Wer sich für einen neuen Flachbildfernseher entscheidet, kann heute schnell mehrere Tausend Euro loswerden. Das muss allerdings nicht sein. Wer geben Tipps, worauf Laien achten sollten und wie sie unnötige Kosten vermeiden können.

Größer, schärfer, teurer – das ist seit einigen Jahren der Trend bei Fernsehgeräten. Galt bis vor einigen Jahren vielen Herstellern noch 3D-Technik als Mehrwert und damit als Verkaufsargument, haben die großen fünf – LG, Samsung, Sony, Panasonic und Philips – bei ihren Geräten nach und nach klammheimlich darauf verzichtet (siehe Seite 32). Inzwischen ist es fast unmöglich, noch ein aktuelles Modell zu bekommen, das die einst gehypte Technik unterstützt. Stattdessen konzentrieren sich die Hersteller darauf, immer bessere Displays mit immer satteren Farben und immer höheren Kontrasten anzubieten.
Gleichzeitig werden die Flachbildschirme immer größer. Inzwischen sind Bildschirmgrößen zwischen 48 und 65 Zoll (122 bis 165 Zentimeter Bildschirmdiagonale) Alltag, doch auch 75 bis 88 Zoll Größe sind längst keine Seltenheit mehr. Einen wichtigen Punkt sollte man dabei nicht aus dem Blick verlieren: Je größer der Bildschirm, desto größer ist der Stromverbrauch. Liegt ein durchschnittlich großer LED-Fernseher (50 bis 55 Zoll) bei etwa 100 Watt pro Stunde, verbraucht ein gleich großer OLED-Fernseher bereits im Schnitt 150 bis 250 Watt. Größere Geräte ziehen entsprechend mehr, und auch im Stand-by-Modus ziehen alle Geräte Strom.
Inzwischen haben auch die Hersteller dies erkannt und rüsten viele zuletzt stiefmütterlich behandelte Fernsehgrößen deutlich unterhalb der 50-Zoll-Marke mit neuester Technik aus. Noch im Laufe dieses Jahres sollen mehrere kleinere Geräte in den Handel kommen, die mit der aktuellen Technik großer High-End-Geräte ausgerüstet sind (siehe Seite 34).
Doch wie findet man als Kunde überhaupt den richtigen Fernseher bei all den unterschiedlichen Größen und Standards? Die gute Nachricht: Man muss nicht mehrere Tausend Euro ausgeben, um ein vernünftiges Gerät zu bekommen. Die Preise großer Fernseher sind in den vergangenen Jahren stark gesunken. Wer auf die stets neueste und beste Technik Wert legt, muss wie sonst überall auch natürlich deutlich tiefer in die Tasche greifen. Alle anderen finden bereits zwischen 1.000 und 1.500 Euro sehr gute Geräte, und selbst für unter 1.000 Euro bekommt man Technik, bei der man zwar Abstriche bei der Bildqualität machen muss, die aber vollkommen alltagstauglich ist.
Eine erste Orientierung für überforderte Kunden können Tests von Fachmagazinen oder Verbrauchermagazinen sein. Stiftung Warentest etwa bietet regelmäßig solche Tests an, die gegen eine Gebühr von fünf Euro im Internet per PDF-Download abrufbar und insbesondere für Laien sehr hilfreich sind. Tests von „Computerbild" etwa sind in aller Regel sogar kostenfrei. Gleiches gilt für Tests anderer Magazine.
Bei der Entscheidung für einen neuen Fernseher stellt sich zuallererst die Frage nach der richtigen Größe. Diese orientiert sich in aller Regel an den räumlichen Begebenheiten in den eigenen vier Wänden und dem empfohlenen Sitzabstand. Lange Zeit galt die Faustregel, dass der Abstand vom Display die dreifache Bildschirmdiagonale betragen sollte, damit man ein klares Bild und nicht etwa einzelne Pixel erkennen kann. Bei einem 55-Zoll-Gerät mit einer Bildschirmdiagonale von 122 Zentimetern würde diese bedeuten, dass man also knapp 3,70 Meter vom Gerät entfernt sitzen sollte. Dies gilt heute aber nur noch für Full-HD-Geräte mit einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel. Bei einem UHD-Gerät (3.840 x 2.160 Pixel) ist die Pixeldichte viermal so hoch. Der empfohlene Mindestabstand halbiert sich dadurch. Das alte Argument, dass das Zimmer zu klein für einen größeren Fernseher ist, wird mit der höheren Auflösung also hinfällig. Selbst bei einem 65-Zoll-Gerät mit UHD-Auflösung reicht bereits ein Mindestabstand von 2,5 Metern.
