Scheinwerfer an, die beleuchteten Fahrradhelme kommen. Ganz neu ist integriertes Licht zwar nicht, doch der Kopfschutz wird immer einfallsreicher illuminiert, um Sichtbarkeit und Sicherheit zu steigern. Doch es gibt Einwände.
Ein Fahrradhelm soll vor allem Schutz bieten. Und er soll bequem sein. Manch einer setzt ihn vielleicht erst auf, wenn er zudem ganz gut aussieht. Doch auch etwas anderes als ein schickes Design kann einen Fahrradhelm zum Hingucker machen: Beleuchtung. Die ersten Helme mit Licht waren noch mit Batterien gespeist – war der Stromspeicher leer, nutzte man die integrierte Lampe aus Bequemlichkeit meist nicht mehr. Doch dank Akkus und Ladebuchsen und teils auch der Steuerung mittels Lichtsensoren, ist die Handhabung einfacher geworden.
Jedoch das Gewicht steigt mit integrierter Elektronik, die je nach Modell zusätzlich zum Beispiel auch Frontlicht, Blinker oder Funktionen wie Bremslicht, Telefonie oder Sturzalarm umfassen kann. Wer auf das ein oder andere Zusatzgramm, das mit dem Helm auf dem Nacken lastet, empfindlich reagiert, sollte Produkte auch in dieser Hinsicht miteinander vergleichen. Der Unterschied kann je nach Modell mehrere 100 Gramm ausmachen – womit sich das Helmgewicht manchmal verdoppelt. Eine leichtgewichtigere Alternative sind Helme, die sich mit Licht nachrüsten lassen, das man nur bei Bedarf anklickt. Es gibt auch Nachrüstleuchten, die an alle Helme passen.
Die Hersteller behaupten, dass die Leucht-Gimmicks Unfälle vermeiden helfen – was sich intuitiv auch vermuten lässt. „Ein Sicherheitsvorteil ist nicht erwiesen“, sagt jedoch Roland Huhn vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club in Berlin. Grundsätzlich gilt: Das rote Rücklicht ist meist nicht so hell wie ein Fahrradrücklicht und zudem nicht immer zuverlässig nach hinten, wenn man den Kopf dreht, und das vordere Licht – falls vorhanden – taugt nur zum Positionslicht.
Licht am Helm kann die vorgeschriebene Fahrradbeleuchtung also nicht ersetzen. Träger von Leuchtkugeln auf dem Kopf sollten nicht der Verlockung erliegen, auf vorschriftmäßige Beleuchtung am Fahrrad zu verzichten, in dem Glauben, der Hightech-Helm werde es schon richten. „Auch sonst sind die Leuchteigenschaften nicht geprüft wie bei der Fahrradbeleuchtung mit Bauartgenehmigung und Prüfzeichen“, sagt ADFC-Experte Huhn.
Bevor man als Kunde zuschlägt also bitte ausprobieren! Lässt sich das Licht einfach an- und ausschalten? Wie lange halten die Akkus durch und wie lange dauert es, sie wieder zu laden? Ein Blick in die technischen Daten ist ratsam. Hat das Rücklicht eine gute Position, sitzt also nicht zu tief und ist in voller Radlermontur nicht verdeckt und vom rückwärtigen Verkehr gut zu sehen? Auch solche Aspekte gilt es zu berücksichtigen – zu denen auch die Farbe des Fahrradhelms zählt, denn je heller er ist, desto besser lässt er sich bei widrigen Lichtverhältnissen ebenfalls erkennen. Hier einige Modellbeispiele.
Nutcase „Vio Commute“
Lassen wir einmal beiseite, dass der Name der US-Marke zu Deutsch „Spinner“ bedeutet. Wichtiger ist: Der Vio ist eine ziemliche Leuchte. Dank Rundumbeleuchtung sind LED des für Stadtradler gedachten Helms aus fast jedem Winkel sichtbar. Mit 65 Lumen strahlen hinten rote und seitlich orangefarbene Dioden, das Positionslicht vorn ist weiß (200 Lumen). Anschalten lässt sich der Vio per Knopf oberhalb des Drehrädchens im Nacken, den man anfangs erst einmal ertasten muss. Auch einen Blinkmodus gibt es. Die Leuchtdauer bei vollem Akku gibt Nutcase mit drei Stunden, Ladezeit per USB mit zwei Stunden an. Der Kopfschutz besteht aus zweilagigem EPS-Hartschaum, nach dem MIPS-Standard konstruiert, was auch Rotationskräfte abfangen soll. Einhändig und damit leicht bedienbar ist der Fidlock-Magnetverschluss. Passend für Kopfumfänge von 55 bis 62 Zentimeter. Mit 510 Gramm (Größe L/XL) ist der Helm recht schwer. Preis: 169,99 Euro. (www.cosmicsports.de)
Abus „Hud-y ACE“
