Die „HomBuch" findet vom 14. bis 18. September statt. Bei hoher Promi-Dichte setzt man auf den Dreiklang von Literatur, Kunst und Musik. Über das Lesefest und deren Intention berichten Hans-Joachim Burgardt, Vera Backes und Frank Johannsen.
Herr Burgardt, die „HomBuch" wurde von Ulrich Burger 2011 gegründet. Sie sind seit 2018 dabei. Bei dieser Ausgabe ist Ulrich Burger nicht mehr mit dabei. Eine freundliche Übernahme?
Wir sind im Kulturbereich – da geht es nicht ums Geld verdienen. Wir reden nicht von einer Aktiengesellschaft, die freundlich oder unfreundlich übernommen wird (lacht). Ich habe mich persönlich seinerzeit für die „HomBuch" engagiert, im Kulturleben eingebracht, und in der Folge haben wir ein Team aufgebaut. Herr Burger hat zum Jahresanfang 2021/22 verkündet, dass er aus persönlichen Gründen, krankheitsbedingt, das Projekt nicht mehr weiterführen kann. Als Team haben wir überlegt, wie es weitergehen kann.
Sie haben die Hom & Buch Kulturmanagement GmbH ins Leben gerufen. Welche Idee steckt dahinter?
Burgardt: Es musste ein neuer Veranstalter gefunden werden, dabei geht es auch um formelle Anforderungen – das steckt dahinter. Man muss in der Lage sein, Verträge abzuschließen und Räume anzumieten. Wichtig war auch, dass die „HomBuch" ohne zeitlichen Abriss weitergeführt wird, in dieser Hinsicht war Eile geboten.
Die „HomBuch" war ursprünglich eine Publikums-Buchmesse mit Autorenlesungen. Durch Corona wandelte sich die „HomBuch" seit 2020 zu einem Lesefest ohne Buchmesse. Planen Sie die Buchmesse irgendwann wiederzubeleben?
Burgardt: Das ist Zukunftsmusik. Unsere Idee ist, dass wir die Literatur in die Stadt tragen. Das Thema Messe sehe ich derzeit kritisch, ebenso Streaming-Lesungen – darin sehe ich keinen Sinn. Wir setzen auf persönliche Begegnung.
Frau Backes, nach welchen Kriterien suchen Sie Autoren aus?
Unser Team besteht aus acht Personen. Jeder mit literaturwissenschaftlichem und kulturellem Hintergrund, und: Augen und Ohren am Puls der Zeit. Wir beobachten, wer welche Preise erhält und welche Autoren auf den Bestsellerlisten stehen. Es ist uns ganz wichtig, Zugpferde nach Homburg zu holen, um Menschen, die man vom Fernsehen kennt oder deren Bücher man im Regal stehen hat, persönlich zu treffen. Wir wählen nach Themen- und Spartenmix und versuchen, den Zeitgeist abzubilden. Durch diese Impulse kommt die Mischung zustande.
Auffallend ist, dass Sie ausschließlich arrivierte Autoren eingeladen haben. Fehlt Ihnen der Mut einem unbekannten Autor ein Forum zu bieten, um die Chance einer literarischen Entdeckung zu eröffnen?
Backes: Das würde ich so nicht behaupten. Die Frage ist, wie weit man experimentell geht in einer Zeit, die an sich schon experimentell genug ist. Das werden die nächsten Jahre bringen, wenn wir mehr Sicherheit in der Planung haben. Im Moment gehen wir auf Stufe sicher. Wir haben ein unternehmerisches und gestalterisches Veranstaltungsrisiko, dass die Lesungen auch besucht werden. Ich denke, diese Überlegung geht – ähnlich wie das Thema Messe – in die Zukunft. Wir sind offen für Experimentelles.
Das „HomBuch"-Team ist ausgewogen besetzt, was sich aber nicht im Programm spiegelt. Weshalb kommt nur eine Autorin zu Wort?
Backes: Das war reiner Zufall in diesem Jahr. Wir haben auch noch eine zweite Autorin mit an Bord. Wir hatten einige Damen auf unserer Agenda, die leider verhindert waren. Beispielsweise war eine Regisseurin darunter, die dreht aber zu dem Zeitpunkt.
„Fühle mich als Saarlandbotschafter"
Herr Johannsen, in der Galerie ihrer Tochter Julia finden Wort und Bild zueinander. Fallada-Texte werden gelesen. Die Ausstellung „Achtung Kunst!" wird eröffnet. Was erwartet uns?
Ein Aspekt bei der „HomBuch" ist, dass wir zeit- und literaturhistorische Themen spiegeln. Fallada ist zwar weltberühmt, aber es gibt weitgehend unbekannte Texte von ihm, die gelesen werden. Passend zum Zeitrahmen – Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus – werden Werke, darunter auch Fotografien, mehrerer Künstler, zu sehen sein. Darunter Werke von dem Berliner Grafiker Jürgen Frey, der sich von Fallada-Themen, beispielsweise der Sucht, inspirieren lässt. In „Achtung Kunst!" geht es um den Respekt vor der Kunst, und, eben um Themen, die Fallada wichtig waren. Eine seiner Erzählungen heißt „Warnung vor Büchern" in dem Band „Warnung vor Büchern" mit Anekdoten, Erzählungen, Berichten und Reden.
Den Deutsch-Französischen Freundschaftspreis wird Ministerpräsidentin Anke Rehlinger an den Bestsellerautor und Frankreich-Experten von RTL & Ntv Alexander Oetker bei der „HomBuch" übergeben. Sein Krimi heißt „Rue de Paradis". Was passiert in der Straße?
Burgardt: In der Straße sollen Häuser abgerissen werden. Dort wird intrigiert. Es geht um die Frage, ob die Häuser rechtmäßig erbaut wurden.
Was muss erreicht sein, dass Sie die „HomBuch" 2022 als gelungen erachten?
Burgardt: Als Veranstalter möchte man natürlich, dass möglichst viele das Angebot annehmen. Die Autorinnen und Autoren kommen zumeist aus großen Metropolen. Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass viele sich sehr wohlgefühlt haben hier. Wir möchten unsere Region, unsere Stadt und unser Land mit seiner Gastfreundschaft gut präsentieren. Ich fühle mich in dieser Weise als Saarlandbotschafter. Mir geht es persönlich auch darum, dass sich die Autoren wohlfühlen. Der eigentliche Erfolg der „HomBuch" ist, wenn Menschen hierher kommen, die sich bei uns wohlfühlen und wir ihnen dieses Gefühl vermitteln können. Das ist für mich das allerwichtigste, was die „HomBuch" angeht.