Liminality oder Liminalität – dieser Begriff entstammt der Psychoanalyse und meint den Übergang von alten Sicherheiten, die so nicht mehr existieren (und damit einer Entwicklung nicht mehr dienlich sind) zu etwas Neuem, das wiederum aber noch nicht sicherheitsspendend existiert. Dieser schwierige Prozess ist naturgemäß auch Teil von Trauerverarbeitung. Caroline Blomquist alias Minru verlor einen ihr sehr nahestehenden Menschen und befindet sich in diesem Zwischenreich.
Ihr so intimes wie berückendes Debütalbum erzählt davon und lässt uns teilhaben – aber ohne uns zu überfordern. Blomquists Performance ist tastend, zart und warm. Mit Saiten und Tasten entwirft sie Skizzen der Trauer, des Zweifels und der Hoffnung.
Die dargebotenen Lieder tragen folgerichtig nicht nur Titel wie „In Between" oder „Metamorphose", sondern auch Beschreibungen wie „Dawning", „Wildfire" und „Into The Well". Mittlerweile lebt die gebürtige Schwedin im Berliner Stadtteil Neukölln und genießt dort das Großstadtleben, insbesondere das Lebensgefühl am Tempelhofer Feld. Zum Songschreiben reist sie indes immer noch gern zurück in ihre Heimat, wo sie Ruhe findet, die Natur genießt und Kraft tanken kann. Wenn diese Inspiration auch auf ihre Hörer überspringt, freut sich Minru. Deshalb wird sie sicherlich gern registrieren, wenn Rezensenten ihr das tatsächlich bestätigen.
Jene Entschleunigung, das demonstrative, gleichwohl unangestrengte Innehalten und eine kreative Grundstimmung tun der Seele gut. Das sanfte Zupfen der Saiten hat im Verbund mit den zarten Tasten-Berührungen und dem feinen Schwelgen von Geige und Cello etwas Anschmiegsames, Lauschiges, Vertrauenserweckendes („cosy" sagt die Künstlerin). Caroline Blomquists Stimme trägt diese jederzeit willkommenen Zuschreibungen direkt in unser Herz. Zum sommerlichen Erscheinungstermin war man womöglich noch nicht bereit dafür, im Herbst aber erscheint das Album „Liminality" wie eine wärmende Umarmung.
Außerdem heißt es: Augen aufhalten in Berlin, Minru bespielt gern ihre Wahlheimat. Die Locations Loophole oder Schokoladen zählen zu ihren Lieblings-Venues …