Die „Galerie Café Monroe“ in einer Seitenstraße des St. Johanner Marktes ist beliebter Treffpunkt für Kunstinteressierte. Neben Kuchen und warmen Kleinigkeiten gibt es hier Ausstellungen, Musik und Lesungen. Und viel Gemütlichkeit.

Sie liegt schon etwas versteckt, die „Galerie Café Monroe“. In einer kleinen Seitenstraße am Rande der Fußgängerzone des St. Johanner Marktes. Die Herbergsgasse ist übrigens für die Geburtsstunde des Sanierungsgebietes St. Johanner Markt verantwortlich, denn hier wohnte Anfang der 1970er-Jahre Johann, der mit seinem kleinen Wägelchen durch die Stadt streifte. Als die Verantwortlichen der Stadt Saarbrücken sich irgendwann seine Wohnung ansahen, sahen sie das Elend: Die Wohnung war sanierungsbedürftig, wie so viele am Markt, und Johann hatte noch nicht einmal ein Bad. Das war seinerzeit nichts Besonderes. Als ich 1979 zum Markt zog, in eine Studentenbude, bauten wir auch erst mal ein Bad in die Wohnung. Deshalb wurde das Gebiet zum Sanierungsgebiet erklärt, kräftig renoviert, neu gebaut und die Fußgängerzone geschaffen. Das begann Mitte der 1970er-Jahre.

Es ist nur ein Steinwurf weit zum Saarbrücker Rathaus. Vor der „Galerie Café Monroe“ ist ein geräumiger Hof – und wahrscheinlich der ruhigste weit und breit! Hier sitzen viele Kunden bei gutem Wetter und ersparen sich auch den Satz: „Draußen nur Kännchen“, denn hier gibt es auch eine Tasse Kaffee.
Betreiberin der „Galerie Café Monroe“ ist die Bulgarin Marya Vangelova. Doch alleine hätte sie all das nicht hinbekommen, wie sie ausdrücklich betont. Ihre Tochter Desislava und ihr Sohn Vangel standen von Anfang an an Mamas Seite. Denn kaum hatte sie vor 15 Jahren den Mietvertrag unterschrieben, schlug das Schicksal zu. Anstatt morgens Kuchen zu servieren und Kaffee aufzubrühen, hieß es für Marya erst einmal, ihren todkranken Mann Angel in Bulgarien pflegen zu müssen. Angel war Künstler und hatte der Familie die Inspiration gegeben, ein Kaffeehaus zu eröffnen, das gleichzeitig Kunstausstellungen, Musik und Lesungen veranstaltet.
Kuchenauswahl der Jahreszeiten
Nach dem viel zu frühen Tod ihres Mannes kam Marya 2008 dann nach Saarbrücken und machte sich an die Arbeit. Bis dahin hatten ihre Kinder, die beide in Saarbrücken studierten, den Laden am Laufen gehalten. Zum Namen „Monroe“ gibt es auch eine unterhaltsame Geschichte. Am Anfang dekorierte Tochter Desislava die Decke mit dem Kleid von Marylin, das diese in der Filmszene über dem Lüftungsschacht trug. Sie sagte dazu: „ Wir sind hier alle unter dem Rock von Marilyn!“ Den Rock gibt es nicht mehr, doch Marya Vangelova erzählt: „Marylins Geburtstag ist der Tag des Geburtstages meiner Tochter, ihr Todestag der Geburtstag meines Sohnes!“
Zu erzählen hat sie viel, die taffe Frau: „Wir wollten das Kaffeehaus ja zusammen machen, mein Mann sollte die Kunst organisieren, meine Tochter hatte viele Ideen. Meine Kinder haben hier alles renoviert, während ich meinen Mann pflegte. Ohne meinen Sohn und meine Tochter gäbe es das hier alles nicht! Die beiden standen immer an meiner Seite.“

