Als vor vier Jahren Pete Astor erstmals Musik auf dem Hamburger Tapete-Label veröffentlichte, freute sich der Rezensent. Denn die Heimat von Robert Forster, Comet Gain, Lloyd Cole, The Monochrome Set und dem Jazz Butcher schien für den nunmehr 62-jährigen Briten gerade richtig und passend. Gleichwohl aber kam der einstige Vorsteher von wunderbaren 80er-Jahre-Bands wie The Loft oder The Weather Prophet nie zu vergleichbarem Kultstatus. Selbst sein großartiges Solo-Werk seit 1990, spannende Neben-Projekte (Ellis Island Sound, The Attendant) sowie eine Schriftstellertätigkeit führten ihn bislang nicht in jene Ruhmeshalle, in der Forster oder Cole schon lange weilen.
So bleibt dem Rezensenten erneut nichts anderes übrig, als beharrlich auf wiederum ein fabelhaftes neues Album des Tausendsassas hinzuweisen. Auch „Time on Earth“ darf mit höchster Genusserwartung auf den Plattenteller beziehungsweise in den CD-Player gelegt werden. Erneut spürt man bereits nach den ersten Tönen: Dieser Mann ist ein im Kern melancholischer Zeitgenosse.
Aber einer, der höchst reflektiert über Verlust und Trauer sinniert, sich mit Religiosität auseinandersetzt und zugleich die Liebe und das Leben zu zelebrieren weiß.
Astor agiert mit lässigem Gestus und zugleich infizierender Finesse sowie schonungsloser Aufrichtigkeit. Weil dieser Sympath das Songschreiben versteht wie nur wenige andere, gerät all das nicht nur schmackhaft, sondern auch nachhaltig. Hochkarätige Melodien schmiegen sich an die gehaltvollen Texturen an. Famose Sidekicks an Tasten und Saiten sorgen nicht nur für einen vollmundigen Sound, sondern auch für instrumentelle Glanzlichter. Der Aufbau von Spannungsbögen gelingt dadurch nicht nur innerhalb eines einzelnen Songs, sondern über die komplette Albumlänge hinweg.
Tadellose Werke wie „Time on Earth“ machen es damit verdammt schwer, einzelne Stücke ins Rampenlicht zu holen. Eines steht aber fest: Pop-Gourmets, die den eingangs erwähnten Musikern und Combos regelmäßig erliegen, sollten sich Pete Astor, sofern noch nicht geschehen, unbedingt mal annähern!