Bund und Länder beraten einen Anti-Corona-Plan für den Herbst. Gleichzeitig gibt es weltweit 360 Projekte, bei denen an Verbesserungen von Impfstoffen und der Entwicklung einer zweiten Generation von Impfstoffen geforscht wird.
Derzeit sieht alles ziemlich entspannt aus in Sachen Pandemie. Vor einem Jahr hätte eine Sieben-Tage-Inzidenz von über 200 Anfang Juni noch für einige Aufregung gesorgt. Das ist heute anders. Zum einen sicher, weil sich die Zahlen nach den extremen Werten zum Jahresbeginn in der Tat vergleichsweise entspannt lesen. Zum anderen aber auch, weil durch Impfungen schwere Verläufe einer Infektion deutlich gemildert sind.
Angesichts der stagnierenden Impfzahlen gibt es allerdings keinen Anlass, beruhigt vor allem in Richtung Herbst zu blicken. Das sehen auch Bundesregierung und die Länder so. Mitten in den Diskussionen um den Ukraine-Krieg und die Folgen rund um Inflation und Energiepreis setzen Bund und Länder bei ihrem Spitzentreffen Anfang Juni die Pandemie auf die Tagesordnung. Noch einmal einen nur halbherzig vorbereiteten Herbst will keiner mehr.
Schnellschüsse aber auch nicht. Der von der Ampel-Regierung eingesetzte Krisenstab soll erst einmal Berichte vorlegen, um dann über Maßnahmen zu reden. Länder fordern schon jetzt einheitliche Regelungen, um etwa Maskenpflicht und vergleichbare bekannte Maßnahmen im Fall der Fälle sofort umsetzen zu können.
Der Fall der Fälle wäre beispielsweise eine neue Variante des Virus. Und derartiges macht sich bereist bemerkbar. Anfang Mai meldete Südafrika steigende Zahlen wegen neuer Varianten mit den Bezeichnungen BA.4 und BA.5. Steigende Zahlen wurden auch aus Portugal gemeldet. Aber noch ist die Gesamtentwicklung unklar.
359 Impfstoff-Projekte weltweit
Viren mutieren permanent, und jede neue Variante, die sich durchsetzt, ist ansteckender. Zunächst hatte Alpha den Ursprungsvirus verdrängt, dann setzte sich Delta durch, schließlich verdrängte Omikron die Delta-Variante, die aber immer noch vorhanden ist.
Omikron war die bislang ansteckendste Variante, daher auch die extrem hohen Infektionszahlen. Allerdings waren die Verläufe in der Regel weniger dramatisch als beim Vorgänger.
In Portugal war mit dem raschen Anstieg der Zahlen im Mai schnell die Diskussion um eine erneute Maskenpflicht und Ähnliches im Gange. Das Beispiel zeigt, wie rasant eine neue Entwicklung ein Land erwischen kann.
Gleichzeitig läuft die Entwicklung von Impfstoffen unterschiedlichster Art weltweit weiter auf Hochtouren. Schließlich wird Impfen weiterhin und auf absehbare Zeit das entscheidende Mittel im Kampf gegen die Pandemie und für ein Leben mit möglichst wenig Einschränkungen bleiben.
Weltweit verzeichnet die Weltgesundheitsorganisation WHO Anfang Juni exakt 359 Impfstoffprojekte. Dazu kommt eine etwa zweistellige Zahl von noch nicht angemeldeten Projekten. Deutschland zählt zu den Ländern mit den derzeit meisten Projekten.
Die Forschungen verfolgen unterschiedliche Ziele. Zum einen eine noch bessere Anpassung vorhandener Impfstoffe an neue Varianten des Virus. So wird erwartet, dass in absehbarer Zeit ein Biontech-Impfstoff zugelassen wird, der auf die Omikronvariante eingestellt ist. Bei den Impfstoffen der sogenannten ersten Generation hatte sich gezeigt, dass ihre Wirksamkeit bei neuen Varianten etwas geringer ist, wobei der Impfschutz durch Booster-Impfungen deutlich erhöht wird. Bei den neuen Forschungen ist deshalb auch ein Ziel, neue Impfstoffe speziell für Booster-Impfungen zu entwickeln.
Andere Forschungen zielen auf Impfstoffe der zweiten Generation ab. Sie sollen durch eine starke Immunabwehr direkt in den Atemwegen dafür sorgen, dass niemand, der sich das Virus eingefangen hat ohne selbst zu erkranken, andere ansteckt. Bis dahin ist es aber noch ein Stück des Weges.
Für den bevorstehenden Herbst gilt jedenfalls nach wie vor, belegt durchzahlreiche Studien, eine Grundimmunisierung plus Booster als wirksamster Schutz. Omikron hat gezeigt, wie rasend schnell die Entwicklung gehen kann.