Der 1. FC Kaiserslautern kann mit seinem Start in der Zweiten Liga mehr als zufrieden sein. Die Mannschaft spielt einfachen, aber erfolgreichen Fußball. In der Mannschaft scheint es zu stimmen – Verbesserungspotenzial gibt es aber dennoch.
Der 1. FC Kaiserslautern führt die Unentschieden-Wertung in der 2. Bundesliga an. Dennoch ist das Glas halb voll – und nicht halb leer.
Bisheriger Saisonverlauf
Bereits beim 2:2 am zweiten Spieltag gegen Holstein Kiel hat sich angedeutet, dass Punkteteilungen des 1. FC Kaiserslautern einen durchaus hohen Unterhaltungswert haben. An der Ostsee führten die Roten Teufel, dann hieß es nach zwei Standard-Gegentoren plötzlich 1:2. Doch Terrence Boyd – mit den Erfahrungen von heute würde man sagen, wer sonst – sorgte noch für den 2:2-Endstand. Auch die aktuelle Serie von vier Unentschieden, einmal abgesehen vom torlosen 0:0 beim SV Sandhausen, war nichts für schwache Nerven. 1:0, 1:3, 4:3 und am Ende 4:4 – das ist der Spielfilm gegen Magdeburg, 0:2, 3:2 und 3:3 der gegen Darmstadt 98. Kritiker könnten jetzt, vielleicht sogar zu Recht, anmerken, dass hier zweimal eine Führung nicht ins Ziel gebracht wurde. Letztendlich aber zeigte das Team von Dirk Schuster in beiden Spielen eine großartige Moral und den typischen FCK-Teamgeist. Was sich dann beim 2:2 in Heidenheim nahtlos fortsetzte. Nach dem Platzverweis von Keeper Andreas Luthe und dem 1:2-Rückstand kämpften sich die Roten Teufel zurück in eine verloren geglaubte Partie. Der Doppeltorschütze von der Ostalb meinte nach der Partie: „Wir sind halt keine Mannschaft, die in der Kabine rumheult. Wir wussten, wenn jemand das schafft, dann wir", so Boyd.
Was lief gut?
Die Moral innerhalb der Mannschaft ist herausragend. Die Spieler zeigen die geforderten Tugenden Kampf und Leidenschaft in Reinform. „Einer für alle und alle für einen" scheint Dirk Schuster den Spielern ordentlich eingebläut zu haben. Zudem wirkt die Mannschaft fit und scheint voll im Saft – sonst wären die späten Comebacks gar nicht möglich gewesen. Außerdem: Die Fans honorieren die gezeigten Leistungen mit enormem Zuspruch auf den Rängen. Über 30.000 Zuschauer pilgern zu jedem Heimspiel auf den Betzenberg. Alles in allem wirkt das Gesamtbild durchaus positiv. Auch weil Trainer Dirk Schuster als erfahrener Übungsleiter weiß, wie er mit dem Umfeld umgehen muss. „Wenn es dann etwas zu erobern gibt, dann wollen wir das natürlich auch mit aller Macht tun. Aber wir wollen den Verein in erster Linie in der 2. Bundesliga etablieren", zeigt Schuster klare Kante bei der Zielsetzung.
Was lief schlecht?
Wenn man das Haar in der Suppe suchen will, dann bringt es Dirk Schuster auch bei den Dingen auf den Punkt, die noch nicht so wirklich laufen. Stichwort „Balance". 18 Tore geschossen, 15 kassiert. Wie bereits erwähnt bringen die Spiele des FCK immer eine Menge Spektakel mit – was auch an dem nicht immer sicher verteidigenden Defensivverbund liegt. Würde das nun auch direkt schon funktionieren, dann wäre der FCK ein Kandidat für ganz oben.
Die Neuzugänge
Erfahrung war das Stichwort bei der vergangenen Transferperiode. Die haben sich Geschäftsführer Sport Thomas Hengen und die Roten Teufel in der aktuellen Spielzeit dazu geholt, unter anderem mit dem 36-jährigen Andreas Luthe, einem bundesligaerprobten und führungsstarken Torhüter. Das konnte der Ex-Unioner bereits in den ersten Partien unter Beweis stellen. Dazu Weltmeister und Europa-League-Sieger Erik Durm, der auf der linken Abwehrseite gesetzt ist. Mit den bundesligaerfahrenen Ben Zolinski und auch mit Philipp Klement kam weitere Routine in den Kader. Während Zolinski sich bereits am ersten Spieltag verletzte, zeigte der ehemalige Stuttgarter Klement bereits gegen Magdeburg, was man sich von ihm beim FCK erhofft. Er ist ein ballsicherer und spielstarker Mann für die Zentrale. Auch die Perspektive kam bei der pfälzischen Transferoffensive nicht zu kurz. Entwicklungsfähige junge Spieler wie Aaron Opoku, Lex-Tyger Lobinger oder Robin Bormuth sollen ihre Chancen auf dem Betzenberg bekommen und kontinuierlich aufgebaut werden. Insgesamt scheint die Mischung in der pfälzischen Transferbilanz zu passen. Der Kader wurde ergänzt, die Qualität erhöht. Die neu zusammengestellte FCK-Mannschaft scheint angekommen zu sein in der 2. Bundesliga.
Wie ist die Stimmung?
Die Stimmung bei den Fans ist durchaus entspannt, die Stimmung, die sie auf den Rängen machen, gigantisch. Beim Auswärtsspiel in Sandhausen hatten 7.000 Fans in roten Trikots auf der Tribüne für Stimmung gesorgt. Schuster ist überwältigt von der Fankultur der Roten Teufel: „Was hier bei uns im Stadion und in den fremden Stadien abgeht, das hab’ ich in dieser Form noch nicht erlebt." Für Schuster ist klar, dass die Anhänger nicht nur für Stimmung sorgen. Sie helfen der Mannschaft ihre Leistung abzurufen, sorgen für den nötigen Schub in der Schlussphase des Spiels. Da Einsatz und Leidenschaft stimmen, verzeihen die Fans eben auch mal eine Punkteteilung. Es wird spannend zu beobachten, wie die Fans reagieren, wenn eine Niederlagenserie auf die Roten Teufel zukommt.
Fazit
Obwohl sich Schuster sicher ist, dass der FC Kaiserslautern langfristig wieder in die Erste Liga gehört, möchte er die Bodenhaftung nicht verlieren. Man spiele jetzt gegen Mannschaften, die seit vielen Jahren in der Zweiten Liga sind. Als Aufsteiger müsse man demütig bleiben. Diese Demut tut der Mannschaft und dem Umfeld mehr als gut. Es ist so ruhig geworden am Betzenberg wie schon lange nicht mehr. Die Marschroute der kommenden Jahre hat Schuster für den FCK schon festgelegt: Zuerst in der Zweiten Liga etablieren, dann Schritt für Schritt nach oben wandern, um am Ende die Bundesliga anzugreifen. Die Weichen sind mit den Transfers von Geschäftsführer Thomas Hengen gelegt. Schuster zeigt sich vollauf zufrieden: „Dafür gibt es zehn von zehn Punkten."