Zwar übt Jazz-Gitarrist Ro Gebhardt auf seiner neuen CD „Blue Music For A Blue Planet" Kritik an der Ausbeutung der Natur, doch er bleibt sich dabei musikalisch treu. Im Interview spricht er über den ernsthaften Hintergrund der Songs und stellt zwei besondere Bandmitglieder vor.
Vor Kurzem ist Ihre neue CD „Blue Music For A Blue Planet" erschienen, in der es um Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit geht. Sehen Sie sich als Künstler in der Verantwortung, Stellung zu diesen Themen zu beziehen?
Ich bin Gast auf diesem Planeten. Und außer meiner Spezies leben noch eine ganze Menge anderer kostbarer Wesen auf ihm, die es geschafft haben, in Einklang mit der Natur zu leben. Der Mensch hat diesen Balanceakt immer noch nicht gelernt beziehungsweise wieder verlernt. Nun greift er aber so massiv in die Natur ein, dass er damit alle Lebewesen gefährdet. Ob ich Künstler bin oder nicht, ist bei meinem Engagement für die Natur unerheblich. Man kann sich in jeder Position engagieren.
Trotz des ernsten, nachdenklichen Inhalts klingen die Songs leicht, jazzig und verbreiten gute Stimmung. Wie ist Ihnen das gelungen?
Wenn ich mir einen Elefanten ansehe, einen Jaguar, einen Blauwal, einen Regenwald oder die Wellen eines Ozeans, dann strahlt mir so viel Eleganz, Ästhetik, Balance entgegen, dass ich gar nicht anders kann, als mich davon inspirieren zu lassen und positiv zu strahlen.
Den Song „Could it be" werden Sie bei Ihrem nächsten Konzert am 11. Juni im Big Eppel zum ersten Mal der breiten Öffentlichkeit präsentieren. Sie bezeichnen ihn als „Ode an die Erde" …
Ja, der Song beschreibt den Planeten, seine Einwohner, seine Entwicklung über Millionen von Jahren, als unseren Gastgeber, Mutter, Beschützer, Lebensspender. Es geht auch darum, inwieweit wir erwarten dürfen, dass wir uns von der Erde nehmen dürfen, was wir wollen. Und vor allem, wie viel wir uns davon nehmen dürfen. „Could it be" sollte eigentlich ein Dankeschön an unseren Planeten sein, aber der Song ist zugleich auch eine Warnung im Hinblick auf die maß- und sinnlose Ausbeutung der Natur.
Gesungen wird „Could it be" von Nina Links – sowohl auf der CD als auch live auf der Bühne des Big Eppel. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit der Sängerin, die man hierzulande auch als Musicaldarstellerin am Saarländischen Staatstheater kennt?
Nina ist eine andere Generation als ich. Aber das sind die meisten meiner Bandkollegen mittlerweile. Ich habe sie als 14-Jährige kennengelernt. Sie war damals in einem Ensemble, das ich betreute. Wir haben uns dann viele Jahre aus den Augen verloren, aber losen Kontakt gehalten. Als ich sie dann vor circa einem Jahr wieder gehört habe, war klar, dass das passt. Sie ist ein sehr humorvoller, positiver Mensch und hat eine große Flexibilität in ihrem musikalischen Denken.
Zudem gibt es an dem Abend einen ganz besonderen Bassisten zu erleben: Ihr 15-jähriger Sohn Alec, mit dem Sie schon öfters aufgetreten sind. Wird er als Musiker in Ihre Fußstapfen treten?
Das kann gut sein, denn Talent hat er zweifelsohne. Er ist für sein Alter sehr sicher, hat eine tolle Technik, gute Rhythmik und sehr viel Gefühl für seine Position in einer Band. Ich bin gespannt und lasse mich überraschen. Wir haben sehr viel Spaß beim gemeinsamen Üben. Manchmal wird auch gestritten, aber bis jetzt haben wir uns immer wieder versöhnt. Wir sind uns musikalisch erst durch die Corona-Isolation richtig nahegekommen. Das ist für mich der einzig positive Effekt von der Seuche geblieben, ansonsten war es eine pure Katastrophe für uns Künstler.
Während der Corona-Pandemie durften Sie nicht live vor Publikum auftreten und mussten viele Konzerte absagen. Nun ist Ihr Terminkalender wieder voll. Worauf darf sich das Publikum am 11. Juni freuen?
Wir werden im Big Eppel ein sehr buntes Programm spielen: Jazz, World, Latin, ein wenig Blues, ein wenig Pop – aber natürlich alles in unserem Style. Es gibt viele eigene Sachen zu hören, aber auch interessant arrangierte Klassiker. Die Besetzung ist diesmal ohne Keyboards, also recht offen. Das gibt mir als Begleiter und Solist viel Raum. Ich freue mich sehr drauf!