Queen Elizabeth II. wird als letzte Protagonistin einer kaum mehr zeitgemäßen Grandiosität der englischen Monarchie in die Geschichte eingehen. Mit ihrem Tod wurde auch die letzte Erinnerung an die einstige Bedeutung des Königreichs und seines Empires zu Grabe getragen.

Elizabeth Alexandra Mary Windsor wurde im Alter von gerade mal 25 Jahren nach dem überraschenden Tod ihres Vaters Georg VI. am 6. Februar 1952 zur neuen Königin proklamiert und fortan meist nur noch als „Her Majesty The Queen" in einer Kurzform ihres weitaus längeren Titels angesprochen. Die meisten ihrer Landsleute erhofften sich von der jungen Monarchin eine neue Blüte des in scheinbar unaufhaltsamem Niedergang befindlichen britischen Weltreichs. Dazu trug auch der von der jungen Hochadligen selbst gewählte Königinnenname „Elizabeth II." bei. Schließlich stand ihre Namensvetterin Elizabeth I., die bei ihrem Amtsantritt im Jahr 1558 ebenfalls 25 Jahre alt gewesen war, für das goldene Zeitalter der englischen Geschichte und konnte dank absolutistischer, vom Parlament noch kaum eingeschränkter Machtfülle das wirtschaftlich kriselnde Land neben einem Aufschwung in allen kulturellen Bereichen zu neuem Glanz führen. Das knappe halbe Jahrhundert ihrer Regentschaft ging als Elisabethanisches Zeitalter in die Historie ein.
Nur die Schotten waren mit dem Namen „Elizabeth II." überhaupt nicht einverstanden, weil es auf ihrem Territorium vor der Vereinigung der Königreiche von England und Schottland 1707 keine Herrscherin mit dem Namen Elizabeth gegeben hatte.
Wie sehr es die Menschen auf der Insel nach neuem Glanz dürstete, dokumentierten die geradezu pompösen Krönungsfeierlichkeiten in der Westminster Abbey mit 8.000 geladenen Gästen und Würdenträgern am 2. Juni 1953 eindrucksvoll. Das Ereignis konnte dank des noch relativ neuen Mediums Fernsehen weltweit von 300 Millionen Zuschauern an den heimischen Mattscheiben live mitverfolgt werden.
Eigentlich hätte sich das vom Krieg noch arg wirtschaftlich gebeutelte Großbritannien, das 1945 nur dank Milliarden-Dollar-Krediten aus den USA und Kanada knapp dem Staatsbankrott entgangen war und in dem viele Lebensmittel weiterhin rationiert waren, eine solch teure Festivität gar nicht leisten können. Aber vielleicht ließ sich mit der jungen Monarchin, die von den Medien schnell zur „Märchenkönigin" stilisiert wurde, doch noch ein weltpolitischer Abstieg Großbritanniens zu einer europäischen Mittelmacht vermeiden und eine Stabilisierung des britischen Empire erreichen, dessen Auflösungsprozess 1947 mit dem Ausscheiden von Indien und Pakistan als vormals riesiger Kronkolonie begonnen hatte.
Der Traum von einem zweiten Elisabethanischen Zeitalter sollte allerdings durch das Fortschreiten der Unabhängigkeitsbestrebungen vor allem in Afrika und Arabien sowie in vielen weiteren britischen Territorien bald zerstieben. Die Queen – deren offizieller Titel die mittelalterlichen Grundlagen der britischen Monarchie noch deutlich zum Ausdruck brachte: „Elisabeth die Zweite, von Gottes Gnaden Königin des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Nordirland und ihrer anderen Königreiche und Territorien, Oberhaupt des Commonwealth, Verteidigerin des Glaubens" – sollte in ihrer 70-jährigen Amtszeit kaum mehr als eine stille Beobachterin der endgültigen Auflösung eines von London aus dirigierten Weltreichs werden.
Sie gab so gut wie keine Interviews
Dass das Empire nicht gänzlich in Vergessenheit geriet, war fraglos der Monarchin zu verdanken, die die britischen Traditionen zeitlebens hochhielt. Ersatzweise hatte sie dem Commonwealth of Nations, dem Nachfolger des einstigen British Empire als Vereinigung unabhängiger Staaten, zeitlebens höchste Wichtigkeit beigemessen, was sich nicht zuletzt an zahlreichen Staatsbesuchen ablesen ließ. Zum Zeitpunkt ihres Todes im September 2022 waren 56 Staaten dem Commonwealth angeschlossen, wovon 15 als sogenannte Commonwealth Realms die britische Königin als Staatsoberhaupt anerkannten, darunter etwa Kanada oder Neuseeland.
