Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Wer dieses Zitat von Hermann Hesse hervorzaubert, meint es in aller Regel optimistisch. Ob das alle so sehen, die zwei Monate nach der Landtagswahl vor einem Neuanfang stehen? Also mehr oder minder alle außer dem klaren Wahgewinner.
Die CDU tut sich erkennbar schwer vor ihrem Parteitag, bei dem eine Führung für diesen neuen Anfang gewählt werden soll. Dass die nicht zu beneiden sein wird angesichts der Aufgaben, die die Aufarbeitung der Wahlniederlage erfordern, war ohnehin klar. Ein kleiner Vorgeschmack war bei den Regionalkonferenzen mit der Basis zu erleben. Und schon dabei war zu ahnen, dass das, was dort an (Selbst-)Kritik formuliert wurde, noch längst nicht alles sein dürfte, was die Partei aufzuarbeiten hat.
Dann gestaltete sich auch noch die Formierung einer neuen Führungsspitze hakeliger als gedacht. Die Vorsitzende der Frauen-Union sieht sich mit mangelnder Unterstützung durch die Kreisbasis konfrontiert. Bemerkenswert beim viel diskutierten Frauenproblem der Partei. Der Ex-Finanzminister, für viele ein möglicher Hoffnungsträger, wechselt zu Saartoto. Und je klarer die Folgen des Regierungsverlustes werden, umso rumpeliger wird es.
Wie es scheint, wird manchem in der Partei erst allmählich klar, dass diese Niederlage mehr ist als ein bloßer Betriebsunfall als Folge einer Ansammlung unglücklicher Umstände.
So richtig zauberhaft wird der bevorstehende Parteitag wohl nicht, das war aber auch nicht ernstlich zu erwarten. Es wird sich einiges neu zusammenrütteln müssen. Und in diesem Fall sind Personalfragen in der Tat wichtiger als Inhalte. Dass die Partei nicht in zwei Monaten aufholen kann, was sie in langen Regierungsjahren hat schleifen lassen, ist klar. Umso entscheidender ist, mit wem an der Spitze die Partei in diesen Prozess einer inhaltlichen Neuaufstellung geht. Stephan Toscani ist sicher ein landespolitisches Schwergewicht mit ungemein viel Erfahrung. Zaubern kann er alleine aber auch nicht.
Das Ziel, sich in zwei Jahren bei den Kommunalwahlen wieder zurückzumelden, ist außerordentlich ehrgeizig. Ob es eine realistische Basis hat, darüber wird dieser Parteitag erste Auskünfte geben.