Auch 2022 sind wieder zahlreiche Prominente unter den verstorbenen Menschen weltweit. Eine kleine Auswahl derer, die Spuren hinterlassen und uns bewegt haben.
Politik
Die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright ist am 24. März im Alter von 84 Jahren infolge eines Krebsleidens gestorben. Albright wurde 1993 unter US-Präsident Bill Clinton Botschafterin der US-Regierung bei den Vereinten Nationen in New York. Später rückte sie ab 1997 als erste Frau an die Spitze des Außenministeriums in Washington. Dabei wurde die ursprünglich aus Osteuropa stammende Demokratin, deren Familie einst als Flüchtlinge in die USA eingewandert war, zu einer führenden Stimme der US-Außenpolitik im 20. Jahrhundert.
Er war Revoluzzer, RAF-Anwalt und Mitbegründer der Grünen. Am 31. August ist der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele im Alter von 83 Jahren gestorben. Ströbele war 2002 als erster Grüner per Direktmandat im Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg in den Bundestag gewählt worden und ging damit in die Parteigeschichte ein. Er hatte die Grünen mitgegründet und saß 21 Jahre lang im Bundestag. Erst 2017, mit 78 Jahren, war er aus der aktiven Politik ausgestiegen.
Als Bundeswirtschaftsminister hatte der FDP-Politiker Martin Bangemann keinen leichten Stand. In der EU hingegen war er ein angesehener Kommissar. Als Bundesminister für Wirtschaft war er zwischen 1984 und 1988 Mitglied der Bundesregierung. Von 1989 bis zum geschlossenen Rücktritt der Europäischen Kommission 1999 gestaltete er als EU-Kommissar den Europäischen Binnenmarkt, die EU-Industriepolitik, die europäische Informationsgesellschaft und die Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte. Er ist am 28. Juni im Alter von 87 Jahren gestorben.
Der frühere DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz ist während einer Veranstaltung im Berliner Schloss Bellevue gestorben. Er wurde 72 Jahre alt. Schulz wurde in Zwickau geboren. Seit 1968 war er in verschiedenen Oppositionsgruppen der DDR aktiv. 1990 wurde Schulz Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Von Oktober 1990 bis Oktober 2005 gehörte er für Bündnis 90/Die Grünen dem Bundestag an, von 2009 bis 2014 dem Europaparlament.
Die CDU-Politikerin Dagmar Schipanski ist am 9. September gestorben. Die gebürtige Thüringerin hatte 1999 für das Bundespräsidentenamt kandidiert, unterlag bei der Wahl aber dem SPD-Politiker Johannes Rau. Schipanski wurde 79 Jahre alt.
Film und Fernsehen
Auch zahlreiche Hollywood-Größen haben uns im abgelaufenen Jahr verlassen, allen voran Oscar-Preisträger und Hollywood-Legende Sidney Poitier. Als bester Hauptdarsteller gewann Poitier 1964 für seine Darbietung „Lilien auf dem Felde“ als erster Schwarzer überhaupt den Oscar. Daneben zählen zu seinen bekanntesten Filmen „Flucht in Ketten“, „In der Hitze der Nacht“ und „Rate mal, wer zum Essen kommt“. Der Schauspieler wurde 94 Jahre alt.
Die Rolle des Mafioso Santino „Sonny“ Corleone in „Der Pate“ machte James Caan in den 1970er-Jahren berühmt und brachte ihm 1973 eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller ein. Mit dem Horrorthriller „Misery“ kam der Charakterdarsteller Anfang der 1990er-Jahre erneut groß heraus. Regisseur Reiner knüpfte sich eine Vorlage von Stephen King vor, in der ein Bestsellerautor (Caan) einer wahnsinnigen Verehrerin (Kathy Bates) in die Hände fällt. Der US-Schauspieler starb am 6. Juli im Alter von 82 Jahren.
Als Lieutenant Nyota Uhura im „Raumschiff Enterprise“ schrieb Nichelle Nichols in den 1960er-Jahren Fernsehgeschichte – als erste afroamerikanische Schauspielerin in einer gleichberechtigten Rolle. Sie starb am 30. Juli im Alter von 89 Jahren in New Mexico.