Im Unterschied zu Elizabeth I. konnte die Queen kein Zeitalter prägen, weil ihr jegliche aktive Einflussnahme oder auch nur persönliche Meinungsäußerungen zu allen politischen Fragen verfassungsrechtlich untersagt waren. Wie der „Spiegel" es ausdrückte: „Nein, diese Queen hat während ihrer langen Regentschaft keine Ära geprägt – sie war einfach immer nur da, würdevoll, verschwiegen, in guten Zeiten, in schlechten Zeiten." Die verfassungsmäßigen Rechte der Monarchin waren ziemlich stark eingeschränkt, was sich in dem Leitsatz „Die Königin regiert, aber sie herrscht nicht" niedergeschlagen hat.

Theoretisch hatte die Queen als Souveränin zwar umfangreiche Befugnisse – so war sie Oberkommandierende der Armee, hatte das Recht zur Berufung des Premierministers oder der Bischöfe in ihrer Funktion als Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche; sie konnte Bürgerliche in den Adelsstand berufen oder Lords-Ernennungen für das Oberhaus vornehmen, und ihr oblag die Gegenzeichnung sämtlicher vom Parlament beschlossener Gesetze.
Doch all diese Befugnisse, zu denen auch noch das Vortragen des Regierungsprogramms für die kommenden zwölf Monate anlässlich der Eröffnung der jährlichen Sitzungsperiode des Parlaments gehörte, waren nur formal-zeremonieller Natur, weil die Queen sie nur nach den Geboten und Vorgaben der Regierung und des Abgeordnetenhauses ausüben durfte. Faktisch war die Queen daher politisch machtlos.
Sie hatte sich aus der Tagespolitik komplett herauszuhalten, durfte diese auch nicht kommentieren, geschweige denn dem jeweiligen Premierminister Ratschläge erteilen. Was sie in privaten, allwöchentlich am Dienstagvormittag abgehaltenen Treffen mit den insgesamt 15 Premierministern und -ministerinnen ihrer langen Amtszeit hinter verschlossenen Türen besprach, sollte nie an die Öffentlichkeit gelangen. Bekannt wurde nur, dass sie sich dabei stets genau über die aktuelle politische Lage, die außenpolitische Situation oder über geplante Gesetzesvorhaben informieren ließ.
Der häufig im Zusammenhang mit der speziellen Art von Arbeitsteilung an der Spitze des britischen Staats zitierte Verfassungsrechtler Walter Bagheot hatte schon im 19. Jahrhundert zwischen einem „würdevollen" und einem „effizienten" Aspekt der Herrschaftsausübung in Großbritannien gesprochen. Die Queen hat sich exakt an ihren „würdevollen" Part gehalten, wofür sie sich eine besondere Ausprägung von Gleichmut, demonstrativer Korrektheit, Pflichtbewusstsein, Diskretion, Unaufgeregtheit und Distanziertheit zugelegt hatte. Nicht einmal ein kleinster Kommentar zum Brexit 2016 kam über ihre Lippen, allenfalls nach dem für den Fortbestand des Königreichs wichtigen Schottland-Referendum 2014 konnte sie sich ein glückliches Lächeln und einige lobende Worte nicht verkneifen.
Die Queen konnte sämtliche Fehler ihrer Vorgänger instinktiv vermeiden, sie leistete sich in der Öffentlichkeit keinerlei Patzer des „Allzumenschlichen", was ihr zuweilen den Vorwurf der Gefühlskälte oder des Fehlens von Empathie eintrug. Dennoch konnte sie sich über die Jahre zu einem Symbol der nationalen Identität, zu einer moralischen Autoritätsfigur sowie zu einer viel bewunderten Verkörperung von Stabilität und Kontinuität in der sich schnell wandelnden britischen Gesellschaft entwickeln. Zumal sie zugunsten ihrer Rolle als Staatsoberhaupt zeitlebens auf jegliche Form von individueller Selbstverwirklichung verzichtete – ein bemerkenswerter Aspekt in einer Epoche des unaufhaltsam wachsenden Individualismus und Bekenntniszwangs.
