„Die Känguru-Verschwörung" ist ein weiteres Abenteuer des etwas verstrahlten Berliners Marc-Uwe und seines irren Mitbewohners mit Fell. Zusammen wollen sie Leugner der Klimakrise von der Realität überzeugen – seit 25. August im Kino zu sehen.
Dass die Welt in den vergangenen Jahren erheblich in Schräglage geraten ist, dürfte jedem halbwegs schlauen Menschen aufgefallen sein. Die Finanzkrise hat die Regierungen ja noch hingebogen, mit so etwas kennen sich Wirtschaftsfachleute und Politiker aus. Corona aber hat keiner kommen sehen, der Umgang mit der Pandemie war entsprechend ein großes Durcheinander. Dazu treten weltweit noch Männer mit fragwürdigen Ansichten an die Spitze ihrer Länder und parallel zu diesen ganzen wirren Entwicklungen gibt es auch noch die Klima-Krise, zu deren Folgen entweder Dürren oder Überschwemmungen oder beides gleichzeitig gehören.

Nur mit Vernunft kann auf all diese weltumspannenden Ereignisse kaum reagiert werden, das dachte sich auch Marc-Uwe Kling. Der Kabarettist und Autor erschuf ein Alter Ego in Form eines mannshohen Kängurus, das erst als Podcast, dann als Buch und schließlich im Film „Die Känguru-Chroniken" (2020) ins Berliner Leben eintauchte. Mit leicht versoffener Stimme und einer guten Portion Respektlosigkeit machte das Känguru vorher mit Nazis, Immobilienspekulanten und Möchtegern-Schlägern kurzen Prozess. Nun gibt es einen weiteren Film mit dem leicht wahnsinnigen Beuteltier: In die „Die Känguru-Verschwörung" geht um eine wankende Gesellschaft und um die große Liebe.

Krisen mit Humor nehmen
Nach vielen Anläufen und mithilfe des Kängurus gelingt es dem Kleinkünstler Marc-Uwe, seinen Schwarm Maria zu überzeugen, mit ihm auszugehen. Das erste Date zwischen Maria und Marc-Uwe entwickelt sich jedoch zu einem Reinfall, das Känguru hat mal wieder alles durcheinandergebracht. Maria ist echt sauer, Marc-Uwe und das Beuteltier müssen ihre ernsten Absichten beweisen. Ihre Idee: Sie wollen Marias Mutter wieder zur Vernunft bringen. Die Dame hat sich mit den Jahren zur Leugnerin der Klimakrise entwickelt und sich einem Verschwörungs-Guru und seinen fanatischen Anhängern in Bielefeld angeschlossen. Marc-Uwe und das Känguru machen sich auf den Weg, können es aber blöderweise einfach nicht lassen, zur falschen Zeit etwas noch Falscheres zu tun. Das Chaos nimmt seinen Lauf.
Leugner mit Ironie und Witz entwaffnen

Den Querdenkern und ihren hanebüchenen Weltansichten ein nicht ganz vernünftiges Känguru entgegen zu stellen, scheint folgerichtig – denn logischen Argumenten eines zwischenmenschlichen Gespräches folgen Klimakrisenleugner längst nicht mehr. „Die Känguru-Verschwörung" ist daher die passende Abrechnung mit allen Schwurblern, die den Kontakt zur echten Welt längst verloren haben. Autor und Känguru-Erfinder Marc-Uwe Kling hat im zweiten Känguru-Film auch die Regie übernommen. Gelungen ist Kling ein amüsanter Kino-Spaß, der etwas weniger albern ist als „Die Känguru-Chroniken", der kurz vor Beginn der Pandemie in die Kinos kam und in dem es noch um das ewig aktuelle Thema Gentrifizierung ging. „Die Känguru-Verschwörung" ist satirischer und ironischer geraten, was auch an den guten Schauspielern liegt. Als etwas neben der Spur lebender Marc-Uwe leistet Dimitrij Schaad viele Kalauer-Dialoge mit dem Tier. Rosalie Thomass („Grüße aus Fukushima" 2016 und „Eine ganz heiße Nummer 2.0" 2019) und Petra Kleinert („Mord mit Aussicht") bilden ein etwas angespanntes Mutter-Tochter Duo. Sehenswert ist „Die Känguru-Verschwörung" vor allem, da das schlagfertige Känguru eigentlich alle Schauspieler zu Nebenfiguren macht. Die Animation ist durch die Motion-Capture-Technik perfekt, das Riesentier fügt sich in die Handlung ein, als wäre ein archaischer Pelzsäuger im deutschen Alltagsleben ganz normal – zum Beispiel, wenn das Känguru bei der Flughafenkontrolle den Beutel nicht ablegen will. Das Känguru hätte jedoch mit Adam Krieger ruhig etwas schärfer und kritischer umgehen können. Der Chef der Klimakrisenleugner (gespielt von Benno Fürmann) ist leider etwas platt geraten, sodass der Film die Chance verpasst, die Argumente der Schwurbler als das darzustellen, was sie sind: Aus der Bahn geratene Bürger mit einer verschobenen Sicht auf die Realität und mit absurd-wirklichkeitsfremden Argumenten.