Im August starb die US-Schauspielerin Anne Heche an den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls. Die 53-Jährige spielte in Dutzenden Filmen und Fernsehproduktionen mit. Bekannt wurde sie in den 1990er-Jahren an der Seite von Johnny Depp in dem Thriller „Donnie Brasco“, mit Tommy Lee Jones in dem Katastrophenfilm „Volcano“ und als Geliebte an der Seite von Harrison Ford in der Abenteuerkomödie „Sechs Tage, sieben Nächte“. Fernsehzuschauer kennen sie aus Serien wie „Ally McBeal“ und „Nip/Tuck“.
„Das Boot“, „Die unendliche Geschichte“, „Enemy Mine“, „In the Line of Fire“, „Outbreak“, „Air Force One“, „Der Sturm“, „Troja“ – das Filmvermächtnis von Wolfgang Petersen ist beeindruckend. Stars wie Clint Eastwood, Dustin Hoffman, Harrison Ford, George Clooney, Brad Pitt, Rene Russo und Glenn Close drehten mit dem deutschen Hollywood-Regisseur. Mit 81 Jahren erlag Petersen Mitte August einem Bauchspeicheldrüsenkrebsleiden.
Einen Monat zuvor war bereits sein deutscher Regisseur-Kollege Dieter Wedel mit 82 Jahren gestorben. Er war einer der Großen in der deutschen Fernsehbranche, hat Kultfilme geschaffen wie die Mehrteiler „Der Schattenmann“ oder „Der große Bellheim“. Am Ende seines Lebens war aber vor allem von schweren Vorwürfen die Rede. Die Staatsanwaltschaft hatte ihn im vergangenen Jahr angeklagt, weil er die Schauspielerin Jany Tempel in den 1990er-Jahren vergewaltigt haben soll. Wedel hatte die Vorwürfe stets bestritten, gerichtlich geklärt werden konnten die Anschuldigungen nicht mehr.
Mit Ralf Wolter ist Mitte Oktober auch einer der beliebtesten deutschen Film- und Fernsehschauspieler gestorben.
An der Seite von „Winnetou“-Darsteller Pierre Brice feierte Wolter in den 1960er-ahren seine größten Erfolge, unter anderem in der Rolle des schlagfertigen Sam Hawkens oder auch als Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah. Wolter, der 95 Jahre alt wurde, spielte aber auch in Produktionen wie „Tatort“, in „Der Alte“, „Ein Schloss am Wörthersee“ oder „Küstenwache“ mit.
Für seine Paraderolle des Franz Biberkopf in Rainer Werner Fassbinders mehrteiliger Alfred-Döblin-Verfilmung „Berlin Alexanderplatz“ wurde Günter Lamprecht einst von Kritik und Publikum gefeiert. Anfang der 90er war er der SFB-„Tatort“-Kommissar Franz Markowitz in Berlin-Kreuzberg. 1970 spielte er im allerersten „Tatort“ mit dem Titel „Taxi nach Leipzig“ mit. Über Jahrzehnte hatte er die nationale und internationale Theaterszene geprägt. Der Charakterschauspieler wurde 92 Jahre alt.
Musikwelt
Auch die Musikwelt musste sich im vergangenen Jahr von einigen der ihren verabschieden. Bereits am 20. Januar starb der US-Sänger und Schauspieler Meat Loaf. Pomp, Pathos und Bombast, Frack, Seidentuch und Rüschenhemd: Für Meat Loaf war es nie zu viel. Gefeierte Welterfolge und dramatische Abstürze prägten seine Karriere. Immer wieder schaffte er Comebacks und Songs wie „I’d Do Anything for Love (But I Won’t Do That)“ wurden zu Klassikern, aber Drogen und Gesundheitsprobleme ließen den Sänger nicht los. Die Rocklegende wurde 74 Jahre alt.
Der amerikanische Rockmusiker Jerry Lee Lewis starb im Alter von 87 Jahren in seinem Haus im US-Bundesstaat Mississippi. Neben Elvis Presley, Chuck Berry und Little Richard gehörte Lewis zu den Größen des Rock’n’Rolls. Mit Songs wie „Great Balls of Fire“ oder „Whole Lotta Shaking’ Goin’ On“ gelangte er zu Weltruhm und prägte Generationen von Rockmusikern.