Für den Großstadtdschungel und E-Bike-Touren „bei höherer Durchschnittsgeschwindigkeit“ hat der deutsche Hersteller das Modell entwickelt, das über ein abnehmbares Rücklicht verfügt, das per Magnetbefestigung mit einem Klick fixiert wird. Für die rot abstrahlenden LEDs gibt Abus eine Sichtbarkeit von 180 Grad an. Von pulsierend über blinkend bis zu variabler Intensität – das Hecklicht kann in vier Modi und verschiedenen Helligkeitsstufen leuchten. Damit variiert die maximale Leuchtdauer von zwei bis 13 Stunden. Der Micro-USB-Anschluss zum Laden ist im 460 Gramm schweren Helm (Größe L) integriert, in bis zu zwei Stunden ist der Akku aufgefrischt. Die Schutzeigenschaft des EPS-Schaums verbessert eine „AntiCage“ genannte Strukturverstärkung. Ein Visier soll Insekten, Regen und Fahrtwind abhalten. Den Hud-y gibt es in drei Größen für Kopfumfänge von 51 bis 61 Zentimeter. Preis: 199,95 Euro. (www.abus.com)
Alpina „Haga LED“
Die Besonderheit des Helms vom bayerischen Hersteller: Zusätzlich zum roten LED-Band hinten laufen seitlich über den Kopf rechts und links zwei helle Dioden-Ketten nach vorn. Die drei Modi lassen die Leuchten blinken, oszillieren oder dauerhaft leuchten. Die Haltebänder reflektieren zusätzlich. Geladen wird der Akku in maximal zwei Stunden über eine integrierte USB-C-Schnittstelle, die Leuchtdauer beträgt sechs bis zwölf Stunden. Der Unfallschutz des Helms gilt laut Testergebnissen als hoch, obwohl auf die MIPS-Technologie verzichtet wird. Die Innenschale ist ebenfalls aus EPS. Auch handhaben lässt er sich gut, so ist das Kopfband höhenverstellbar, unterm Kinn geschlossen wird der Haga per Ratschenverschluss. Verfügbar ist der Alpina-Kopfschutz in drei Größen für Kopfumfänge von 51 bis 63 Zentimeter. Ein Plus: Mit 320 Gramm (Größe L) ist er trotz Elektronik leicht. Preis: 169,95 Euro. (www.alpina-sports.com)
Uvex „Finale Light 2.0“
Dem Uvex wurde Intelligenz eingehaucht, die Licht werden lässt: Ein Sensor registriert die Helligkeit in der Umgebung und schaltet die 40, auf seiner Oberfläche über sechs Leuchtbänder verteilten LED an und wieder ab. So wird der auf der Innenseite per Mini-USB aufladbare Akku effizient genutzt (Ladezeit: sechs bis zwölf Stunden). Eine mehrfarbige Kontrollleuchte gibt Auskunft über den Ladestand. Gurtbänder und Logos reflektieren. Ebenfalls schlau: Das zentrale Rücklicht sitzt sehr hoch, so dass es von im Nacken liegenden Kapuzen oder dicken Kragen kaum verdeckt werden kann. Der mindestens 380 Gramm wiegende Helm sitzt bequem auf dem Kopf, der Bedienknopf für die Lämpchen lässt sich mit den Fingern gut finden. Verfügbar sind zwei Schalengrößen für Kopfumfänge von 52 bis 61 Zentimeter. Preis: 199,95 Euro. (www.uvex-sports.com)
Livall „C21“
Angesichts des noch etwas smarteren Innenlebens, wiegt der C21 aus China mit 370 Gramm vergleichsweise wenig. Auch preislich ist er fast ein Schnäppchen. Der Funktionsumfang ist groß: Bewegungssensoren erkennen Stürze und alarmieren über die Hersteller-App einen vordefinierten Notfallkontakt per SMS. Sie sorgen auch dafür, dass der Helm sich automatisch ein- und nach wahlweise 5, 10, 20 oder 30 Minuten wieder abschaltet sowie dass das aus sieben großen LED (die auch als Akku-Standanzeige dienen) bestehende Rücklicht beim Bremsen stärker aufleuchtet. Der Helm lässt sich mittels Magnet-Ladebuchse innerhalb von zwei Stunden komplett aufladen, die Akkulaufzeit gibt Livall mit bis zu 36 Stunden an. Mit einer dickeren EPS-Schicht und einer vergrößerten Schutzfläche entspricht der C21 der niederländischen Norm für S-Pedelecs (NTA 8.776). Passend für Kopfumfänge von 54 bis 61 Zentimeter. Preis: 79,99 Euro. (www.livall.de)
Sena „C1“
Mit rund 400 Gramm (Größe L) ist der Helm des südkoreanischen Herstellers für sein technisches Können ebenfalls kein Schwergewicht. Der Funktionsumfang geht Richtung Infotainment: Dank Mikrofon und Lautsprechern rechts und links an den Riemchen lässt sich via Bluetooth-Verbindung zum Smartphone Musik hören, telefonieren oder den GPS-Navigationsanweisungen einer App folgen. Wie bei anderen Helmen von Sena auch ist zudem eine Gegensprechanlage integriert. Über Zwei-Wege-Bluetooth können sich zwei Radfahrer vernetzen und innerhalb eines 300-Meter-Radius miteinander kommunizieren – was natürlich den Kauf zweier Sena-Helme voraussetzt. Das Rücklicht leuchtet entweder dauerhaft oder blinkt in zwei Intensitäten, je nach Lichtverhältnissen. Preis (Marktstart: letzten Quartal 2022): 139 Euro (www.sena.com)