Wenig überraschend daher auch, dass die Queen zeitlebens so gut wie keine Interviews gab. Nur Mitte Januar 2018 konnte die BBC einmal ein Gespräch mit der Queen ausstrahlen, in dem diese einige lustige Anekdoten aus ihrem Leben preisgab. Damit hatte sie einen winzigen Blick hinter das Mysterium der scheinbar unzeitgemäß gewordenen Monarchie erlaubt, ohne jedoch deren Entzauberung zu riskieren. Bereits Walter Bagheot hatte schließlich dazu geraten, das hinter der Monarchie stehende Mysterium nicht zu gefährden: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Tageslicht auf ihre Magie scheint."
Dass Elizabeth Alexandra Mary jemals den britischen Thron besteigen würde, galt bei ihrer Geburt per Kaiserschnitt am 21. April 1926 um 2.40 Uhr in einem Privathaus im Londoner Stadtteil Mayfair als äußerst unwahrscheinlich. Ihr Vater Prinz Albert, der den Titel Duke of York trug, war zwar der jüngere Bruder des Kronprinzen Edward, wodurch die Princess of York in der Thronfolge immerhin an dritter Stelle eingeordnet wurde. Doch ganz Großbritannien war davon ausgegangen, dass ihr Onkel nach einer Eheschließung eigene Kinder haben würde, wodurch das Thema Queen für Elizabeth erledigt gewesen wäre.
Widerstände gegen Liaison

Als 1936 ihr Großvater König Georg V. starb, bestieg ihr Onkel als Edward VIII. den Thron. Dass dieser schon nach wenigen Monaten abdanken musste, weil er partout gegen die Etikette des britischen Hofs die bürgerliche und zudem geschiedene US-Amerikanerin Wallis Simpson heiraten wollte, konnte niemand voraussehen. Nachdem ihr Vater Ende 1936 als Georg VI. König geworden war, war seine zehnjährige Tochter Elizabeth in der Thronfolge plötzlich auf die erste Position vorgerückt und trug fortan den Titel „Her Royal Highness The Princess Elizabeth". Allerdings hätte sie ihren Status als erste Thronfolgerin ganz schnell wieder verlieren können, sofern ihre Eltern noch einem Sohn das Leben geschenkt hätten. Vorsichtshalber wurde sie daher zunächst nur als „Heiress Presumptive", also als „Voraussichtliche Thronfolgerin" tituliert, die durch die Geburt eines Erben mit höherrangigem Recht in der Erbfolge noch verdrängt werden konnte. Gemäß der damals rund um den Buckingham-Palast geltenden Erbfolgeregelung hätte ein männlicher Nachkomme automatisch die Spitze der Thronfolge erlangt, was erst im Jahr 2011 im Sinne der Gleichberechtigung gesetzlich geändert wurde.
Auf ihre Rolle als künftiges Staatsoberhaupt war Elizabeth kaum durch eine entsprechend hochkarätige Ausbildung vorbereitet worden. Sie besuchte keine Schule, sondern wurde gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Margaret weitgehend abgeschottet von der nicht-adligen Außenwelt noch ganz im Sinne des 19. Jahrhunderts von der Mutter und vor allem von diversen Gouvernanten unterrichtet. Immerhin erlernte sie das Französische fließend, in anderen Fächern wie Geschichte, Religion oder Literatur wahrscheinlich nur das damals für eine typische weibliche Vertreterin des britischen Hochadels Nötigste. Später erhielt sie noch einen Schnellkurs in Verfassungsgeschichte.
Schon in ihrer frühen Kindheit hatte sie auf den königlichen Schlössern und Landsitzen ihr lebenslanges Faible für Pferde und die Hunderasse Corgi entdeckt. Auch eine Vorliebe für die Fotografie und das Musizieren mit der Ukulele wurden ihr nachgesagt. Im Alter von 14 Jahren hielt sie im Rahmen eines BBC-Kinderprogramms so etwas wie ihre erste Ansprache. Schon ein Jahr zuvor hatte sie anlässlich eines Besuchs des Britannia Royal Naval College in Dartmouth den damals 18-jährigen und als Cousin dritten Grades mit ihr verwandten Prinz Philip von Griechenland und Dänemark nach zwei früheren Zusammentreffen etwas besser kennengelernt und sich dabei angeblich sofort in ihn verliebt. Die sich danach durch häufigen Briefwechsel anbahnende Romanze wurde durch den Zweiten Weltkrieg etwas hinausgezögert, in dessen Verlauf eine Evakuierung der beiden Prinzessinnen ins sichere Kanada erwogen wurde und gegen dessen Ende Elizabeth nicht nur den Führerschein erwarb, sondern auch eine Ausbildung zur Lastwagenfahrerin und Mechanikerin absolvierte.
