Zwei Jahre lang fiel er aus, doch nun bot der Berufsorientierungstag der weiterführenden Schulen in Saarburg jungen Menschen erneut die Möglichkeit, sich über zahlreiche Möglichkeiten für eine Ausbildung zu informieren. Mit dabei war die Victor’s Group.
Claudia Spieles steht ihren Mann. Vor gut 20 Schülern und Schülerinnen stellt sie ihren Arbeitgeber vor: die Bundeswehr. Spieles ist Hauptfeldwebel und Karriereberaterin im Karriereberatungsbüro Trier und nimmt am Berufsorientierungstag der weiterführenden Schulen im nahe gelegenen Saarburg teil. 10.000 Bewerbungen für eine Ausbildung zum Offizier trudeln jährlich bei der Bundeswehr ein, wie sie erzählt – doch nur circa 1.000 davon werden eingestellt. Ihrer Schätzung nach sind davon etwa 30 bis 40 Prozent weiblich. Das ist ihr wichtig zu erwähnen, da das Thema Frauen in der Bundeswehr seitens der Schülerinnen und Schüler immer wieder zu Nachfragen führt.
So stellt sie in ihrer Präsentation auch kurz die erste Hubschrauberpilotin der Bundeswehr vor und erklärt, diese sei in ihrer neuen Rolle regelrecht aufgeblüht. „Man muss auch selbst wissen: Wo ist meine Priorität?", erklärt sie auf die Frage nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Neben dem Flugbereich bergen auch die Stellen im medizinischen Bereich gute Zukunftsaussichten. „Gesund sein muss man immer", erklärt Claudia Spieles. Laut bundeswehr.de sind derzeit rund 265.000 Männer und Frauen bei der Bundeswehr beschäftigt – in Uniform, aber auch in Zivil.
Neben der Bundeswehr sind an dem Berufsorientierungstag auch die Vorträge von Zoll und Bundespolizei beliebt, wie Berufsschullehrer Hans Löber berichtet. Er ist an der Geschwister-Scholl-Schule tätig, eine Berufsbildende Schule mit Standorten in Saarburg und in Hermeskeil in Rheinland-Pfalz. „Jedes Jahr veranstaltet unsere Schule in Kooperation mit der Realschule-Plus Saarburg und dem Gymnasium Saarburg einen gemeinsamen Tag der Berufsorientierung", erklärt er. Rund 400 Schüler hatten sich angemeldet und konnten den Workshops von 25 Anbietern von Ausbildungsplätzen lauschen – und sich selbst auch in verschiedenen Berufen ausprobieren.
Wie die Bundeswehr ist auch die Victor’s Group ein überregionaler Arbeitgeber, hat Verwaltungen in den Groß- und Landeshauptstädten Berlin, München und Saarbrücken. Stark vertreten ist das Unternehmen im Segment Seniorendienstleistungen. Das 1977 gegründete Unternehmen bietet bundesweit in mehr als 120 Einrichtungen 18.400 Plätze für Pflege und Betreutes Wohnen. Das Unternehmen fokussiert sich bei seiner Vorstellung an diesem Tag jedoch auf die Victor’s Residenz-Hotels, wo derzeit rund 800 Mitarbeiter in 14 Hotels in den Bereichen Housekeeping, Empfang, Verwaltung, Bankett, Küche und Service in Deutschland arbeiten – rund 100 davon sind Azubis.
Wie genau das gastronomische Leben heute aussieht, erklärten Katja Schäfer, Personalmarketing Saarland der Victor’s Group, Conny Strate vom Personalbüro in Perl-Nennig an der luxemburgischen Grenze und Fabiana Pirritano, Management Trainee an mehreren Standorten in Deutschland. Grundsätzlich bestehe bei Victor’s die Möglichkeit für eine Ausbildung in den Bereichen Küche, Gastronomie und Hotel. Ausgebildet werde als Koch oder Fachkraft Küche, als Fachmann-/frau für Restaurants und Veranstaltungsservice, Fachkraft für Gastronomie, als Hotelfachmann-/frau und Kaufmann-/frau für Hotelmanagement. Einige Berufe wurden umstrukturiert oder sind ganz neu, etwa Fachkraft für Gastronomie, der besonders geeignet für junge Leute ist, deren Stärken in der Praxis liegen. Die Ausbildungszeit ist verkürzt, beträgt hier nur zwei Jahre.
Katja Schäfer erklärte, dass der Arbeitsraum vor allem in größeren Küchen in verschiedene Aufgabenbereiche unterteilt ist: „Einer ist beispielsweise nur für Soßen und Suppen zuständig." Als Koch müsse man auch immer den Wareneinsatz im Auge behalten, etwa für Gesellschaften mit mehr als 100 Personen. Dennoch zähle: „Wenn man kreativ ist, kann man sich richtig schön austoben." Als Fachmann oder Fachfrau für Restaurants benötige man hohe Kompetenz im Speise- und Getränkebereich, um den Gästen beispielsweise passende Weinempfehlungen auszusprechen. Hotelfachmänner beziehungsweise -frauen seien hingegen die „Allrounder", wie sie erzählte. „Mit einer Ausbildung haben Sie bei Victor’s eine sehr gute Übernahmechance", warb sie um Bewerbungen.
