Eine humorvolle Vom-Land-In-Die-Stadt-Geschichte, das Abenteuer einer gemeinsamen Aufgabe, eine Frankreichreise mit einem frechen Esel und ein außerirdisch gutes Jugendbuch über das Erwachsenwerden – vier Büchertipps für die Sommerferien für Eltern und Schüler.
Dachs und Rakete – Ab in die Stadt!
von Jörg Isermeyer
ab 5 Jahren
Dieses liebevoll illustrierte Vor- und Erstlesebuch zeigt mit seinen sprachlich feinen Dialogen der liebenswerten tierischen Figuren und auch anhand einiger improvisierter Liedzeilen, wie komisch unsere Zivilisation im Kern ist.
Eines Morgens steht ein Bagger im Bau von Herrn Dachs und seiner besten Freundin, der Schnecke Rakete. Herr Dachs, der ein Erfinder ist, fragt sich, was das soll – und es wird klar, dass hier ein Erlebnispark entstehen soll und sie verschwinden müssen. Auf der Stelle! Die gewitzte Rakete schlägt vor, einfach der Nase zu folgen, denn die habe sie noch nie enttäuscht. Also ziehen die beiden eben mit ihren Siebensachen von der Natur in die Stadt! Dort angelangt, stellen sie schnell fest, dass die Uhren hier etwas anders ticken. Ein herrlicher Spaß zum Vorgelesen-Bekommen, wie auch für den Vorlesenden, denn der durchgehend liebevoll illustrierte Band ist in handliche Portionen aufgeteilt. Ein ernsthaftes wie humorvolles Kinderbuch ebenso einfacher wie pointierter Sprache. Noch diesen Sommer erscheint die ebenso liebenswerte Fortsetzung: „Ein Haus voller Freunde"
Beltz und Gelberg
Gebunden – 120 Seiten, 15 Euro
ISBN 978-3-407-75678-7

Mein Freund Otto, das Blaue Wunder und ich
von Silke Lambeck
ab 8 Jahren
Es ist Sommer! Nichts wie los ins Freibad! Doch als Matti und Otto vor dem Eingang stehen, ist das Freibad geschlossen. Das Geld fehlt, um es zu renovieren. Ende. Aus. Doch wo sollen Matti und Otto nun hin? Das Schwimmbad ist die Antwort auf jede, aber wirklich jede Sommerfrage! Otto und Matti beschließen: Sie müssen etwas tun! Schließlich gehört das Schwimmbad allen. Und ganz besonders den Kindern.
„Mein Freund Otto, das Blaue Wunder und ich" von Silke Lambeck ist eine humorvolle Sommer-Großstadt-Kindergeschichte voller Überraschungen über Erwachsene, die zu schnell aufgeben, und Kinder, die die Dinge in die Hand nehmen. Es geht um Brücken zwischen den Menschen verschiedener Milieus und Generationen, um endlose Sommertage im schönsten Freibad der Stadt. Und ganz ohne pädagogischen Zeigefinger lernen die Lesenden die Wichtigkeit von Gemeinsinn kennen. Denn manchmal muss man die Dinge eben selbst in die Hand nehmen, und zusammen geht vieles leichter. So auch, wenn, wie hier, ein Berliner Freibad gerettet werden muss. Ein wichtiges Buch angesichts der großen Aufgaben vor denen die Gesellschaft und die Menschheit als Ganzes stehen.
Gerstenberg
durchgehend illustriertes Hardcover
232 Seiten,15 Euro
ISBN 978-3-8369-6137-0

Jukli oder wie ich einen kleinen Esel an der Backe hatte und nicht mehr loswurde
von Corinna C. Poetter
ab 10 Jahren
Flora verbringt viel Zeit draußen. In die Schule geht sie nicht so gern. Denn sie wird gemobbt und reagiert darauf entweder mit Boxen oder Abhauen oder beidem. Flora lebt mit ihrer Mama und ihren zwei älteren Brüdern in einer heruntergekommenen Hochhaussiedlung am Rande der Stadt. Nach einer erneuten Mobbing-Attacke in der verlassenen Schrebergartensiedlung trifft sie auf die dort wohnende Romni Mannou. Die seltsame alte Frau lebt dort mit ihren beiden Rieseneseln, und Flora ahnt nicht, dass sich ihr Leben ab diesem Tag schlagartig ändern wird. Denn Mannous Laube wird für Flora zur zweiten Heimat und als die alte Frau verunglückt, ringt sie Flora das Versprechen ab, das störrische Eselfohlen Jukli zu einem Fest nach Frankreich zu bringen. Mit Jukli im Schlepptau begibt Flora sich auf die Reise und erfährt viel über Familienbande, Freundschaft und Mut, über Esel und erstaunlicherweise auch über sich selbst. Und auch die Kultur der Roma wird erfrischend klischeefrei und ohne Kitsch realistisch erfahrbar gemacht. Aber vor allem ist das Buch ein kurioser literarischer Roadtrip quer durch Europa. Mit einem kleinen Esel.
Magellan
Hardcover mit Relieflack
208 Seiten, 15 Euro
ISBN 978-3-7348-4743-1

Henny und Ponger
von Nils Mohl
ab 13 Jahren
Ist es Zufall? Henny und Ponger begegnen sich in der S-Bahn, wo beide das gleiche Buch lesen. Und dann geht alles rasend schnell. Notbremsung. Überstürzte Flucht. Verfolgung. Ein Thriller? Jedenfalls finden sich beide auf der Flucht vor einer Gruppe von Leuten in Anzügen, die eine Menge komischer Fragen stellen. Und bald finden sich die beiden auf einer Reise mit Buick und Wohnwagen auf der Insel Amrum wieder.
Ist es eine Liebesgeschichte? Ponger jedenfalls hält es für eine solche – eine extraterrestrisch gute sogar. Für Henny ist es die letzte Chance, zurück in ihr altes Leben zu kommen. Die spannungsreiche Zeitreise mit Romantik und Retro-Charme, aus der wir nicht mehr aussteigen wollen und deren Ausgang bis zum Schluss offenbleibt, präsentiert sich als eine an Wendemanövern reiche Komposition von großer sprachlicher Wucht. Nils Mohl schafft es, uns mit zwei liebenswürdigen Helden bekannt zu machen, die in einem Universum voller Sprachwitz und Charme nach sich selbst suchen. Eigentlich ein Buch für jeden, der mal jung war.
Mixtvision
gebunden, farbiger Vorsatz
320 Seiten, 18 Euro
ISBN 978-3-95854-182-5