Alba Berlin legt sowohl in der Liga als auch in der Euroleague einen perfekten Start hin. Die große Eingespieltheit aufgrund weniger Wechsel im Sommer ist ein Erfolgsrezept.
Mit zwei Siegen aus zwei Spielen waren die EWE Baskets Oldenburg richtig gut in die neue Saison gestartet, zu Hause vor 6.000 Zuschauern hat es in der Regel kein Gegner leicht. Und dennoch hatte Oldenburgs Trainer Petro Calles vor dem Spitzenspiel in der Basketball-Bundesliga BBL gegen Alba Berlin kein besonders gutes Gefühl. Der Deutsche Meister, betonte Calles, sei nicht nur „ein absolutes Topteam der Liga", sondern seiner Meinung nach sogar „eines der besten in Europa". Der Spanier erklärte auch, warum er so sehr für die Blau-Gelben schwärmt: „Sie werden immer besser und besser. Sie haben alle Zutaten für Erfolg: eine gute Organisation, ein großartiges Trainerteam und sehr gute Spieler." Am Ende trog das Gefühl Calles nicht, die Berliner setzten sich am vergangenen Sonntag mit 89:81 durch und feierten den dritten Sieg im dritten Ligaspiel. „Wir haben einen guten Start erwischt, aber es gibt noch genug Dinge, an denen wir arbeiten müssen", sagte Power Forward Luke Sikma.
„Wir haben einen guten Start erwischt"
Der 33-Jährige versuchte genau wie Manager Marco Baldi, die Erwartungen etwas herunterzuschrauben. Soll ja keiner glauben, der vierte Meistertitel in Folge werde ein Spaziergang. „Es wird eine schwierige Saison, weil wir zuletzt viel mitgenommen haben", sagte Baldi: „Das motiviert die anderen ins Unendliche." Allen voran Bayern München. Der ewige Rivale im Kampf um den Meistertitel rüstete personell auf, nachdem in der Vorsaison zum Ende hin der Kader qualitativ und quantitativ den hohen Ansprüchen nicht mehr gerecht wurde. Trainer Andrea Trinchieri hatte sich „gesunde Spieler und frische Spieler" gewünscht – und bekommen. Vor allem der Transfer des deutschen Nationalspielers Isaac Bonga, der jahrelang in der NBA aufgelaufen war, ist ein deutliches Zeichen an Alba: Wir greifen wieder an! „Der FC Bayern ist ein sehr ehrgeiziger Verein, der genau wie ich immer wieder gewinnen möchte", sagte Bonga. Doch auch Alba ist titelhungrig. Wenn die Oldenburger gehofft hatten, dass sich bei den Berlinern aufgrund des Euroleague-Auftritts zwei Tage zuvor gegen Partizan Belgrad Müdigkeit breitmachen würden, wurden sie enttäuscht. Alba war von Beginn an hellwach, kam mit der aggressiven Verteidigung der Oldenburger immer besser zurecht und zog im dritten Viertel mit 18 Punkten auf und davon. Im Schlussviertel brachte der Favorit die Partie souverän nach Hause und konnte dabei sogar ein paar Kräfte sparen. Alle zwölf Spieler aus dem enorm ausgeglichenen Kader kamen zum Einsatz. Ebenfalls ein Sieggarant: die Treffsicherheit von der Dreipunktelinie. Berlin kam hier auf eine stolze Quote von 44 Prozent, während bei Oldenburg nur jeder vierte Versuch von Erfolg gekrönt war.
Beste Schützen waren die deutschen Nationalspieler Johannes Thiemann und Maodo Lo mit jeweils 18 Punkten – und das, obwohl die beiden von der erfolgreichen, aber auch stressigen Heim-EM noch reichlich geschlaucht sind. „Ich nenne das eine Durchbelastung", sagte Lo mit einem gequälten Lächeln. Eine kleine Pause hätte ihm ganz offensichtlich gutgetan. „Ich bin noch dabei zu versuchen, meinen Rhythmus bei Alba zu finden", gab der Point Guard zu. Die bei der EM gewonnene Bronzemedaille sei zwar ein Karriere-Highlight, „aber man kann nicht die ganze Zeit über den letzten Sommer nachdenken", sagte Lo, „es geht weiter, es gibt keine Pause".