Nächster Punkt bei der Entscheidung ist das im Gerät verbaute Display. Soll es ein LCD-Fernseher sein oder ein OLED-Gerät? Langjähriger Standard sind Displays mit Flüssigkristallen und LED-Hintergrundbeleuchtung. Zu den Neuentwicklungen gehören mit sogenannten Nanopartikeln ausgestattete LCD-Fernseher, die oft unter den Begriffen LED, Nanocell (Hersteller LG), QLED (Hersteller Samsung und zunehmend Hisense) oder Triluminos (Hersteller Sony) vermarktet werden.

Bei OLED-Fernsehern leuchten die einzelnen Bildpunkte selbst. Im Gegensatz zu LCD-Displays brauchen sie also keine Hintergrundbeleuchtung. Die Pixel lassen sich technisch einzeln ansteuern. Das führt dazu, dass OLED-Displays im Vergleich zu herkömmlichen LCD-Displays ein sehr sattes Schwarz darstellen können. Dies wird damit erreicht, dass Pixel schlicht im ausgeschalteten Zustand nicht mehr leuchten. Mit Nanopartikeln, sogenannten Quantum Dots ausgestattete LCD-Geräte, sind entsprechend vergleichbar mit OLED-Bildschirmen.
Im Laden stets die Einstellungen testen
Ein weiterer Vorteil besserer Bildschirmtechnik: Sitzt man nicht zentral, sondern etwas seitlich vor dem Bildschirm, ist die Bilddarstellung deutlich besser als bei klassischen LCD-Bildschirmen. Denn grundsätzlich büßen Flachbildfernseher beim Blick von der Seite deutlich an Kontrast ein. Wer also ständig mit der Großfamilie vor der Glotze sitzt oder sich beispielsweise regelmäßig mit Freunden zum gemeinsamen Fußballschauen trifft, sollte beim Kauf unbedingt den Betrachtungswinkel in die Kaufentscheidung einbeziehen.
Häufig lässt sich in Sachen Bild und Ton noch einiges aus dem Fernseher rausholen. Ab Werk sind die meisten Geräte nur unzureichend optimiert. Zumal viele Hersteller unterschiedliche Modi für unterschiedliches Fernsehvergnügen anbieten – etwa individuelle Einstellungen für Film, Sport oder auch Gaming, wenn eine Konsole angeschlossen ist. Umgekehrt sollte man sich beim Besuch im Fachgeschäft nicht vom dort gezeigten Bild und eingestellten Ton blenden lassen. In aller Regel laufen auf den Fernsehern bei Media Markt, Expert und Co. spezielle Präsentationsprogramme, die das Beste aus den Geräten herausholen sollen und meist ideal auf die Umgebungshelligkeit abgestimmt sind. Der Ton wird vor Ort häufig von Zusatzgeräten wie Soundbar oder Heimkino-Anlage künstlich aufgepeppt.
Wer die Alltagstauglichkeit des Displays und die Schärfe des Bildes sowie den Ton vor Ort testen möchte, sollte den Verkäufer bitten, verschiedene Programme durchzuschalten – von Film über Nachrichtensendung bis hin zum Sportprogramm. Sind etwa Helligkeit und Kontrast schon aufs Maximum hochgeregelt, ist das kein gutes Zeichen. Gleiches gilt, wenn das zuvor perfekte Bild beim Fußball oder dem laufenden Nachrichtenband Schlieren zieht. Für Fußball- oder Formel-1-Fans wäre dies ein deutlicher Hinweis, die Finger von diesem Gerät zu lassen. Bei Sportübertragungen sollte der Fernseher auch bei schnellen Bewegungen eine gute bis sehr gute Bildqualität liefern. Moderne Geräte schaffen dies mit einer sogenannten Zwischenbildberechnung. Fehlt diese, ziehen fliegende Fußbälle oder rasende Boliden unschöne Schlieren auf dem Bildschirm hinter sich her. Kunden sollten sich also nicht scheuen, etwas mit den Einstellungen zu spielen.
