Es sind keine rosigen Zeiten: Neben den „üblichen“ Problemen im Handwerk wie Fachkräftemangel kommen nun noch hohe Energiepreise hinzu. Um diese abzufedern, braucht es innovative Maßnahmen der Betriebe und politische Rahmenbedingungen.
Die gesamtwirtschaftlichen Umfelder sind für die Handwerksbetriebe im Saarland herausfordernd wie schon lange nicht mehr. Neben Faktoren wie Materialmangel und Fachkräfteknappheit belasten vor allem die massiven Energiepreissteigerungen das Saar-Handwerk. Trotz dieser Probleme deutet sich für die Handwerksbetriebe hierzulande auch nach dem Jahreswechsel keine Insolvenzwelle an. Gleichwohl gilt es, ungeachtet konjunktureller Entwicklungen, die Betriebe in wesentlichen Handlungsfeldern zu stärken und damit wertvolle Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu sichern. Um all das zu meistern, braucht es ein kluges und abgestimmtes Handeln aller beteiligten Akteure aus Handwerk, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Neben der Unterstützung ratsuchender Betriebe durch die Beraterinnen und Berater unserer HWK-Unternehmensberatung ist auch die Politik gefragt, wenn es um die Gestaltung von Rahmenbedingungen geht, um unseren Betrieben ein erfolgreiches Wirtschaften zu ermöglichen.
Das Handwerk geht neue Wege, um Auszubildende, Fachkräfte und Betriebsübernehmer zu gewinnen. Viele saarländische Handwerksbetriebe haben flexible Arbeitszeitmodelle eingeführt oder zahlen übertariflich. Einige Handwerksbetriebe haben erkannt, dass sie mit einem eigenen betrieblichen Gesundheitsmanagement Pluspunkte bei ihrer Belegschaft sammeln können.
Ich kenne saarländische Handwerksbetriebe, die das Qualitätssiegel „familienfreundliches Unternehmen“ tragen. In solchen Unternehmen ist oft auch das interne Miteinander so freundschaftlich, dass man die Belegschaften selbst für große Familien halten könnte. Betriebe, die noch stärker als andere auf Digitalisierung, Innovationskraft und die regelmäßige Weiterbildung ihrer Teammitglieder setzen, haben oft auch im Wettbewerb um die besten Talente die Nase vorn.
Talente gewinnen, fördern und binden
Fakt ist: Das Handwerk kann selbst viel tun, um bei Fachkräften und Nachwuchsfachkräften zu punkten. Zusätzlich braucht es aber auch die Unterstützung von Politik und Gesellschaft, um die Anerkennung zu erfahren, die ihm gebührt und in der Folge mehr Jugendliche von den Chancen zu überzeugen, die eine handwerkliche Ausbildung bietet. Die Politik muss die duale Erstausbildung und höhere Berufsbildung stärken. Auf diesem soliden Fundament könnte wieder eine echte Wertschätzung für die berufliche Bildung entstehen.
Hohe Energiekosten zählen für Handwerksbetriebe aktuell zu den größten Herausforderungen. Um die Betriebe auf Grundlage einer Analyse ihrer Verbräuche zu unterstützen und Möglichkeiten zur Energieeinsparung und Rückgewinnung aufzuzeigen, berät das Team der Saar-Lor-Lux Umweltzentrum GmbH (UWZ) Handwerksunternehmer im Saarland individuell. Die Erstberatung ist für Handwerksbetriebe kostenfrei. Wer seine Energieverbräuche gut kennt, hat die besten Voraussetzungen, Einsparpotenziale zu entdecken, diese schnell und teils kostengünstig auszuschöpfen, und so letztlich die Energiekosten zu senken. Die Mittelstandsinitiative hat unter Federführung des UWZ mit dem E-Tool www.energie-tool.de ein Werkzeug geschaffen, das Handwerksunternehmern kostenfrei eine Gesamtschau auf ihre Verbräuche bietet.
Um ihre Leistungen gut und zuverlässig erbringen zu können, brauchen unsere saarländischen Handwerksbetriebe passende Standortbedingungen. Um die Wirtschaftskraft des Saar-Handwerks in der Region nachhaltig zu stärken, sollten die Mittel des von der Landesregierung aufgelegten Transformationsfonds deshalb unter anderem in wesentliche Infrastrukturmaßnahmen fließen. Gemeint sind damit neben Verkehrsinfrastrukturen wie Straßen und Brücken auch digitale Infrastrukturen wie Breitbandnetze, die insbesondere im ländlichen Raum im wahrsten Sinne des Wortes noch ausbaufähig sind. Es gilt, die öffentliche Auftragsvergabe handwerksgerecht zu gestalten und bürokratische Hürden abzubauen, die die Betriebe belasten.