Obwohl es am britischen Hof erhebliche Widerstände gegen eine feste Liaison mit Philip gab – vor allem wegen dessen deutschstämmigen Vorfahren väterlicherseits aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und mütterlicherseits aus dem hessischen Haus Battenberg –, zeigte die Kronprinzessin erstmals ihre Fähigkeit zur Hartnäckigkeit und setzte die Verlobung am 9. Juli 1947 und die Eheschließung am 20. November 1947 in der Westminster Abbey durch.

Philip, der sich im Krieg im Kampf gegen Nazi-Deutschland große militärische Verdienste erworben hatte und auf dem Weg zu einer bedeutenden Karriere in der britischen Armee gewesen war, hatte vor der Heirat die britische Staatsbürgerschaft angenommen, seinen Titel Prinz von Griechenland und Dänemark abgelegt, seinen Namen in Mountbatten umbenannt und war von der griechisch-orthodoxen Kirche zum Anglikanismus konvertiert. Ersatzweise durfte sich Philip Mountbatten nach der Eheschließung unter anderem Duke of Edinburgh oder „His Royal Highness" nennen lassen. Ehefrau Elizabeth wurde nach der Heirat offiziell als „Her Royal Highness The Princess Elizabeth, Duchess of Edinburgh" tituliert.
Anlässlich eines Staatsbesuchs in Südafrika im Jahr 1947 absolvierte Prinzessin Elizabeth ihren ersten wichtigen internationalen Auftritt, bei dem sie sich öffentlich zum lebenslangen Dienst als Fixstern des Commonwealths verpflichtete.
Am 14. November 1948 kam mit Prinz Charles das erste Kind des Paars zur Welt, als zweites folgte Prinzessin Anne am 15. August 1950. Schon in dieser Zeit bildete sich das Vorurteil heraus, dass die künftige Queen keine sonderlich gute und eine eher altmodisch-strenge Mutter sei – weil sie ihren staatlichen Verpflichtungen offenbar oberste Priorität einräumte und die Erziehung des Nachwuchses auch wegen ihrer und Philips häufiger Abwesenheit weitestgehend fachkundigen Kindermädchen überließ. Zwischen 1949 und 1951 verbrachte Elizabeth sogar viel Zeit im Ausland, weil sie an der Seite ihres auf der Kronkolonie Malta stationierten Ehemanns sein wollte, während die beiden Kinder in Großbritannien zurückbleiben mussten.
Nachdem Elizabeth Anfang 1952 zur Königin aufgestiegen war, mussten familiäre Verpflichtungen für sie noch weiter in den Hintergrund treten. Prinz Philip musste daher zunehmend neben der Großmutter Elizabeth – der legendären „Queen Mum" – auch in der Kindererziehung in die Bresche springen. Schließlich sollten mit Prinz Andrew am 19. Februar 1960 und Prinz Edward am 10. März 1964 noch zwei weitere Kinder der Royals das Licht der Welt erblicken. Philip musste den großen Wermutstropfen schlucken, dass er seinem Nachwuchs nicht seinen Nachnamen Mountbatten vererben durfte, weil diese wie die Queen Windsor heißen mussten.
Philip verbrachte Leben im Schatten der Queen
Dennoch spielte der Prinzgemahl bis zu seinem Tod im Alter von 99 Jahren am 9. April 2021 seine Rolle im Schatten der Monarchin perfekt – von gelegentlichen öffentlichen Fettnäpfchen und niemals bestätigten Gerüchten über außereheliche Beziehungen mal abgesehen – in einer absolut skandalfreien Partnerschaft mit Elizabeth. Auch sein Leben verlief im Dienst der Krone, die Queen sollte ihn in einer ihrer seltenen öffentlichen Liebeserklärungen als „meine Stärke und meinen Fels" würdigen.

Als junge Königin musste Elizabeth den Zerfall des britischen Weltreichs erleben, spätestens ab den 1970er-Jahren war das Empire Geschichte. Dessen Ohnmacht hatte sich schon auf dem Höhepunkt der Suezkrise 1956 gezeigt. Auch den heraufziehenden Kalten Krieg erduldete die Queen mit stoischer Gelassenheit. Nicht einmal die Ermordung ihres nahen Verwandten Lord Louis Mountbatten durch die IRA im August 1979 konnte sie wirklich aus der Ruhe bringen. Schon gar nicht das Abdriften Großbritanniens zum „kranken Mann Europas", das erst durch die sozialpolitisch harten Reformen der als „Eiserne Lady" bekannt gewordenen Premierministerin Margaret Thatcher in deren Regierungszeit zwischen 1979 und 1990 gestoppt werden konnte. Immerhin schrieb die Queen 2011 mit dem ersten Staatsbesuch eines britischen Monarchen in der Republik Irland Geschichte und verlieh damit auch dem Friedensprozess im lange schwelenden Nordirland-Konflikt einen zusätzlichen Anschub.
