„Die Schwimmerinnen“ erzählt die wahre Geschichte der Syrerinnen Yusra und Sarah Mardini, die über das Mittelmeer bis nach Berlin flüchteten. Für ein Leben ohne Krieg haben die beiden viel zurückgelassen – unter anderem ihre Karrieren als Spitzensportlerinnen.
Eigentlich ist es ein Training wie viele andere zuvor auch. Yusra und Sarah ziehen sich Badekappen und Schwimmbrillen über, dann steigen sie ins Becken. So bekommen sie im Wasser nicht mit, dass eine Bombe das Hallendach durchschlägt. Erst als der Sprengkörper ins Wasser fällt, sehen die jungen Mädchen noch während ihrer Schwimmbewegungen, wie das mörderische Gerät zu Boden sinkt. Weitere Bomben zerstören die Schwimmhalle, die Schwestern überleben den Angriff nur knapp und erkennen: In ihrer Heimat, einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus, können sie nicht bleiben.
Traum von der Olympia-Teilnahme
So beginnt der Film „Die Schwimmerinnen“. Die Geschichte ist tatsächlich passiert und hat im Jahr 2016 für internationales Aufsehen gesorgt. Denn nach ihrer langen Flucht bis nach Deutschland haben Yusra und Sarah mutig und zielstrebig an ihrem Traum festgehalten, als Schwimmerinnen an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Zuvor aber haben sie eine gefährliche Reise hinter sich gebracht. Von Syrien aus flogen sie in die Türkei, das nächste Ziel war Griechenland – und damit die EU. Mit weiteren 18 Personen wollten sie die Ägäis überqueren. Die Strecke beträgt neun Kilometer. Während der Schiffstour versagt der Außenbordmotor und das ohnehin überbelegte Schlauchboot droht zu sinken. Yusra und Sarah springen ins Wasser und ziehen das Boot mehrere Stunden hinweg an das rettende Ufer Griechenlands. Dort angekommen geht es für sie weiter über die Balkanroute nach Ungarn, Wien und München bis nach Berlin. Yusra beginnt in einem örtlichen Verein wieder mit dem Training. Nachdem sie Trainer Sven im Schwimmbad beeindruckt hatte, überzeugt sie ihn, sie professionell zu trainieren. Er stellt dem Mädchen Trainingskleidung und -ausrüstung zur Verfügung und besorgt den Schwestern eine Unterkunft. Anschließend nimmt Yusra an den Olympischen Sommerspielen 2016 für das Team Refugee Olympic Athletes teil.
Die Regisseurin Sally El-Hosaini verpackt die Geschichte in ein spannendes und emotional packendes Drama. Nach der durchs Wasser sinkende Bombe findet El-Hosaini weitere starke Bilder, um das Drama der Flüchtlingsströme in 2015 zu verdeutlichen – zum Beispiel bei der Überfahrt nach Griechenland: Die Kamera beobachtet das im Mittelmeer wankende Schlauchboot von der Wasseroberfläche aus. Mal kurz darüber, mal kurz darunter unterstreicht diese Perspektive, dass jede neue Flucht eine Gratwanderung zwischen Freiheit und Ertrinken ist. Und als die zwei Schwestern am Strand ankommen, sehen sie das Meeresufer mit zahlreichen Schwimmwesten übersät. Zurückgelassen von zuvor angekommenen Geflüchteten sind sie Symbole von Angst vor dem Krieg in Syrien ebenso wie für Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa.
Berührende Geschichte mit starken Bildern
Auch der Cast überzeugt. Als Yusra und Sarah sind die französisch-libanesischen Schauspielerinnen Manal und Nathalie Issa (ebenfalls Schwestern) zu sehen. Sie stellen die bedingungslose Bindung der Schwestern mitreißend dar, lassen aber auch den unterschiedlichen Persönlichkeiten genug Raum. Im letzten Drittel der Handlung ist Matthias Schweighöfer zu sehen. Der deutsche Schauspieler konzentriert sich seit seinen Komödienerfolgen („100 Dinge“, 2018; „Der Nanny“, 2015) auf seine internationale Karriere. Als Trainer Sven unterstützt er die beiden schwimmenden Schwestern, sodass Yusra letztlich ihre so ersehnte Teilnahme an den Olympischen Spielen gelingt. Dass „Die Schwimmerinnen“ auch Yusras Start bei den Wettkämpfen in Rio zeigt, wäre angesichts der üppigen Filmlänge von mehr als 130 Minuten verzichtbar. Abgesehen von den letzten 15 Minuten ist „Die Schwimmerinnen“ eine berührende Wohlfühlgeschichte, die das Leben von Geflüchteten spannend und menschlich sichtbar macht.