Mike Frantz hat Wort gehalten. Er kehrt mit 35 und nach 14 Jahren zum 1. FC Saarbrücken zurück. Fußball-Profis, die zu ihrem Ex-Verein zurückgekehrt sind, gab es schon einige. Darunter sehr viele Prominente. Bei den meisten war die zweite Zeit nicht mehr so erfolgreich wie die erste. Es gibt aber auch Ausnahmen.
Die Liste der Rückkehrer ist lang und umfasst unglaublich prominente Namen. Jupp Heynckes und Paul Breitner in den 70ern. Pierre Littbarski in den 80ern. Eine ganze Welle in den 90ern mit Andreas Brehme, Lothar Matthäus, Stefan Effenberg, Andreas Möller oder Olaf Thon. Und auch viele in diesem Jahrtausend wie Lukas Podolski, Mario Götze, Michael Ballack, Mats Hummels oder Mario Gomez. Es gibt viele Fußballer, die im Laufe ihrer Karriere schon mal den Schritt zurück in ein bekanntes Umfeld gemacht haben. Manchmal mit Erfolg, oft hielt er sich in Grenzen. Nicht selten auch deshalb, weil die Rückkehr zu einem späten Karriere-Zeitpunkt in einem fortgeschrittenen Alter erfolgte.
Klose erfüllt den Fan-Wunsch nicht
Der Fall von Mike Frantz, der einst von der Folsterhöhe auszog, um Profi zu werden, es bei seinem 1. FC Saarbrücken wurde und nun nach 14 Jahren zurückkehrt, ist aber ein besonderer. Auch Frantz ist schon 35, aber in diesem Fall ist das genau der Grund der Rückkehr. Der Saarländer hat immer gesagt, dass er zum Ende seiner Karriere noch mal bei seinem Heimatverein spielen will. Und er hat Wort gehalten. Es gab Stars, die eine solche Rückkehr immer angekündigt hatten, sie aus verschiedenen Umständen aber nie vollzogen.
Miroslav Klose wollte immer noch mal für den 1. FC Kaiserslautern spielen. Doch der WM-Rekordtorschütze spielte bis 38 bei Lazio Rom auf höchstem Niveau, danach wieder zum FCK in die Zweite Liga zu gehen, wollte er sich dann doch nicht antun. Ex-Nationalspieler Torsten Frings wollte seine Karriere eigentlich bei Alemannia Aachen ausklingen lassen, wo er zum Profi geworden war. Als er 2011 in Bremen aufhörte, erfüllte er sich dann doch lieber den Traum vom Auslands-Abenteuer in Kanada. Danach, 2013, stand sogar im Raum, dass er mit 37 umsonst für die in die Regionalliga abgestürzte Alemannia aufläuft. Das zerschlug sich letztlich jedoch, auch wegen anhaltender Hüftbeschwerden.
Der absolute Rekord-Rückkehrer heißt derweil Claudio Pizarro. Der Peruaner kam von seiner großen sportlichen Liebe einfach nicht los und spielte gleich fünfmal für Werder Bremen. 1999 war er mit 21 von Alianza Lima aus Peru an die Weser gekommen. Er spielte so gut, dass ihn nach zwei Jahren der FC Bayern München verpflichtete. Von dort ging Pizarro zum FC Chelsea, kam aber nicht so zum Zug und ließ sich nach Bremen ausleihen. Er ging zurück nach London und wechselte schließlich fest zu Werder. Er blieb drei Jahre und ging wieder nach München, kehrte nach drei Jahren aber wieder zurück zu Werder. 2017, mit fast 39, schien seine Karriere beendet. Pizarro heuerte aber noch mal in Köln an, wo er abstieg und zudem kaum spielte. So wollte er nicht aufhören – also ging er noch ein letztes Mal nach Bremen und war zwei Jahre lang Edeljoker. Pizarro hält heute viele Rekorde: Unter anderem ist er der älteste Torschütze der Liga und der einzige Spieler, der in 21 Jahren hintereinander in der Ersten Liga traf. Alles aufgestellt im grün-weißen Werder-Trikot. Das ist wahrlich eine Legende. Der „Weser-Kurier" druckte zu seinem Abschied ein 100 Seiten starkes Sonderheft – das umgehend vergriffen war.
Ballack funktionierte nicht
Am Ende war Pizarros Fitness eigentlich längst nicht mehr ausreichend, doch er ist das beste Beispiel, was ein Rückkehrer im Spätherbst der Karriere bewirken kann, wenn der Profi eine besondere Beziehung zum Verein hat. Oft kam der Stürmer nur für eine Viertelstunde, ausgestattet mit vielen Sonderrechten, die sich oft darauf beschränkten, rechtzeitig aus dem Abseits zu kommen. Doch wenn er am Spielfeldrand stand, seine Nummer in die Luft gereckt wurde, sein Name erklang und er sich aufs Spielfeld schleppte, dann ging ein Ruck durch die Mannschaft, durch die Fans, durch das ganze Stadion. Dann hatten selbst im hohen Alter alle das Gefühl, dass hier noch etwas passieren kann. Auch die Gegner, die fürchteten, dass dem einst von Uli Hoeneß „Schlawiner" genannten Schlitzohr das gelingen könnte, wofür ihn Felix Magath einst rühmte: „Er kann mit jedem Körperteil Tore erzielen." Und wenn ihm das mit über 40 gelang, sahen die Gegenspieler alt aus.