Kaffeehäuser haben eine lange Historie. Die allerersten Cafés entstanden 1554, als zwei Händler aus Aleppo nach Konstantinopel kamen und jeweils ein eigenes Kaffeehaus gründeten. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie so großen Zulauf, dass es bald überall in Konstantinopel solche Häuser gab, in denen Kaffee ausgeschenkt wurde. Im 16. Jahrhundert wurden die ersten Kaffeehäuser in Europa eröffnet, wo sie Städte prägten und Mittelpunkt des wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Lebens wurden. Laut einer Legende soll das Gasthaus „Zur blauen Flasche“ das älteste Wiener Lokal sein, in dem Kaffee serviert wurde. Eröffnung war im Jahr 1687. Auch Tschechiens Hauptstadt Prag hat einige erwähnenswerte Adressen für Kaffeefreunde zu bieten.
Prächtig geschwungene Deckenleuchten sieht man im „Café New York“ in Budapest, das aus der Blütezeit des 19. Jahrhunderts stammt. Natürlich Italien! In Venedig servierten Wasser- und Eisläden schon im 17. Jahrhundert Kaffee, und 1720 folgte das erste Kaffeehaus. In Paris war das Kaffeehaus seit dem 17. Jahrhundert Zentrum des intellektuellen, künstlerischen und politischen Lebens – und das ist bis heute so geblieben. Das „Café de la Paix“ ist das älteste Kaffeehaus von Paris und eines der bekanntesten Cafés der Welt. Schon zur Weltausstellung 1867 war es bei den Gästen beliebt, und die Nähe zur Oper lockte Persönlichkeiten wie Schriftsteller Oscar Wilde und Ernest Hemingway, den Opernkomponisten Jules Massenet oder Ikonen wie Josephine Baker an.
Heute steht Marya Vangelova in Saarbrücken schon früh in der Küche, um ihre Kuchen und weitere Kleinigkeiten, etwa Suppen, zu machen. Wobei nach alten Familienrezepten gekocht und gebacken wird. „Der Schokoladenkuchen etwa ist speziell für Espresso.“ Auch Apfelkuchen und Käsekuchen mögen die Gäste gern. Die anderen Kuchen sind solche der Jahreszeiten. Gibt es Erdbeeren oder Pflaumen, macht sie auch daraus Kuchen. Heute hat sie Gäste auch aus Frankreich und Luxemburg. Und wenn diese einen Tisch reservieren, bestellen sie auch einen Kuchen zum Mitnehmen. Nicht immer, aber immer öfter.

Die „Galerie Café Monroe“ wurde über Jahre bekannter, vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda. So hat sich hier eine Klientel mit Verständnis für Kunst breitgemacht. Marya Vangelova hat heute enge Kontakte zur Kunsthochschule und zur Hochschule für Musik. So können Studentinnen und Studenten gern Ausstellungen machen. Oder ein studentisches Quartett kommt vorbei und macht Musik. Manchmal kommt auch ein Mann hier rein und spielt Klavier. Es ist schon das etwas andere Café in Saarbrücken. Auch finden immer wieder Lesungen hier statt. Die Besitzerin besucht auch gern Konzerte der Hochschule für Musik.
Stammgäste kommen regelmäßig
Aber zurück zum Essen. Neben den Suppen macht die gebürtige Bulgarin manchmal auch eine vegetarische Quiche oder einen Flammkuchen. Das „Monroe“ ist zudem ein wundervolles Kaffeehaus zum Zeitunglesen. Es ist das Gegenteil von hektischer Betriebsamkeit. In dieser Ecke der Fußgängerzone geht es ruhig und entspannt zu. Eigentlich ist es kein Café oder eine Galerie, sondern eher ein sehr kultiviertes Wohnzimmer. Natürlich gibt es auch Frühstück in allen Varianten. Sei es einfach ein Croissant mit Honig und Marmelade, mit Käse, Wurst oder Avocado. Neben Kaffee gibt es zudem Bio-Tees. Etwa ein griechischer Bergtee aus Kreta. Ich treffe am Morgen meines Besuchs Hanne und Karl-Heinz Köchy beim Frühstück. Sie wohnen in St. Arnual und haben ein wöchentliches Ritual: Sie machen einen langen Spaziergang an der Saar und frühstücken im „Monroe“. „Wir gehen immer hierher, weil es uns außergewöhnlich gut gefällt. Wir lieben den Kaffee und den Kuchen hier“, erzählt Hanne Köchy. Ihr Mann Karl-Heinz ergänzt: „Wir sind mittlerweile mit Marya befreundet, und wir kommen eher dreimal, als einmal in einer Woche hier vorbei.“
Am Ende meines Besuchs erfahre ich ein weiteres Argument, warum hier eine tolle Familie am Werk ist. Die junge Bedienung erklärt: „Mein Name ist Evian. Ich bin aus der Schweiz und die Enkelin von Marya. In den Ferien bin ich oft hier und helfe Oma im Kaffeehaus!“