und kunterbunten Liebes-Kritzeleien bedeckt und gepflastert mit Zetteln voller Liebesschwüre. Paare aus allen Teilen der Welt glaubten fest daran, dass ihre Liebe ewig hielte, wenn sie eine Nachricht an ihre „Schutzpatronin“ Julia hinterließen. „Kunstwerk der Liebe“, nannten es viele. Im Herbst 2019 wurden sie entfernt und die Wände weiß getüncht – wer heute bei einer Kritzelei auf die Wand oder dem Anheften eines Zettels erwischt wird, muss mit Geldstrafen von bis zu 3.000 Euro rechnen. In dem mittelalterlichen Palast, in dem sich die Casa di Giulietta befindet, residierte einst eine Familie dal Cappello, die der Straße ihren Namen gab. 1905 wurde das Gebäude von der Stadt erworben und in den 1930er-Jahren zu der Touristenattraktion ausgebaut, die sie heute ist. Die Innenräume samt Einrichtung dienten 1968 als Kulisse für den mit zwei Oscars ausgezeichneten Film „Romeo und Julia“ von Franco Zeffirelli. Mitten im Zentrum steht das älteste und berühmteste Gebäude der Stadt, die Arena di Verona, das Amphitheater, das die Römer vor 2.000 Jahren erbaut haben. Damals war die Arena Schauplatz von Gladiatorenkämpfen, dem kulturellen Highlight der Römer – Tausende ließen bei den Kämpfen ihr Leben.
Opern und Konzerte kann man hier sehen
Heute wird hier nur noch auf der Bühne der Oper gestorben – und dann auch nur vorgetäuscht. Im Jahr 1278 fand in der Arena die letzte große Katharer-Hinrichtung statt, bei der 178 Anhänger dieser Glaubensrichtung verbrannt wurden. Seit 1913 wird die Arena wieder als Theater genutzt. Die erste Aufführung fand am 10. August 1913 anlässlich des 100. Geburtstags von Giuseppe Verdi statt. Auf dem Programm stand die Oper Aida – seitdem ein Dauerbrenner in der Arena, die heute aufgrund ihrer ganz besonderen Akustik weltweit eines der berühmtesten Freilichtopernhäuser ist. Bis zu 22.000 Zuschauer finden auf den Steinstufen Platz. Alle Größen der Oper sind in den vergangenen Jahrzehnten in der Arena aufgetreten – Maria Callas hatte hier im August 1947 ihr italienisches Debüt als „La Gioconda“. Nicht nur Opern, auch zahlreiche Pop- und Rockkonzerte finden im Sommer in der Arena statt.
Wird es in der Stadt zu heiß, ist der schattige Giardino Giusti mit seinen hohen Zypressen, Springbrunnen und Marmorstatuen ein hervorragender Fluchtort. Das fand schon Goethe. Der terrassenförmige Garten hinter dem Palazzo Giusti im Osten der Stadt entstand um das Jahr 1570. Errichten ließ ihn die Familie Giusti, die Florenz aus politischen Gründen verlassen musste und sich in Verona niederließ. Eine jahrhundertealte Zypressenallee teilt den Garten in der Mitte. Dahinter befindet sich auf einem steilen Hang der wilde Teil des Gartens, zu dem eine Treppe im Felsen führt. Hier oben bietet sich nicht nur ein fantastischer Blick auf den Garten und Verona, man findet auch stille Ecken mit Bänken.