Gleiches gilt für Kunden, die den Fernseher auch für die Spielkonsole nutzen möchten. Die neuesten Generationen wie Play Station 5 oder Xbox Series X sind Hightech-Geräte, die atemberaubende Auflösungen bei gleichzeitig traumhaftem Kontrast und rasanter Bildwiederholungsfrequenz aus den Spielen herausholen. Der Flaschenhals, der die Performance der Konsolen einbremst, ist die jeweilige Displaytechnik der Flachbildschirme. Manche modernen Fernseher unterstützen Bildwiederholraten von bis zu 120 Hertz, die vor allem für schnelle Shooter- und Actionspiele entscheidend sind. Wer also bestmögliche Spielequalität haben möchte, sollte bei der Wahl des Displays keine Kompromisse machen und zur neuesten Technik greifen – auch wenn diese mehr kostet.
Selbst für UHD gibt es derzeit nur überschaubare Inhalte
Klingt hingegen der Ton ohne zusätzliche Geräte dumpf oder gar verzerrt, wird man meist um eine Zusatzinvestition nicht herumkommen, wenn man den Fernseher wegen der Bildqualität unbedingt haben möchte. Hat man ohnehin eine Stereoanlage zu Hause, lässt sich der Fernseher per Cinchstecker oder optisch-digitalem Anschluss ganz einfach damit verbinden. Schon kann man über die Anlage besseren Sound genießen. Wer auf Kabelsalat verzichten möchte, greift zu Bluetooth-Boxen oder -Kopfhörern. Eine andere Möglichkeit ist die bereits erwähnte Soundbar – eine flache Box, die unterhalb des Bildschirms hingelegt oder an die Wand gehängt wird. Vernünftige Geräte beginnen preislich meist um die 250 Euro.

Die Wahl der Auflösung – Full-HD oder UHD – ist letztlich Geschmackssache, wenn der oben erwähnte Mindestabstand zum Bildschirm keine Rolle spielt. Aktuell spielt UHD beim linearen Fernsehen keinerlei Rolle. Allenfalls Streaminganbieter haben entsprechende – wenn auch überschaubare – Inhalte im Angebot. Die öffentlich-rechtlichen Sender bieten ihre Programme kostenfrei sowohl in SD als auch HD an, bei den privaten wie RTL, Sat1 und Co. kostet HD (sogenanntes HD+) Aufpreis, das über eine monatliche Gebühr beim jeweiligen Anbieter hinzugebucht werden kann oder über eine zusätzliche Karte, die in den Fernseher gesteckt wird und etwa 75 Euro jährlich kostet. In manchen Geräten ist das Ganze bereits vorinstalliert und lässt sich gegen Zahlung der Gebühr ganz einfach per Software-Update freischalten.
Deutlich wichtiger bei der Kaufentscheidung sollte sein, dass das Wunschgerät HDR (siehe Seite 27) an Bord hat. HDR steht für High Dynamic Range. Mit dieser Technik können mehr Farbabstufungen und stärkere Kontraste dargestellt werden als bei Bildschirmen ohne HDR. Insbesondere größere Modelle mit UHD-Auflösung sollten unbedingt HDR bieten, denn ohne diese Technik ist die hohe Auflösung wenig sinnvoll.
Mittlerweile sind fast alle Fernseher auf dem Markt sogenannte Smart-TVs. Verbunden mit dem Internet lassen sich so Filme, Serien und Sportsendungen ohne zusätzliche Geräte streamen. Dazu muss der Fernseher per W-Lan oder Lan-Kabel mit dem Internet verbunden werden. Meist sind bereits zahlreiche Apps gängiger Anbieter vorinstalliert. Viele Geräte bieten zudem Aufnahmefunktionen an, wenngleich der dafür vorhandene Speicher meist sehr begrenzt ist. Per USB-Anschluss lassen sich aber bei nahezu allen Geräten Speichersticks oder mobile Festplatten anschließen. Entscheidend ist die Geschwindigkeit, mit der die Speicherarten Daten schreiben und lesen können. Ist sie zu gering, funktioniert das Ganze nicht.