Ihr Hauptaugenmerk richtete die Queen allerdings auf eine vorsichtige Modernisierung der Monarchie. 1970 hatte sie die „königlichen Spaziergänge", eine Art distinguiertes Bad in der jubelnden Menge ihrer Untertanen, eingeführt. Ein Jahr zuvor hatte sie bereits eine aufsehenerregende und so gut wie vom ganzen Land vor den Fernsehgeräten mitverfolgte 90-minütige BBC-Dokumentation mit dem Titel „Royal Family" produzieren lassen. In der hatte sich die Königsfamilie ganz volkstümlich und nahbar über ein Jahr hinweg bei alltäglichen Verrichtungen wie dem Grillen oder dem Zusammensein vor dem Weihnachtsbaum von der Kamera begleiten lassen. Damit hatte die Queen unbedachter Weise allerdings endgültig die mediale Büchse der Pandora geöffnet. Zwar verschwand die BBC-Dokumentation nach der Ausstrahlung ganz schnell im Giftschrank. Aber die Skandale rund um die Kinder der Queen lieferten den britischen Boulevardmedien reichlich Zündstoff.
Die Queen selbst sollte das Jahr 1992 in einer Rede in Londons Guildhall zu ihrem persönlichen „annus horribilis" deklarieren. In diesem Jahr hatten sich ihre Söhne Charles und Andrew von ihren Frauen Lady Diana und Sarah Ferguson getrennt und ihre Tochter Prinzessin Anne wurde geschieden. Überdies hatte auch noch Schloss Windsor bei einem Brand erheblichen Schaden genommen. Die medialen Schlammschlachten zwischen Charles und Diana konnte sie zwar mit einem Machtwort zur am 15. Juli 1996 vollzogenen Scheidung beenden. Doch ihre anfangs unrühmliche Rolle im Zuge des schrecklichen Unfalltods der vom Volk als „Königin der Herzen" verehrten Diana führte sogar kurzzeitig zu einem steilen Absinken ihrer mit 75 Prozent positiver Zustimmung eigentlich grandios hohen Beliebtheitswerte – und zu einer ernsten Krise der britischen Monarchie. Dank einer schnellen Kehrtwendung, bei der sie Diana offiziell ihren Respekt bekundete und eine offizielle Trauerfeier für die Verstorbene in der Westminster Abbey anordnete, konnte Elizabeth die gegen sie erhobenen Vorwürfe mangelnder Anteilnahme und menschlicher Gefühlskälte rasch wieder entkräften.
Stets stilsichere Mode-Ikone
Im Umgang mit ihren Enkeln und Urenkeln strahlte sie danach sogar eine Wärme und Zufriedenheit aus, die sie gegenüber ihren Kindern niemals öffentlich an den Tag gelegt hatte. Das schließt selbst den abtrünnigen, in die USA ausgewanderten Prinz Harry mit ein.
Bis zu ihrem Tode genoss die 1,63 Meter große Queen die diversen Thronjubiläen. Im Sommer dieses Jahrs hätte sogar die Platinfeier ihrer 70-jährigen Regentschaft angestanden.
Im Laufe ihrer scheinbar endlosen Amtszeit hatte sie sich auch zu einer Mode-Ikone entwickelt, wobei neben ihren aufwändigen Hüten vor allem ihre meist farbenfrohen, stets stilsicher kombinierten Roben bewundert wurden. Für gehörigen Verdruss sorgten bei ihr die immer mal wieder aufkochenden Diskussionen ums liebe Geld, sprich um die horrenden Kosten der Royals und ihres Hofstaates für den britischen Steuerzahler. Durch das freiwillige Zahlen von Einkommenssteuer versuchte die Queen ab dem Jahr 1992 dem heiklen Thema etwas die Spitze zu nehmen. Über ihr Privatvermögen wurde stets der Mantel des Schweigens gehüllt. Allerdings stand völlig außer Frage, dass sie unzweifelhaft zu den reichsten Persönlichkeiten des Landes gezählt werden musste.