Ein kleines Weingut in Kreuzweiler nahe der Ortschaft Palzem an der Südlichen Weinmosel hat sich ganz auf die Produktion von Crémants in traditioneller Flaschengärung spezialisiert. Der Erfolg gibt dem Winzer Recht.
Martin Klein, ein junger Winzermeister, hat sich ganz der Versektung seiner Reben verschrieben. Sein jüngster Coup: Er bietet eine Schaumweinvariante aus der alten Apfelsorte „Hilde" an. Seinen Apfelsekt nennt er Schaumwein, da es noch Klärungsbedarf bei der Begriffszuordnung mit dem Deutschen Weingesetz gibt, mit dem er nicht in Konflikt geraten möchte. Auf etwa zehn Hektar Apfelanbaufläche kultiviert er zwölf Apfelsorten. „Hilde" versektet er seit etwa drei Jahren, die restliche Ernte geht an einen bekannten regionalen Saftproduzenten.
Die Sorte „Hilde" eignet sich hervorragend zur Sektproduktion. Sie verfügt über einen markanten Anteil an Säure, im Schnitt etwa zwölf Gramm pro Liter und ein Mostgewicht von circa 12,5 Grad Brix – der Maßeinheit, die vorrangig in der Obst-Industrie, allgemein auch für zuckerhaltige Flüssigkeiten, für Früchte und Fruchtgetränke Anwendung findet. Dies entspricht der nur in Deutschland üblichen Maßeinheit des Zuckergehalts für Wein von etwa 55 Grad Oechsle.
Die Reife- und Erntezeit des Apfels beginnt etwa Anfang Oktober bis zum Beginn des Folgemonats. Bis dahin hat er einen hohen Gehalt an Vitamin C entwickelt, ist feinzellig, saftig und fest im Biss. Diese Zufalls- oder Spontankreuzung um 1950 aus Schleswig-Holstein bringt hohe, in der Regel gesunde Erträge, ist robust und wird von Apfelproduzenten ebenso wie von Winzer Martin Klein hoch geschätzt.
Klein hat ein paar Jahre an seinem Produkt herumexperimentiert. Inzwischen bringt er seinen nach traditioneller Champagner-Methode ausgebauten Apfelsekt, der 15 Monate seit Anfang des Jahres 2020 auf der Flasche reifen durfte, in den Verkauf. Ein Sekt mit zarten Noten nach Brioche und den Aromen des reifen Apfels. Das Handwerk hat er in Luxemburger Betrieben gelernt. Gewachsen ist dort die Leidenschaft für perlende, fruchtige und erfrischende Crémants aus den Reben des Muschelkalkes. „Viele Winzer an der Obermosel machen Sekt, weil er zum Repertoire eines guten Weinbaubetriebes gehört", sagt Martin Klein, der den Betrieb seiner Eltern seit 2015 führt. In dem zur Ortsgemeinde Palzem im Landkreis Trier-Saarburg gehörenden Ortsteil Kreuzweiler ist die Familie Klein seit langer, langer Zeit ansässig. „Genau kann ich es gar nicht sagen, seit wann unsere Familie in Kreuzweiler beheimatet ist", sagt Martin Klein. Sein Vater Hans spricht von mindestens fünf Generationen, in denen die Kleins in Kreuzweiler wohnen und in einem landwirtschaftlichen Mischbetrieb tätig waren.
„Folge den Maßstäben meines Vaters"
Dies hat sich allerdings grundlegend verändert. Vater Hans betrieb noch eine naturnahe, dem Tierwohl gerecht werdende Schweinezucht, die er allerdings mit sich ändernden Bedingungen aufgab. Er wollte keinen Mastbetrieb, der Tiere nur wegen des Profits in engen Ställen hielt, sondern entschied sich, diesen Betriebszweig aufzugeben und sich der Traubenproduktion zuzuwenden. Mutter Maria Klein, geborene Bösen, brachte mit der Hochzeit eine halben Hektar Auxerrois mit in die Ehe. Zusammen ernteten sie damals dann Reben von einem Hektar Gesamtfläche, bestockt mit Auxerrois, Elbling und Müller-Thurgau, und brachten den Ertrag in die Winzergenossenschaft, heute Moselland eG, nach Wiltingen. Anfang der 1990er Jahre hatte man auf acht Hektar aufgestockt. Danach wurde mehr Rebfläche kultiviert. Die Ertragsfläche soll langsam noch etwas wachsen. Zudem pflegen die Kleins ihre Obstanlage, deren Ertrag vergoren in echten Apfelsekt gekeltert wird. Als 16-Jähriger im Jahr 1999 machte Martin Klein eine Ausbildung zum Küfer und Kellerküfer in der damaligen staatlichen Weinbaudomäne Trier. Als junger Kellermeister besuchte er die Meisterschule Bernkastel-Kues und erwarb die Befähigung, sich Winzermeister nennen zu dürfen. Klein ging nach Luxemburg und arbeitete in Folge in drei Weinbaubetrieben, deren hauptsächliche Aktivität in der Erzeugung von Crémants bestand. Bei Bernard Massard in Grevenmacher in den Genossenschaft Domaines Vinmoselle Remich und Domaines Desom Remich, alle am Moselufer gelegen, entdeckte der junge Kellermeister seine Leidenschaft für prickelnde Süffigkeiten. Nach der Flurbereinigung im Weinanbaugebiet Saarburg/Kell wurde auf einem Teil der Familienflächen neu bestockt.