In der Bundesliga sind die Berliner zwar erst wieder am 23. Oktober zu Hause gegen MLP Academics Heidelberg gefordert. Am Freitag (14. Oktober) steht aber schon das zweite Saisonspiel in der Euroleague an. Alba reist zum italienischen Vertreter Armani Mailand und will dort den Schwung aus dem Auftaktmatch mitnehmen. Im Heimspiel gegen Partizan Belgrad gab es vor 11.173 Zuschauern einen höchst überzeugenden 100:84-Sieg, obwohl neben dem Langzeitverletzten Marcus Eriksson kurzfristig auch noch Yanni Wetzell und Ben Lammers erkrankt ausfielen. Für Alba typisch punkteten gleich mehrere Spieler zweistellig, diesmal waren es fünf. Vor allem die furiose erste Halbzeit war eine der besten, die Alba im höchsten Wettbewerb auf europäischem Parkett je hingelegt hat.
Es war ein Euroleague-Sieg „wie gemacht", schrieb der Club auf seiner Internetseite: „Dieser Abend macht richtig viel Lust auf mehr in der neuen Saison." Auch Trainer Israel Gonzalez hatte hinterher wenig bis gar nichts zu meckern. „Ich möchte meinen Spielern dazu gratulieren, wie sie heute zusammengespielt haben", sagte der Spanier. Sein Team habe von Anfang an Kontrolle gehabt und „einfach guten Basketball" gespielt. Um genauer zu sein: guten Alba-Basketball. „Wir haben viel gepasst, den Ball gut bewegt und unseren Teamgeist bewiesen", lobte der Coach: „Wir haben mit viel Einsatz gespielt, nie aufgegeben und konnten am Ende sogar gewinnen."
Auch Power Forward Louis Olinde war stolz auf die Teamleistung. Man habe „40 Minuten lang voller Intensität gespielt und geil verteidigt", schwärmte der Nationalspieler: „Besonders in der ersten Halbzeit sind wir richtig ins Laufen gekommen und haben viele Würfe von außen getroffen. Dieser Sieg fühlt sich richtig gut an!"
Finanziell stößt Alba an Grenzen
Selbst Gäste-Trainer Željko Obradović gab unumwunden zu, dass der serbische Rekordmeister Partizan gegen diese Berliner an jenem Tag chancenlos gewesen sei. „Sie spielen tollen Basketball, von der ersten bis zur letzten Sekunde mit einer sehr klaren Spielidee", sagte Obradović. Was ihn besonders begeistert? „Sie treten als Team auf, teilen den Ball und haben viele Assists." Dies könne nur gelingen, weil sie „schon viele Jahre zusammenspielen".
Dass in Gabriele Procida (20/Bologna) und Yanni Wetzell (26/Baskonia) nur zwei Neuzugänge und damit so wenige wie seit vielen Jahren nicht integriert werden müssen, dürfte in der Tat ein großer Vorteil für Alba sein. „Wir haben nur einen Spieler verloren", sagte der US-Amerikaner Sikma in Anspielung auf Oscar da Silva, der den Club Richtung FC Barcelona verlassen hatte. Den Nationalspieler zu halten, war Alba finanziell nicht möglich gewesen. Barça und das zweite spanische Basketball-Schwergewicht, Real Madrid, können jeweils über rund 44 Millionen Euro verfügen. Das Budget des Deutschen Meisters ist „nur" rund ein Viertel so groß. Manager Baldi beklagt sich deswegen aber nicht, weil er höhere Ausgaben gar nicht refinanzieren könnte. Barça und Real übrigens auch nicht, beide gingen laut Baldi seit Jahren mit zweistelligen Millionensummen ins Minus.
Alba muss dagegen immer wieder kreativ sein und Spieler mit der Aussicht locken, dass sie sich hier weiterentwickeln können. Dieses Jahr konnte Trainer Gonzalez aber auf ein stabiles Fundament bauen, der gewohnte XXL-Umbruch blieb in diesem Sommer aus. „Das ist ein Vorteil für uns", meinte Sikma, „wir alle wissen, wie wir spielen wollen". Von den zwei Neuzugängen konnte Youngster Gabriele Procida gegen Belgrad glänzen. „Wie alle sehen können, besitzt Gabriele unglaubliche Fähigkeiten für sein Alter. Wir sind alle froh, dass er in unserem Team ist", sagte Sikma: „Es macht Spaß, ihm zuzuschauen." Aber auch für den 20 Jahre alten Italiener gelte: „Es gibt noch viel Arbeit zu erledigen."