Sage noch einer, gute Nachrichten würden es nicht mehr auf die Titelseiten schaffen. Nun gut, sie müssen schon mit beträchtlichen Investitionssummen und einer deutlichen Zahl von Arbeitsplätzen einhergehen, um die sonstigen Meldungen über diesen oder jenen Streit zu verdängen. Aber selbst dann geht es nicht ganz ohne Streit ab, wer denn nun Vater (oder Mutter) des Erfolgs sei. Sei’s drum. Wenn tatsächlich ein US-Konzern in Ensdorf auf dem alten Kraftwerksgelände eine hochmoderne Halbleiterfabrik baut, darf das Land getrost von einem Coup der besonderen Art sprechen. Landesregierung und die tragende SPD-Mehrheit im Landtag waren zunächst auffallend bremsend zurückhaltend. Nicht noch durch einen unnötigen Zungenschlag sozusagen auf den letzten Metern einen möglichen Erfolg gefährden.
Wie schnell sich Dinge ändern können, zeigt SVolt, ebenfalls ein Mega-Projekt, das zwar nicht abgesagt, aber zeitlich deutlich verschoben ist, weil ein anderer Standort schneller die Startvoraussetzungen bieten konnte. So kann es im internationalen Ansiedlungsgeschäft laufen.
Trotzdem: SVolt, die Entscheidungen bei ZF, und dass ZF wohl als Partner bei der Chip-Fabrik dabei sein wird, sind starke Signale, die auch international registriert werden. Und die ein neues Image des Landes prägen werden, wenn denn alles so kommt (was bei Redaktionsschluss noch nicht offiziell bestätigt war).
Dass zur gleichen Zeit, zu der die Ansiedlungsmeldung berechtigte Zuversicht wachsen lässt, Ford den Abbau von Tausenden von Arbeitsplätzen beschließt, zunächst für Köln – Auswirkungen auf Saarlouis waren noch nicht bekannt – zeigt, wie extrem es in dieser Umbruchphase zugeht. Was, wenn sich Ford voriges Jahr für Saarlouis entschieden hätte, und es dann wie zunächst Valencia und jetzt Köln gehen würde?
Leichtturmentscheidungen wie jetzt für Ensdorf sind noch keine Garantie, aber ein gewichtiger Grund mehr, mit etwas mehr Selbstbewusstsein auf die eigentliche saarländische Stärke zu sehen. In Abwandlung eines anderen Länder-Werbeslogans: Wir können vielleicht nicht alles, aber Strukturwandel ist so was wie unser Kerngeschäft. Auch wenn er heutzutage als Transformation daherkommt.