Bilder der Woche ausblenden
Bilder der Woche einblenden

WAS MACHT EIGENTLICH...

Willi Weber im Jahr 1993 im Gespräch mit seinem Schützling Michael Schumacher
Foto: picture alliance / Pressefoto Baumann

… Willi Weber?

Als Manager der Formel-1-Legende Michael Schumacher kassierte er von 1988 bis 2006 rund 20 Prozent von dessen Millionen-Gagen. Mit wenig Erfolg fuhr er auch eigene Autorennen und erhielt dann zwischen 2008 und 2010 mehrere Bewährungs- und Geldstrafen wegen Wirtschaftsvergehen. Der Regensburger erlitt 2020 einen Schlaganfall und wurde kürzlich 80 Jahre alt.

Als Kind wollte Willi Weber eigentlich Müllmann werden. „Der kam nur zweimal die Woche bei uns vorbei. Deshalb dachte ich, er müsste auch nur zweimal die Woche arbeiten", bekannte der „Schumi"-Manager im Vorjahr in einem Interview der Schweizer Zeitung „Blick". Später übte er dann ganz andere Jobs aus, bei denen er zwar erheblich öfter arbeiten musste, aber auch deutlich mehr verdiente. Von Michael Schumachers geschätzten 500 Millionen Gagen kassierte „Mister 20 Prozent" fast 20 Jahre lang ein Fünftel mit. Davor hatte Weber viele Aufs und Abs erlebt, war sogar mal kurzeitig obdachlos, bevor er sich mit Kneipen und Oben-ohne-Bars gesundstieß. Viel von dem verdienten Geld „verbrannte" er aber mit der Finanzierung eigener Rennfahrer-Träume: „Ich war rückblickend sicher nicht schlecht, aber es fehlte halt etwas", räumt Weber ein. Erst mit der Gründung seines eigenen Renn-Teams stellte sich der Erfolg ein, vor allem nachdem er 1988 den im Jahr davor entdeckten jungen Michael Schumacher unter Vertrag nahm. Insgesamt steckte Weber über zwei Millionen Euro in den Aufbau von Schumis Karriere. Der Einsatz hat sich gelohnt und Weber selbst zum Multimillionär gemacht. Obwohl ihn Schumachers „Spiel mit dem Fahrzeug" sofort fasziniert hat und er ihm auch einen Formel-1-Sieg zugetraut hätte, rechnete Weber „in seinen kühnsten Träumen" nicht damit, dass sein Schützling mal siebenfacher Weltmeister werden würde. Dass er selbst ein sattes Fünftel von Schumachers Einnahmen einstreichen konnte, hält Weber nicht für verwerflich: „Er sagte mir zuerst sogar, dass ich 80 Prozent haben könnte und er nur 20", verriet Weber dem „Blick". 2008 zog Weber sich aus dem Management zurück, da er weniger Fernreisen unternehmen wollte und Schumis Comeback bei Mercedes für einen Fehler hielt. Bis zu Schumachers Unfall hätten sie aber regelmäßig Kontakt gehabt.

Der Regensburger erlitt 2020 einen Schlaganfall und wurde kürzlich 80 Jahre alt
Der Regensburger erlitt 2020 einen Schlaganfall und wurde kürzlich 80 Jahre alt - Foto: picture alliance / Frank May 

„Habe meine Strafe bezahlt"

Schumachers großen Erfolg begründet Weber so: „Ein guter Formel-1-Pilot braucht genau drei Dinge. Erstens: Talent. Zweitens: Glück. Und drittens einen Manager, der ihm bis auf den Toilettengang und das Nasenputzen alles abnimmt", schreibt Weber in seinen 2021 erschienen Erinnerungen „Benzin im Blut. Auto-Biografie eines Visionärs". Dieses Buch habe er verfasst, „um einiges richtigzustellen", betont Weber. Und meint damit auch die Vorgänge rund um seine Gerichtsverfahren, mit denen er 2008 und 2010 konfrontiert war. Wegen der „Anstiftung zur Untreue" zulasten etlicher Geldanleger wurde er 2008 zu einem Jahr Haft auf Bewährung und zu 720.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Und 2010 verurteilte ihn ein Gericht wegen Insolvenzverschleppung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und zur Zahlung von 360.000 Euro an gemeinnützige Institutionen: „Wenn man an die Grenzen geht, geht man auch mal drüber. Ich wurde mal verurteilt und habe meine Strafe bezahlt", will Weber mit diesem unrühmlichen Kapitel seines Lebens abschließen. Als Fehler stuft er auch seinen Verzicht ein, nach Schumachers Skiunfall 2013 nicht zu ihm ins Krankenhaus geflogen zu sein, weil er anfangs die Presseberichte für überzogen gehalten habe: „Damals dachte ich, ich warte erst mal ein bisschen ab, bis sich alles beruhigt hat." Seither besteht kein Kontakt mehr zur Familie Schumacher, worunter Weber enorm leidet. Für die Funkstille macht er Schumachers Frau Corinna verantwortlich: „Für was werde ich bestraft?", fragt Weber. Über Michaels Gesundheitszustand wisse er zwar etwas mehr als die Öffentlichkeit, möchte aber nur Folgendes verraten: „Der Zustand ist derselbe wie vor sieben, acht Jahren." Inzwischen stelle er sich einfach vor, Michael lebe in Australien: „Ich weiß, er ist da, aber eben ziemlich weit weg." Die vor einem halben Jahr erschienene Netflix-Doku über „Schumi" sieht Weber sich nicht an: „Ich weiß ja, wie es damals war."

„Denke noch nicht ans aufhören"

Webers Gesundheit steht auch nicht zum Besten: 2020 erlitt er einen Schlaganfall, den er nur durch das rasche Eingreifen eines Notarztes überlebt hat. „Ich bin den Ärzten, die mir geholfen haben, sehr dankbar, dass es nicht schlimmer ist", sagte Weber im Vorjahr dem „Focus". Inzwischen hat er sich gut erholt, spricht allenfalls etwas bedächtiger. Durch den Schlaganfall habe er erkannt, dass die Gesundheit viel wichtiger ist als Geld. Seitdem macht er sich öfters auch schon Gedanken über den Tod und hat bei einem Besuch eines Bestattungsunternehmens bedauert, dass es in Deutschland keine Särge mit Schublade gebe, in der er gerne seine Lieblingsuhr und andere geliebte Gegenstände mit ins Grab nehmen würde. Trotzdem geht Weber noch täglich seinen Geschäften nach, die im Automobilsport erforderliche Härte besitze er nach wie vor: „Deshalb will ich auch in Zukunft keine Ruhe geben und denke noch lange nicht ans Aufhören", schaut der 80-Jährige im Schweizer „Blick" nach vorne. Damit er fit bleibt, trainiert Weber täglich und geht viel laufen. Denn er hat immer noch Träume: „Ich will noch auf den Mond und in die Arktis!"

MEHR AUS DIESEM RESSORT

FORUM SERVICE