Die Lebensbedingungen sogenannter Nutztiere in der Massentierhaltung ist ein Thema, mit dem sich immer mehr Menschen beschäftigen. Viele verschiedene Interessen prallen aufeinander, weshalb Veränderungen nur schleppend stattfinden. Doch im Grunde ist klar, wohin die Reise führen sollte.
Wie wir in unserem Land mit sogenannten Nutztieren umgehen, steht unserer Gesellschaft schlecht zu Gesicht. Dass die Massentierhaltung tierquälerisch ist, darüber braucht man wohl nicht mehr zu diskutieren. Das sieht auch die Mehrheit hier im Land so. Bei Umfragen spricht sich immer wieder weit über die Hälfte der deutschen Bevölkerung gegen Massentierhaltung aus. Auch renommierte Philosophen beschäftigen sich seit Jahren mit der Frage, wie moralisch unser Umgang mit den uns anvertrauten Tieren ist. Wie zum Beispiel Bernd Ladwig, Professor an der Freien Universität in Berlin, der in seinem neuesten Buch für Tierrechte plädiert. Doch die Politiker bewegen sich im Schneckentempo.Wichtige Reformen und Gesetze zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Nutztiere ziehen sich über Jahre wie eine zähflüssige Masse hin, und manche werden dann kurz vor der Umsetzung auch wieder verworfen oder um weitere Jahre verschoben. Währenddessen müssen die vielen Tiere ihr trauriges Dasein weiterführen, der menschlichen Willkür ausgeliefert, abhängig davon, wann sich Moral und Anstand im Umgang mit fühlenden Lebewesen endlich durchsetzen.
Wandel in der Gesellschaft
Immerhin ist ein Wandel in der Gesellschaft in Sachen Konsum tierischer Produkte zu verzeichnen. Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch oder vegan, manche aus Gesundheitsgründen, viele aus ethischen Motiven. Die Hoffnung der Tierschützer ruht momentan auf der neuen Regierung und dem grünen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. Ob er das Ruder endlich wirksam rumreißen kann, bleibt abzuwarten. Dass Nutztierhaltung besser geht, zeigen seit Jahr und Tag die Bio-Bauern. Diese Tiere enden zwar auch beim Schlachter, dürfen aber zumindest bis dahin ein artgerechtes Leben führen. Das Thema Nutztierhaltung ist ein harter Brocken. Viele Interessen prallen aufeinander, Moral steht gegen wirtschaftliche Inter- essen, Ethik gegen die Lust auf Fleisch, Mitgefühl gegen Kostenminimierung. Doch letzten Endes weiß jeder, wo die Reise hingehen muss. Oder wie Professor Ladwig es in seinem Buch ausdrückt: „Für das Unrecht, das wir Tieren heute antun, werden sich unsere Nachfahren einmal schämen."