Immer noch ist Martin Kleins Unternehmenscredo: „Ich folge den Maßstäben meines Vaters. Da wir ein wirklich kleines Weinbauunternehmen sind, bleibe ich wie schon Vater Hans auf der sicheren Seite und bringe den Großteil der Ernte weiterhin zur Genossenschaft Moselland eG nach Wiltingen. Mit dem kleinen, älteren Vollernter bin ich in etwa eineinhalb Wochen mit der Lese durch und kann mich dann um die Trauben für meinen Sekt kümmern."
Heute finden sich im Rebsortenspiegel der Familie Elbling, Chardonnay, Müller-Thurgau, Weißburgunder, Auxerrois und die rote Rebsorte Schwarzriesling, auch Müllerrebe genannt, die alle an der Obermosel auf saarländischem Terrain angebaut werden. Müllerrebe deshalb, weil die Unterseite der Blätter eine starke Behaarung aufweist, so als wären diese mit Mehl bestäubt. Ferdinand Regner, wissenschaftlicher Leiter der Höheren Bundeslehranstalt für Wein- und Obstanbau in Klosterneuburg/Niederösterreich, hält die Rebsorte für eine Mutation des Spätburgunders. Er nimmt an, dass die Müllerrebe, französisches Synonym Pinot Meunier, an häufigen Kreuzungszüchtungen mit einem Traminerklon beteiligt war und somit möglicherweise der Urvater der Burgunderfamilie ist.
Martin Klein ist stolz auf seinen Pinot Meunier: „Ich keltere daraus eine kleine Menge saftigen Rotwein, für den Sommergenuss einen süffigen Rosé, und selbstverständlich ist diese Rebe Bestandteil unseres Crémant Cuvée Rosé." Insofern ist Martin Kleins Schwarzriesling eine echte Rarität.
Sein Engagement gilt der Sektentwicklung des Weinguts. Die Grundweine keltert er aus den Rebsorten Elbling, Weißburgunder und Schwarzriesling. Diese vergären kalt zwischen zwölf und 14 Grad Celsisus. Arbeiten und Lese geschehen ausschließlich von Hand. Eine willkommene Hilfe sind dabei die Eltern Maria und Hans, die beide jenseits des Renteneintrittsalters sind. Für die Versektung werden nur 100 Prozent gesunde Trauben in der Lage Nenniger Schloßberg gelesen. Chardonnay-Reben wachsen auf der Schloßthorner Kupp ein paar Meter oberhalb des Moseltales. Ganz nach Champagnerart ist die schonende Ganztraubenpressung Pflicht. Klein schöpft die gesetzlich zulässige Höchstmenge des Hektarertrages aus, verwendet aber zur Sektproduktion lediglich maximal 60 Prozent der Ertragsmenge, davon 50 Prozent zur Grundweinbereitung.
Seine Sektgrundweine durchlaufen alle eine sogenannte malolaktische Gärung, also einen biologischen Säureabbau. Trotz der „Malo" erlebt der Genießer frischen trockenen Trinkgenuss. Die Sektgrundweine liegen unterschiedlich lange auf dem Feinhefelager und kühlen Woche für Woche um ein Grad bis etwa 13 Grad Celsius herunter.
Einige Jahrgänge bereits hoch gelobt
Klein gönnt seinem „Kleinberger", brut und auch trocken, einem 100-prozentigen Elbling-Gewächs, 18 Monate Ruhe, dem „Cuvée Klein Brut", bestehend aus Weißburgunder und Elbling vom Nenniger Schloßberg und seiner „Cuvée Rosé" Schwarzriesling 32 Monate Reife.
„Der große Klein", eine Nenniger Schloßberg-Cuvée von Weißburgunder und Schwarzriesling, schießt den Vogel ab und verbringt ganze fünf Jahre in Ruhestellung. Neu im Portfolio ist eine Rieslingvariante mit einem Vertreter von der Saar, der auch das Lager nicht vor 32 Monaten verlassen darf.
Im Weingut Klein wird, nachdem die Flaschen von Hand abgerüttelt wurden, das ursprüngliche, traditionelle Warm-Degorgierverfahren, also die Trennung von Sekt und Heferesten, angewendet. Nach Zugabe der jeweiligen Dosage erhalten die Flaschen einen Natursektkorken. Crémants aus Martin Kleins Sektgut finden immer mehr Liebhaber. Die Qualität der Winzersekte wird vielfach gelobt.
So belegte Martin Kleins 2013er „Kleinberger" Nenniger Schloßberg Crémant Brut, Mosel, 12 Vol.%, bei Meiningers Deutschem Sektpreis 2016 den 1. Platz in der Kategorie Sortenvielfalt. Ein typischer Elbling-Sekt mit Champagnercharakter mit feinem Mousseux und ausbalanciertem Geschmack. Ein Sekt für alle, die Elbling in seiner spannendsten Form mögen.
Schon 2015 wurde der 2012er Elblingsekt Crémant Brut und der „Kleinberger" Crémant Trocken, ebenso die 2013 „Cuvée Klein Crémant Brut" hoch gelobt. Auch die jüngsten Flaschenkinder aus der Familie des Elblings, die Jahrgänge 2016 und 2017, duften nach Zitrus und ein wenig nach frischem Heu. Mit feiner Perlage und säurebetont schmecken sie frisch und bereiten wahren Trinkgenuss.
Auch „Der Große Klein" aus dem Jahrgang 2018 erfrischt durch Spritzigkeit, eine stabile Perlage und langen Nachhall im Geschmack. Ein starkes Bukett nach Blumenwiese und den typischen Noten des Weißburgunders bedeuten: Ein Glas ist zu wenig!