Ende März war der Taktgeber der Foo Fighters, Taylor Hawkins, tot in einem Hotel im kolumbianischen Bogota aufgefunden worden. Zuvor hatte der Schlagzeuger über Schmerzen in der Brust geklagt, Rettungskräfte konnten aber nur noch den Tod feststellen. Bei einer gerichtsmedizinischen Untersuchung wurden in Hawkins’ Körper zehn verschiedene Substanzen festgestellt, darunter THC (Marihuana), trizyklische Antidepressiva, Benzodiazepine und Opioide. Taylor Hawkins wurde nur 50 Jahre alt.
„Gangsta’s Paradise“ war sein größter Erfolg und hat für viele Hip-Hop-Fans aus den 1990ern Kultstatus. Der Musiker Coolio, mit bürgerlichem Namen Artis Leon Ivey Jr., landete 1995 damit einen Nummer-eins-Hit. Der Song brachte ihm einen Grammy ein. Wegen illegalen Drogen- und Waffenbesitzes geriet der Rapper wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt. Auch in Deutschland stand er 1998 vor Gericht. Damals wurde er wegen Beihilfe zu Raub und Körperverletzung zu sechs Monaten auf Bewährung und zu einer Geldstrafe verurteilt. Coolio wurde nur 59 Jahre alt.
Der griechische Musikkomponist Vangelis galt als einer der Vorreiter der elektronischen Musik und wurde mit seinen Filmmusiken berühmt, etwa für „Blade Runner“, „Die Stunde des Siegers/Chariots of Fire“ oder „Conquest of Paradise“. Evangelos Odysseas Papathanassiou, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, wurde 79 Jahre alt. 2002 komponierte er die Musik zur Fußball-WM in Korea und Japan.
Der mit dem „Schlümpfe“-Lied bekannt gewordene niederländische Schlagersänger Vader Abraham ist im Alter von 87 Jahren in seinem Wohnort Breda gestorben. Sein 1977 veröffentlichter Schlumpf-Song – offiziell: „Das Lied der Schlümpfe“ – machte den Sänger und Komponisten mit dem bürgerlichen Namen Pierre Kartner berühmt. Davon wurden weltweit mehr als 25 Millionen Platten verkauft.
Der US-amerikanische Popsänger Aaron Carter ist im Alter von 34 Jahren gestorben. Sein erstes Album hat Carter im Alter von neun Jahren in Deutschland veröffentlicht. Er wurde in seinem Haus in Lancaster, Kalifornien, tot aufgefunden.
Fußball
Bereits im März war der Frankfurter Welt- und Europameister Jürgen Grabowski im Alter von 77 Jahren in einem Krankenhaus in Wiesbaden an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruchs und weiteren Vorerkrankungen gestorben. Grabowski bestritt 44 Länderspiele für den DFB und 441 Begegnungen in der Bundesliga für die Eintracht, war, Uefa-Cup-Sieger 1980 und 1974 und 1975 DFB-Pokalgewinner.
Drei Monate nach Dörner verliert der Fußball-Osten mit Joachim Streich ein weiteres Idol. In 102 Spielen für die DDR-Auswahl traf der Rekordnationalspieler der ehemaligen DDR 55 Mal. Hinzu kommen 229 Tore in 378 Spielen der Oberliga – Rekorde für die Ewigkeit. Wegen seiner Schlitzohrigkeit wurde Streich oft als „Gerd Müller des Ostens“ bezeichnet und mit dem Weltmeister von 1974 verglichen. Streich wurde 71 Jahre alt und starb nach schwerer Krankheit.
Als Egidius Braun 1992 Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wurde, hatte er schnell den Namen „Pater Braun“ weg. Was sich zunächst auf seine Strenge bezog, wurde bald zur respektvollen Bezeichnung für einen durch und durch sozialen Menschen. In seiner Amtszeit erlebte Braun einen Titel, den EM-Sieg 1996. Mitte März starb Braun im Alter von 97 Jahren.
