Rehlingen wird am Pfingstsonntag 2022 wieder zum Treffpunkt der Leichtathletik-Elite. Nationale und internationale Weltklasse-Athleten springen, laufen und werfen im Bungertstadion um Bestwerte, Prämien und WM- und EM-Qualipunkte.
Höher, schneller, weiter – am 5. Juni 2022 findet die 57. Auflage des Pfingstsportfestes des LC Rehlingen statt. Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie dürfen auch wieder Zuschauer uneingeschränkt am Leichtathletik-Spektakel im Bungertstadion teilhaben. Zum zweiten Mal trägt das Meeting das Bronze-Qualitäts-Label des Weltverbandes (WA) als Etappe der „World Athletics Continental Tour". Damit verbunden sind hohe Ansprüche, was die internationale Besetzung durch Topathleten, die technische Ausstattung und die Leistungsprämien betrifft. Die Athleten können in Rehlingen zusätzliche Qualifikationspunkte für Europa- und Weltmeisterschaftsteilnahmen sammeln.
„Die Vorfreude ist besonders groß"
„Die Vorfreude in diesem Jahr ist besonders groß", sagt der Orga-Chef der Veranstaltung und Vorsitzende des ausrichtenden LC Rehlingen, Thomas Klein. „Wir freuen uns auf einen normalen Ablauf mit Zuschauern und allem Drum und Dran", erklärt er. Mit „wir" meint er nicht nur das Orga-Team, sondern alle Athletinnen und Athleten sowie Helferinnen und Helfer. Trotz großer Konkurrenz am Pfingstwochenende durch hochkarätige Meetings in Polen, den Niederlanden und Berlin ist es den Rehlingern erneut gelungen, nationale und internationale Topathleten ins Saarland zu locken. „Wir werden viele nationale Heroes hier haben und haben es auch geschafft, eine internationale Konkurrenz zusammenzustellen", sagt Klein und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Wir werden den Zuschauern wieder interessante und spannende Wettkämpfe beim weltgrößten Leichtathletik-Dorffest bieten können."
So kommt beispielsweise der zweimalige Kugelstoß-Weltmeister David Storl ins Bungertstadion, wo er unter anderem auf den Saarlandrekordler und deutschen Hallen-Vizemeister Valentin Moll trifft. Storl hatte aufgrund von Rückenbeschwerden auf die Olympiasaison und die Hallensaison verzichten müssen. Zugesagt haben auch der Deutsche Hallenmeister Christian Zimmermann und Simon Bayer, Deutscher Meister von 2019. Auch Speerwurf-Europameisterin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken ist am Start. „Die Nähe zu den Zuschauern, die Stimmung in einem vollbesetzten Stadion, genau das macht Spaß und genau deswegen machen wir diesen Sport", sagt die Pfälzerin zu dem beschaulichen Meeting in Rehlingen. Die Wurfwettbewerbe des Pfingstsportfestes, also neben Speerwurf und Kugelstoßen auch das Diskuswerfen, gehören zu der Wettkampfserie des Deutschen Wurfcups, bei denen Männer und Frauen gemeinsam starten.
Eine Paradedisziplin des Pfingstsportfestes ist der Stabhochsprung der Männer. Das zwölfköpfige Teilnehmerfeld wird von zwei Amerikanern angeführt: Der 22-jährige KC Lightfoot übersprang 2021 in der Halle erstmals die magische Höhe von sechs Metern. Bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 bewältigte er im Endkampf 5,80 Meter und landete auf dem respektablen vierten Rang – nur sieben Zentimeter hinter der Bronzemedaille. Ihm zur Seite springt Landsmann Matt Ludwig (Bestleistung: 5,90 Meter). Zum großen deutschen Aufgebot gehören alle drei Olympiateilnehmer Oleg Zernikel, Bo Kanda Lita Baehre und Torben Blech. Der Weltmeister von 2013, Raphael Holzdeppe, ist ebenfalls wieder mit von der Partie und feiert sogar ein kleines Jubiläum: Der Lokalmatador vom LAZ Zweibrücken gehört schon zum zehnten Mal zum Aufgebot in Rehlingen. Angesichts der Vorleistungen der Topathleten dürfte der Stadionrekord in Gefahr geraten. Er steht bei 5,72 Metern und wird gemeinsam von Björn Otto (im Jahr 2012) und Bo Kanda Lita Baehre (2019) gehalten.
Elite bei den Hochsprung-Frauen
Auch der Hochsprung der Männer ist topbesetzt: Europameister Mateusz Przybylko (Bestleistung: 2,35 Meter), der am 22. Mai in Garbsen schon beachtliche 2,26 Meter übersprang, trifft hier unter anderem auf den Olympia-Vierten Andrii Protsenko (2,40 Meter) aus der Ukraine und den Fünften der Hallen-Weltmeisterschaften Thiago Moura aus Brasilien. Am Start ist auch der Vierte der Hallen-Europameisterschaften aus dem Jahr 2021, Juozas Baikstys aus Litauen, der vor einem Jahr als Sieger in Rehlingen seine Bestleistung von 2,27 Metern erzielte.
Im Hochsprung der Frauen wird fast die gesamte deutsche Elite in Rehlingen vertreten. Insbesondere werden die EM-Dritte, Marie-Laurence Jungfleisch, und die Deutsche Meisterin Imke Onnen beim Hochsprung im Fokus stehen. Onnen feierte im Bungertstadion 2019 nach langer Verletzungspause mit übersprungenen 1,92 Metern ein starkes Comeback. Marie-Laurence Jungfleisch gewann den Wettbewerb an gleicher Stelle im vergangenen Jahr – sie hatte zuvor aufgrund eines Achillessehnenrisses lange pausieren müssen. Christina Honsel, U23-Vize-Europameisterin von 2019, hatte noch im März einen Bänderriss am Sprungfuß erlitten und möchte spätestens in Rehlingen auf der Wettkampfbühne ihre Form testen. Hinzu kommt die deutsche Vizemeisterin und Lokalmatadorin Lea Halmas vom SV GO! Saar 05. Starke Konkurrenz erwartet die deutschen Springerinnen aus Usbekistan: Die Olympia-Sechste von Tokio, Safina Sadullaeva (Bestleistung 1,96 Meter), wird ebenfalls dabei sein.
An Top-Athleten mangelt es der traditionellen Veranstaltung also nicht. Auch nicht an Ehrenamtlichen aus dem Verein. Trotz der Einschränkungen in den Vorjahren gab es in keinem Bereich Rückschritte, wie Thomas Klein nicht ohne Stolz berichtet: „Das Vereinsleben hat in den vergangenen zwei Jahren natürlich gelitten und lag zeitweise brach. Deshalb war es uns so wichtig, das Sportfest auch ohne Zuschauer stattfinden zu lassen – damit es uns nicht wegstirbt." Auch im sportlichen Bereich hatten wir als Verein keine negative Entwicklung – im Gegenteil: Nach den Öffnungen hatten wir einen großen Zulauf im Nachwuchsbereich." Dass das Sportfest eben nicht „weggestorben" ist, verdankt der Verein auch der Treue seiner Sponsoren. „Über die Unterstützung der großen und kleinen Sponsoren und auch der öffentlichen Hand sind wir sehr dankbar, und das wissen wir auch zu schätzen", betont Klein und ergänzt: „Es ist toll, dass uns alle unter die Arme greifen und gewillt sind, so ein Sportfest zu erhalten. Der Spruch, der uns jedes Mal an der Landesgrenze entgegenkommt, trifft es einfach: Großes entsteht immer im Kleinen."