Frohes Neues Jahr!
Es wäre ja schön, wenn die Begrüßung der letzten Tage nicht nur gut gemeinter Wunsch, sondern auch eine Feststellung wäre. Leider gilt das allenfalls dafür, dass wir wirklich ein neues Jahr schreiben. Immerhin ist das noch einigermaßen unumstritten. Keine Selbstverständlichkeit heutzutage. Schließlich könnte man (und frau) auch anderer Meinung hinsichtlich des Jahres sein, zumal der gregorianische Kalender von einem „alten weißen Mann“ (Papst Gregor XIII.) verordnet und der Vorgänger (julianischer Kalender) von einem gewissen Caesar eingeführt wurde. Anlass genug, das mal zu diskutieren.
Aber im Ernst haben wir genug andere Probleme, und von „froh“ kann bei diesem Jahresbeginn kaum die Rede sein. Allenfalls im Privaten, was wir natürlich allen wünschen.
Ansonsten hat der Start in dieses Jahr wenig Anlass zu eitler Freude geliefert. Wobei wir das Neujahrsselfie der Verteidigungsministerin mit seiner hohen Staats- und Kommunikationskunst mal für sich selber stehen lassen. Bei den Angriffen gegen Rettungskräfte verbietet sich das.
Das Phänomen ist nicht neu, aber offensichtlich entwickelt sich die skrupellose Gewalt in Dimensionen, die schlicht nur entsetzen können. Nur hilft das Entsetzen wenig, vermutlich genauso wenig wie viele reflexhafte Forderungen.
Natürlich müssen alle möglichen Maßnahmen zum Schutz der Rettungskräfte konsequent umgesetzt werden. Aber die Frage bleibt: Was ist eigentlich los in einer Gesellschaft, in der Lebensretter ihre Arbeit unter Polizeischutz angehen müssen? Die Neujahrsnacht war „nur“ ein Brennglas. Behinderungen von Rettungskräfte und Attacken sind selbst bei kleinen Einsätzen an der Tagesordnung, Aufnahmen von Opfern posten zu können wichtiger, als Helfern den Zugang freizuhalten. Busfahrer werden verprügelt, Sachbearbeiter bedroht. Die Liste ist lang und bekannt. Die Antworten dagegen bislang eher spärlich und, ja, ein Stück weit hilflos.
Ein frohes neues Jahr sieht anders aus. Vielleicht sollten wir uns eher ein nachdenkliches neues Jahr wünschen.