Die Berufe nicht nur theoretisch zu erfahren, war erklärtes Ziel des Berufsorientierungstages. Deswegen zeigte Conny Strate anhand einiger Beispiele die Praxis der Ausbildungszeit. Dazu gehören etwa das korrekte Falten von Servietten, beispielsweise zu einer eleganten Bestecktasche, oder auch das korrekte Tragen eines mit einer Wasserflasche bestückten Tabletts. Hier machte Mara von der Realschule-Plus eine gute Figur, auch wenn sie beim Abstellen fast das Getränk über eine Mitschülerin goss. Außer großem Gelächter passierte jedoch nichts weiter – aus Fehlern lernt man schließlich. Beim Gewürzeriechen machten Elias und Rick fast alles richtig. „Das ist Curry!", sagte Elias. Rick war sich nicht ganz sicher: „Das ist Thymian – oder doch Rosmarin?"
Auch Praktika und Traineeprogramme sind als Einstieg gut
Dass Victor’s nicht nur als Ausbildungsplatz und dann als Arbeitgeber eine gute Wahl ist, zeigte sich bei Fabiana Pirritano. Die 24-Jährige hatte bei einem anderen Betrieb Hotelfachfrau gelernt, war dort aber nicht wirklich glücklich. Eine Freundin von der Berufsschule habe ihr letztlich den Rat gegeben, sich bei der Victor’s Group zu bewerben. Gesagt, getan. Nun absolviert sie also ihr Traineeprogramm und erzählte aus ihrem ganz eigenen Nähkästchen: „Woher wollt ihr wissen, was ihr in 40 Jahren machen wollt? Hotel ist so viel mehr – euch steht die Welt offen!", animierte sie, sich bei Victor’s zu bewerben. Ihr Traineeprogramm etwa führe sie als eine Art Weiterbildung auch an andere Standorte der Gruppe, in ihrem Fall Berlin. Sie selbst sei jedenfalls restlos überzeugt vom Unternehmen.
Dass die Arbeit in der Gastronomie keine leichte ist, daran ließ Stefan Metzdorf keinen Zweifel. Der Landrat des Kreises Trier-Saarburg ließ es sich nicht nehmen, dem Klassenraum einen Besuch abzustatten, in dem sich die Victor’s Group präsentierte. Er selbst hatte eine Ausbildung als Koch absolviert, „im ersten Leben", wie er es ausdrückte. Er zeigte sich positiv erstaunt darüber, wie hochprofessionell gastronomische Betriebe heute seien. Zu seiner Zeit habe es natürlich noch keine Apps gegeben, mit denen man beispielsweise Bräunungsgrade oder Garpunkte fürs Gemüse einstellen oder überprüfen könne.
Der Berufsorientierungstag sollte jedoch auch vor allem dazu dienen, den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten der beruflichen und der schulischen Weiterbildung aufzuzeigen. „Wir wollen euch neugierig machen", drückte es Holger Schornick in seiner Begrüßungsrede aus. „Wir in der Gegenwart müssen etwas für eure Zukunft tun", appellierte er sowohl an die Lehrkräfte selbst als auch an Politik und Institutionen, eben alle „Möglichmacher". Man müsse dem Fachkräftemangel entschlossen entgegentreten.
Ein Beispiel, wie man gerade als in der Region verwurzelter Arbeitgeber auftreten kann, zeigte die Holzbau Kohn GmbH. Ludwig Kohn jun. übernahm seinerzeit den Betrieb von seinem Vater und bildete selbst Dutzende Azubis aus. In seinem Raum erklärte er den vorwiegend männlichen Interessenten unter anderem, wie man Eichenholz und anhand der Baumringe das Alter des Baumes erkennen könne. Er verwies darauf, dass seine Tätigkeit auch als Grundlage für ein späteres Studium, etwa als Architekt, sehr gut geeignet sei. „Handwerk ist schön. Es ist etwas so Tolles", brachte er seine Leidenschaft auf den Punkt.
Neben einer klassischen Ausbildung und darauffolgenden Weiterbildungen oder einem Studium sind auch Praktika eine gute Möglichkeit, in einen Betrieb oder in einen Beruf hineinzuschnuppern, wie Katja Schäfer von Victor’s sagte. So könne man etwa jeden Tag eine andere Abteilung kennenlernen und sich ein umfassendes Bild machen. „Man bekommt zumindest schon mal eine Ahnung", wie sie sagte. Mancher Victor’s-Bewerber habe sich sogar schon explizit auf diesen Berufsorientierungstag bezogen.