Bilder der Woche ausblenden
Bilder der Woche einblenden

WAS MACHT EIGENTLICH...

1984: Erich Kühn­hackl (rechts) im EInsatz für den EV Landshut, wo seine Karriere begann
Foto: picture alliance / Sven Simon

… Erich Kühnhackl?

Er ist mit einer olympischen Bronzemedaille, vier deutschen Meistertiteln und als Rekordtorschütze von Nationalteam und der Bundesliga der Superstar des deutschen Eishockeys. Er war Trainer mehrerer Clubs und Vizepräsident des Deutschen Eishockeyverbandes. Der 72-Jährige fördert heute mit seiner Kühnhackl-Stiftung den deutschen Nachwuchs.

Eishockey spielt Erich Kühnhackl natürlich nicht mehr, nachdem er vor ein paar Jahren zumindest bei Wohltätigkeitsspielen gelegentlich noch aufgelaufen war. Öfter kommt es allerdings vor, dass er als Chef seiner Erich-Kühnhackl-Stiftung an Nachwuchsspieler Spenden vergibt und mit ihnen auch schon mal ein Training absolviert: „Da bin ich immer vor Ort und gehe mit aufs Eis“, berichtet Kühnhackl der „Münchner Abendzeitung“ (AZ). Bis zuletzt hat er auch einmal wöchentlich die Alten Herren seines Heimatclubs EV Landshut trainiert. Ansonsten aber bezeichnet sich Kühnhackl als „topfit“: „Ich bin die Woche vier-, fünfmal mit dem Rad unterwegs, damit ich fit bleibe und mein Gewicht halte!“, verriet er der AZ: „Ab und zu spiele ich auch ein bisschen Golf. Das hat eine beruhigende Wirkung auf mich!“ Wenn er dann mal zum Schläger greift, dann geschieht dies meist zu einem guten Zweck.

Gerade im September fanden in Eichenheim-Kitzbühel wieder die von ihm veranstalteten German Eishockey Classics statt, bei denen nach zweijähriger Corona-Pause über 80 prominente Golfer angetreten waren: „Ich freue mich sehr über die Resonanz zu meinem Turnier!“, kommentierte Kühnhackl. Bei diesem Anlass wurden von seiner Stiftung auch wieder die drei besten Nachwuchsspieler des Eishockey-Jahrgangs 2006 mit dem „Goldenen Puck“ und der Verein mit der besten Nachwuchsarbeit 2021 ausgezeichnet. 

Golf spielen für den guten Zweck

Der 72-jährige Erich Kühn­hackl ist verheiratet und Vater von drei Kindern
Der 72-jährige Erich Kühn­hackl ist verheiratet und Vater von drei Kindern - Foto: picture alliance / Sven Simon

Der „Kleiderschrank auf Kufen“ ist mit der Arbeit seiner 2001 gegründeten Stiftung sehr zufrieden: „Ich freue mich darüber, dass wir in so vielen Dingen helfen konnten“, betonte er kürzlich in der „Prager Zeitung“ und würdigte dabei die tatkräftige Unterstützung durch Familie, Freunde, Bekannte und andere Mitstreiter.

Sehr zufrieden ist Kühnhackl mit dem Abschneiden der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM im Vorjahr, auch wenn die erste Medaille seit 68 Jahren knapp verpasst wurde: „Die Mannschaft hat von Anfang an sehr gut gespielt und sich als echte Einheit präsentiert“, schwärmt der Rekordspieler beim Portal „SPOX“ und glaubt, bei den Zuschauern auch einen Aufwind für seine Sportart zu erkennen: „Die Mannschaft hat auch Leute begeistert, die gar nichts mit Eishockey zu tun haben normalerweise.“ 

Nach langen Flautejahren im deutschen Eishockey zahlt sich nach Kühnhackls Meinung heute aus, dass inzwischen mehr in die Jugend investiert wird. Da er für seine Stiftung viel bei kleinen Vereinen unterwegs ist, könne er eine zunehmend hervorragende Nachwuchsarbeit erkennen. Dazu habe die vergangene WM erheblich beigetragen. Die Olympischen Spiele 2022 in Peking hatten für den Bronzemedaillengewinner von 1976 eine besondere Bedeutung, weil im Nationalteam sein Sohn Tom (30) mit dabei war, der zuletzt zwei Jahre in der US-Profiliga NHL gespielt hatte und heute in Schweden unter Vertrag steht. Kühnhackl selbst hatte in seiner Glanzzeit den Schritt in die USA trotz guter Angebote nicht gewagt: „Vielleicht hätte ich es probieren sollen“, grübelte er kürzlich, ohne aber der verpassten Chance nachzutrauern.

Den Schritt in die USA nie gewagt

Gerne erinnert sich Kühnhackl zurück an seine großen Zeiten als erfolgreichster Bundesliga-Torschütze (714 Tore in 752 Spielen), an die Wahl zum Deutschen Eishockeyspieler des Jahrhunderts (2000) und die Aufnahmen in die Hall of Fame des internationalen Hockeyverbandes (1997) und des deutschen Sports (2016). Ein ganz besonders tolles Gefühl sei es aber gewesen, 1976 „Teil einer Mannschaft gewesen zu sein, die eine Medaille bei Olympischen Spielen gewonnen hat.“ Gelegentlich würden vom Verband auch Treffen des Bronzeteams organisiert, wo die Alt-Internationalen in Erinnerungen schwelgen können. „Wir sehen uns ja auch nicht jeden Tag!“, betont Kühnhackl.

Wo früher Eishockeyclubs schlicht EV Landshut oder Kölner EC hießen, trifft man heute auf „Grizzlys“, „Ice Tigers“ oder „Pinguins“: „Ich sehe das positiv,“ sagt Kühnhackl. „Das Spiel hat sich rasant entwickelt und damit auch die Rahmenbedingungen.“ Selbst Kleinigkeiten seien heute der Kommerzialisierung unterworfen, dafür aber habe sich das Eishockey unglaublich gesteigert.

Kühnhackls Eishockey-Karriere begann in Tschechien, wo er als Sohn deutscher Eltern in dem kleinen Ort Citice geboren wurde. Obwohl die Familie es dort nicht leicht gehabt habe, hätten die Sport-Fans immer voll hinter ihm gestanden, blickt Kühnhackl ohne Groll zurück. Dennoch siedelte die Familie 1968 im Zuge des „Prager Frühlings“ dank eines genehmigten Ausreiseantrages nach Deutschland um, wo in Landshut Kühnhackls große Karriere begann. Noch heute hat er Verwandte, Mitschüler und Mannschaftskameraden in Tschechien, die er hin und wieder auch besucht. Er selbst lebt mit seiner Frau Sylvia immer noch in Landshut und geht, wenn er nicht in Sachen Eishockey unterwegs ist, seinen Hobbys Tennis und Motocross nach. 

MEHR AUS DIESEM RESSORT

FORUM SERVICE