Progressive Rock ist heutzutage eigentlich ein Schimpfwort. Da gibt es nichts zu beschönigen. Die englische Band Porcupine Tree, 1987 als Soloprojekt vom damals 20-jährigen Steven Wilson gegründet, spielt reinsten Progressive Rock, der sich musikalisch und lyrisch auf die ursprüngliche Idee dieser Musik bezieht. Sie entwickeln den Rock weiter, reichern ihn mit artfremden Einflüssen wie Ambient, Alternative Rock, Hard Rock, Trip Hop oder Pop an und kreieren dabei ihren völlig eigenen Sound.
Hätten sich The Beatles, Led Zeppelin, Pink Floyd und Radiohead zum Jammen im Proberaum getroffen, würden sie vielleicht klingen wie Porcupine Tree.
Aber von vorne: Eigentlich galten Porcupine Tree als aufgelöst. Und Frontmann Steven Wilson hat in vielen Interviews keine Hoffnung auf ein Aufleben der Band gegeben. Die letzte Platte „The Incident" war bereits 2009 erschienen. Danach konzentrierte sich Wilson auf seine Solokarriere, die inzwischen auf erfolgreichen Füßen steht. Doch ganz klammheimlich trafen sich die drei Coremusiker der Band, Steven Wilson, Richard Barbieri und Gavin Harrison, um in den folgenden Jahren an neuer Musik für Porcupine Tree zu arbeiten.
Es dauerte ganze zehn Jahre, bis das Album endlich fertiggestellt wurde. Und nun ist es da. Zehn Songs und über eine Stunde grenzüberschreitende Musik, die ganz und gar nach Porcupine Tree klingt und dennoch anders.
Dass die meisten Songs eine Spielzeit von über fünf Minuten aufweisen, ist keine Überraschung, denn Porcupine Tree verschließen sich typischen Song-Arrangements fast völlig. Und doch sind es auch immer wieder großartige, mehrstimmige Refrains, die sich mit den atmosphärischen, verspielten und verrückten Parts verbünden und so ein intensives Hörerlebnis garantieren.
Das neue Album erscheint in verschiedenen Veröffentlichungsformaten, darunter auch drei Bonustracks. Nachdem auf früheren Alben Steven Wilson meist alle Songs geschrieben hatte, ist „Closure/Continuation" ein komplettes Bandalbum geworden, bei dem jeder der Musiker am Songwriting beteiligt war. Und vielleicht ist es deshalb so wahnsinnig gut.