Heiko Maas und Reinhard Klimmt sind eine lange gemeinsame Wegstrecke zusammengegangen. Maas war unter Ministerpräsident Klimmt Minister für Umwelt, Energie und Verkehr und folgte diesem als Landesvorsitzender der Saar-SPD.
Reinhard Klimmt ist einer der ganz großen saarländischen Politiker der vergangenen Jahrzehnte. Und noch viel wichtiger: Er ist ein sehr feiner Kerl. Dass beides zusammenfällt, passiert wirklich nicht oft und macht diesen Mann umso mehr besonders. Leider neigen wir dazu, die Leistung von Politkern an der Länge ihrer Amtszeit in Regierungsämtern zu bemessen. Zum einen ist das eine sehr statische Betrachtungsweise und wirklich wenig leistungsbezogen. Ich kenne Leute, die sehr lange ein Amt innehatten und ich mich bis heute frage, was sie wirklich geleistet haben. Und zum anderen erfordert es manchmal mehr Mut, Weitsicht und Verstand, ein Regierungsamt nicht zu übernehmen, obwohl man es jederzeit tun könnte. Letzteres triff ganz offensichtlich auf Reinhard Klimmt zu.
Die längste Zeit war er Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag des Saarlandes während mehrerer Lafontaine-Regierungen. Ich kann mich an viele Gelegenheiten erinnern, an denen er gedrängt wurde, ins Kabinett zu gehen. Meistens entlockte ihm das nur ein müdes Lächeln, und manchmal langweilte ihn die Diskussion einfach nur. Das hatte zwei Gründe: Zum einen erlaubte ihm sein Freiheitsbedürfnis nicht, sich einer Kabinettsdisziplin unterzuordnen, schon gar nicht bei dem Ministerpräsidenten, den er besser kannte als jeder andere. Zum anderen wusste er, dass die Macht- und Aufgabenverteilung politisch so besser war und alles andere sowieso nicht funktionieren würde. Und damit lag er richtig. Er hat aufgrund seiner jahrelangen Weigerung, in ein Kabinett einzutreten, einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass seine Partei so lange im Saarland regieren konnte.
„Er ist ein sehr feiner Kerl"
Schließlich wurde er dann Ende der 1990er-Jahre Bundesverkehrsminister. In die zu kurze Amtszeit fiel die Versteigerung der UMTS (Mobilfunk)-Lizenzen. Diese erbrachten Einnahmen für den Staat von mehr als 50 Milliarden Euro. Reinhard Klimmt sorgte dafür, dass ein nicht unerheblicher Teil des Geldes insbesondere für Ausbau und Modernisierung der Bahn-Infrastruktur zur Verfügung gestellt wurde. Das größte Investitionsprogramm für die Deutsche Bahn, das es bis dahin gegeben hat. Wäre in der Zeit danach auch nur ähnlich viel Geld in die Bahn investiert worden, hätte diese heute deutlich weniger Probleme. Betrachtet man all das zusammen, kommt man zum Ergebnis, dass Reinhard Klimmt ein sehr erfolgreicher Politiker war und ist – und vielleicht verdient dies einer größeren Betonung, als es gemeinhin der Fall ist.
Über ihn gäbe es noch viel zu erzählen: Der Fußballverrückte, oder besser FCS-Abhängige. Ich weiß nicht, ob es den Verein – so wie er heute ist und wo er heute spielt – ohne Reinhard Klimmt und seine Opfer für diesen Fußball-Club noch gäbe. Er ist begeisterter Sammler von Büchern und afrikanischer Kunst, wer sein Haus kennt – vor allem den Dachboden – weiß, was das heißt und bekommt einen Eindruck von dieser Leidenschaft. Reinhard Klimmt ist so viel mehr als der Politiker, den die meisten in ihm sehen.
Ich selbst durfte Reinhard Klimmt über viele, viele Jahre begleiten, bis heute. Und ich bin dafür sehr dankbar. Ich habe dabei immer zu ihm aufgeschaut, egal welches Amt ich gerade innehatte. Ich habe viel von ihm gelernt. Nicht nur über Politik, sondern auch, wie man es schafft, in der Politik menschlich zu bleiben. Und wenn es einen gibt, der mich auf meinem politischen Weg geprägt hat, dann war es er.