Medien
Der bekannte Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider ist im Alter von 97 Jahren in Starnberg gestorben. Der in Erfurt geborene Publizist leitete unter anderem die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg und hatte führende Positionen bei bekannten deutschen Medienhäusern inne. Mit seinen Büchern wie „Deutsch für Profis“ wurde er deutschlandweit als Experte für Sprache und Stil bekannt und galt als „Sprach-Papst“.
Er prägte mehr als drei Jahrzehnte die „heute“-Sendung im ZDF: Der Fernsehjournalist Claus Seibel starb Anfang März im Alter von 85 Jahren. Der gebürtige Gießener hatte von 1971 an mehr als 30 Jahre lang die ZDF-Nachrichtensendung um 19 Uhr präsentiert. Er wurde damit seinerzeit zum dienstältesten deutschen Nachrichtensprecher. Das ZDF würdigte ihn als „Grandseigneur der Nachrichten“.
Modewelt
Nino Cerruti war bekannt für seinen gelben Pullover. Seine Marke und sein Stil standen in der Modewelt für Eleganz. Der Italiener schaffte es bis nach Hollywood, wo er internationale Stars für deren Filme einkleidete. 1994 wurde er außerdem zum offiziellen Designer für das Formel-1-Team der italienischen Traditionsmarke Ferrari. 1967 eröffnete Cerruti in der französischen Mode-Metropole Paris seine erste Boutique, Cerruti 1881, und baute sein Mode-Imperium bis nach Fernost aus. Für seine Kreationen erhielt er weltweit Auszeichnungen. Der italienische Stardesigner wurde 91 Jahre alt.
Der japanische Designer Issey Miyake feierte weltweit Erfolge mit seinem Konzept, Kleidung aus einem einzigen Stück Stoff herzustellen. Berühmt sind seine Entwürfe mit innovativen Silhouetten und stark plissierten Stoffen. Der in Hiroshima geborene Designer baute eines der größten japanischen Modehäuser auf und erhielt 2005 den wichtigsten japanischen Kunstpreis „Praemium Imperiale“. Er starb mit 84 Jahren an einem Krebsleiden.
Sonstiges
Ali Mitgutsch hat Kindern in aller Welt ein Geschenk gemacht: seine Wimmelbücher. Ohne Worte und farbenfroh erzählen sie seit Jahrzehnten wunderbare Alltags-Geschichten. Aus dem Schwimmbad, vom Bauernhof, aus den Bergen oder aus der Stadt. Ein zeitloses Panoptikum des Lebens, voller Freuden, Bosheiten und Missgeschicken. Später schuf er Kunst für Erwachsene und arrangierte Gegenstände in Objektkästen. Menschen jeden Alters lieben Mitgutschs Bücher – bis heute, auch wenn manches inzwischen etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Er wurde 86 Jahre alt.
Götz Werner schuf seit den 70er-Jahren aus dem Nichts ein Drogerie-Imperium. Mit der Einführung des Discounterprinzips verdiente der Gründer der Karlsruher Drogeriemarktkette dm viel Geld. Doch im Mittelpunkt stand für den Vorkämpfer eines bedingungslosen Grundeinkommens etwas anderes: „Die Menschen und deren Bedürfnisse.“ Europaweit beschäftigt dm mehr als 66.000 Mitarbeiter (Stand 30. September), davon knapp 43.000 in Deutschland, hat fast 4.000 Märkte und erzielt einen Jahresumsatz von mehr als zwölf Milliarden Euro. Werner wurde 78 Jahre alt.
Dietrich Mateschitz prägte mit seinem Unternehmen Red Bull und seiner Marketingstrategie über viele Jahre den Sport weltweit. Zum Imperium des Österreichers gehören neben dem Fußball-Bundesligisten RB Leipzig unter anderem auch der Eishockey-Club Red Bull München sowie die Formel-1-Teams Red Bull und Alpha Tauri, ehemals Toro Rosso. Mit seinem Unternehmen wurde Mateschitz zum Multimilliardär.
Das US-Magazin „Forbes“ listete Mateschitz in diesem Jahr mit einem Vermögen von 27,4 Milliarden Dollar auf Platz 51 im weltweiten Milliardärs-Ranking. Der Gründer von Red Bull wurde 78 Jahre alt.