Ein prominentes Beispiel, bei dem die Rückkehr zum Karriere-Ende nicht gut funktionierte, war das von Michael Ballack. Er war einst von Kaiserslautern nach Leverkusen gewechselt und erlebte bei Bayer vielleicht die beste Zeit seiner Karriere. Er war der Kopf der Mannschaft, die 2002 ins Champions-League-Finale einzog, wurde später „Capitano" der Nationalmannschaft und wechselte wie Pizarro zum FC Bayern und zu Chelsea. 2010, mit fast 34, kehrte er nach Leverkusen zurück. Er wollte sich aber nicht mit dem Status als Teilzeitkraft zufrieden geben, ja nicht mal mit der als Stammspieler. Er wollte der Leader sein, konnte diesen eigenen Anspruch aber nicht mehr erfüllen. In der ersten Bundesliga-Saison kam er verletzungsbedingt nur auf 17 Spiele, blieb ohne Treffer und bereitete nur ein Tor vor. Im Jahr darauf war die Bilanz mit 18 Einsätzen und zwei Treffern nur unwesentlich besser. Das größte Problem war aber, dass Bayer zu oft seine Mannschaft und Spielweise auf Ballack ausrichten musste. Und dass die Mitspieler darüber die Nase rümpften. Schon nach anderthalb Jahren (als Ballack noch unter Vertrag stand!) gab Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser zu, „dass unsere Überlegungen nicht aufgegangen sind. Von ihm ist zu wenig gekommen. Er kann durch seine Aura auf das Publikum einwirken – das hat er nicht getan."
Sehr bewegte drei letzte Profi-Jahre erlebte nach seiner Rückkehr zum Herzensclub Kaiserslautern Andreas Brehme. Der Weltmeister und Finaltorschütze von 1990 war 1981 aus Saarbrücken in die Pfalz gewechselt und nach fünf starken Jahren nach München weitergezogen. Nach zwei Jahren dort, vier erfolgreichen Saisons bei Inter Mailand und einem Jahr bei Real Saragossa, kehrte er 1993 zurück. 1996, mit 35, wollte er eigentlich seine Karriere beenden. Doch der FCK stieg erstmals aus der Bundesliga ab. Die Bilder, wie Brehme nach dem letzten Spiel in den Armen von Rudi Völler bitterlich weint, haben sich nicht nur jedem Lautern-Fan eingebrannt. So kann ich nicht aufhören, dachte sich Brehme – und ging mit in die Zweite Liga. Stieg mit dem FCK auf und marschierte zur historischen Meisterschaft durch. In der Rückrunde kam Brehme zwar bis zum Ehren-Einsatz am letzten Spieltag nicht mehr zum Zug. Als Identifikationsfigur und für das Mannschaftsgefüge war er aber durchaus ein Baustein beim bis heute einzigen Meistertitel eines Aufsteigers.
BVB mit vielen Rückkehrern
Etwas Pech mit seinem Timing hatte unterdessen Lukas Podolski bei seinem Herzensverein 1. FC Köln. Der Weltmeister von 2014 wird in der Domstadt hymnisch verehrt wegen seiner Art und weil er meist der größte Lichtblick in trüben Zeiten war. Wirkliche Erfolge waren „Poldi" mit dem FC aber kaum vergönnt. Als 18-Jähriger schoss er Köln 2003 in die Bundesliga, erzielte zehn Tore in 19 Spielen, der FC stieg dennoch ab. Mit Torschützenkönig Podolski stiegen die Kölner direkt wieder auf, doch nach dem erneuten Abstieg ging der längst gestandene Nationalspieler schweren Herzens zum FC Bayern. Nach drei Jahren kehrte er zurück, obwohl der FC ihn sich eigentlich nicht leisten konnte. Drei Jahre später stiegen die Kölner abermals ab. Und für Podolski war es wieder Zeit zu gehen. Von einer abermaligen Rückkehr träumte er mehrfach öffentlich. Doch der Wunsch wurde ihm nicht erfüllt. Podolski sei nicht mehr fit genug, er würde zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen und ähnliche Dinge monierten Kritiker. Viele andere Fans sahen das komplett anders. Dennoch erreichte Köln 2017 und 2022 den Europacup. Podolski blieben internationale Spiele mit seinem Club verwehrt.
Die Meister der Rückholaktionen in den vergangenen Jahren waren die Dortmunder, die aber mit kaum einem Comebacker wirklich glücklich wurden. Mit Mario Götze (2001 – 2013 und 2016 – 2020), Nuri Sahin (2001 – 2011 und 2013 – 2018), Shinji Kagawa (2010 – 2012 und 2014 – 2019) und Mats Hummels (2008 – 2016 und 2019 bis dato) kehrten gleich vier Stars der 2011er-Meistermannschaft nach Engagements bei großen Vereinen wieder zurück. In allen Fällen war das erste Engagement das erfolgreichere. Emotional, sportlich aus Sicht des Vereins wie auch individuell betrachtet. Götze erklärte später, er wäre statt zu seinem Ex-Verein besser zu seinem Ex-Trainer Jürgen Klopp gegangen. Der warb mit Liverpool nämlich auch um ihn. Er habe sich dazu „nicht in der Verfassung gefühlt", sagte Götze vor wenigen Monaten: „Es ist immer schwierig zurückzublicken, aber wenn man mich jetzt fragt, dann ja, ich hätte auf jeden Fall nach Liverpool gehen sollen." Er bereue den Schritt zu Dortmund aber nicht. „Ich habe einfach eine falsche Entscheidung getroffen."