Als „greatest band in history" wurden sie von Chris Martin von Coldplay in den Himmel gelobt. U2 ließen einen ihrer Songs („Wake up" vom Debütalbum „Funeral") als Intro auf ihrer Vertigo-Tour 2005/2006 laufen. David Bowie war ein bekennender Fan und stand mit ihnen auf der Bühne. Die Reihe berühmter Künstler, die Arcade Fire huldigen, könnte beliebig fortgesetzt werden. Sie zeigt, dass die Band um Frontmann Win Butler und Ehefrau Régine Chassagne eine der bedeutendsten Formationen der Gegenwart sind.
Der hochgelobte Erstling „Funeral" war eine Sensation, die Erwartungen an die Big Band des Indie-Rocks stiegen in schwindelerregende Höhen. Doch Arcade Fire ließen sich nicht beirren. Nach dem sakralen Zweitwerk „Neon Bible" zementierten sie mit dem urbaneren dritten Album „The Suburbs" ihren Status als „new independent heroes", um das experimentelle und düstere Doppelalbum „Reflektor" nachzuschieben. Erstmals ertönten bei letztgenanntem Album elektronische Klänge, die bis heute ein wesentlicher Bestandteil im Soundgefüge von Arcade Fire sind. Nachdem das 2017 erschienene „Everything now" nicht ganz an frühere Glanztaten heranreichte, war zu befürchten, dass die Kanadier ihren kreativen Höhepunkt bereits überschritten hatten.
Doch das sechste Album „We" beweist glücklicherweise das Gegenteil. Arcade Fire sind zurück mit ihrem unverkennbaren Sound zwischen ekstatischem Indie-Rock, Singer-Songwriter-Folk und perfekt eingewobenen elektronischen Elementen. Der treibende Opener „Age of Anxiety I" steigert sich zu einer wahren Hymne. Wer die alten Arcade Fire vermisst hat, der wird bei „Lightning I" und „Lightning II" vor Freude weinen. Auch wenn jeder Song anders ist, klingt das gesamte Album sehr geschlossen und rund. Und Win Butler, eine der charismatischsten Stimmen der Welt, läuft zu grandioser Bestform auf.
Wenn Arcade Fire im Frühherbst auf Tour gehen und auch für einige Konzerte in Deutschland aufwarten, sollte man sich die Chance nicht entgehen lassen, denn die Live-Qualitäten der Kanadier haben sie wohl erst zu dem gemacht, was sie heute sind – die größte Underground-Band der Welt.