„Nadine Khouris tiefe, klare Stimme scheint aus einer anderen Welt herüberzuwehen … tröstlich und verlockend“, so war im detektor.fm über das viel beachtete Debüt „The Salted Air“ zu lesen. Die Musik wirke „traumartig, irrlichternd, schwebend“, befand „Stereo“. „Rough Trade“ und „Uncut“ zogen gar Parallelen zu den Großen des Dream Pop: Galaxie 500, Cocteau Twins, Stina Nordenstam und Mazzy Star. Nun, die Lorbeeren sind absolut berechtigt – und gelten ebenso sehr auch für diesen heiß ersehnten Nachfolger. Dass die entrückte Song- und Sangeskunst von Nadine Khouri bei John Parish (PJ Harvey, Aldous Harding, Giant Sand) in denkbar feinfühligsten Produzenten-Händen lag, überzeugte ja schon beim Erstling.
Hier stoßen die beiden Hauptakteure im Verbund mit illustren Begleitern an E-Bass, Keyboards, Schlagwerk, Violine und Saxofon in noch weiter reichende Dimensionen vor. Man höre nur das formidabel arrangierte „Briefly Here“, in dessen betörenden fünfeinhalb Minuten alles aufgefahren wird, was die britisch-libanesische Singer-Songwriterin zu bieten hat: eine karge, dunkle Intensität mit Licht spendenden verspielten Finessen. In der Summe ist das pure Zeitlupen-Magie. Was für jeden der acht weiteren behutsam zelebrierten Songs gleichermaßen gilt. „Another Life“ sei ihr Corona-Album – daraus macht die Künstlerin keinen Hehl. Im von der Pandemie besonders gebeutelten London saß sie lange „zwischen vier Wänden fest“.
So sind diese feinen neuen Lieder so kluge wie ehrliche Reflexionen über Einsamkeit und die Sehnsucht nach Kontakt, aber auch über den Brexit und den Umgang mit Migration. Einen angemessenen Platz in dieser Welt wünscht sie jedem Menschen. Sie selbst entfloh ja einem Bürgerkrieg. Eine kraftvolle Ruhe verströmt dieser Reigen, eine Ruhe, die sich wie eine wärmende Decke auf die Seele legt. Soviel Pathos muss sein, denn in diesem Winter braucht es Angebote musikalischer Umarmungen mehr denn je. Übrigens hatte für Khouri alles angefangen mit den Elvis-Platten im Schrank ihrer Eltern …