Schon der Vorgänger mit dem herrlich assoziativen luftigen Titel „Cloud Formations“ enthielt traumhaft schöne Musik, die sich stilistisch nicht festnageln ließ. Es floss einfach ganz wundersam dahin und das mit meist breitem, ruhigen Lauf, unterbrochen nur von ein paar Stromschnellen. Auch gelegentliche kleinere Wasserfälle betörten uns. Derartige Bilder lassen auch die zehn neuen Lieder von Haleiwa vor unserem inneren Auge entstehen. In der Eröffnung „River Park/Sleeping Pill“ strengt sich die Rhythmusgruppe zunächst spürbar an, den Song vorwärts zu treiben. Indes: Der Sänger lässt sich dennoch nicht hetzen. Im zweiten Songteil geht es dann schließlich auch konsequent in ruhiges Fahrwasser … Der vielleicht beste Track dieses rundum feinen Albums folgt mit dem hypnotisierenden Song „Low Heaven“. Ein Kerl namens Mikko Singh nennt sich Haleiwa und als One-Man-Show inszeniert er dieses vollends bezaubernde Pochen, Wabern, Kleckern, Schlingern, Kreiseln und Klingeling zu einem Dream-Pop der Extraklasse. Schicht über Schicht werden die Sounds von Vintage-Synthesizern, Bässen und Gitarren und diverser Percussions zu majestätisch-intimen Melodien verdichtet. Die Stimme des Künstlers wird durchweg akkurat verfremdet. Der Zeitlupen-Magie von „A Bottomless Pit“ folgt mit „Watered Down“ ein sehr aufgeregt zirkulierender Track, der Singh’s Surf-Punk-Vergangenheit wiederbelebt. Selbst in diesem Kontext entsteht der patentierte Sog. Mysteriös geht es mit „Hide Away“ weiter, rastlos danach mit „Lost Bay“. Der jedes Wort so leidenschaftlich dehnende Gesang agiert wie eine weitere Orgel-Schwingung. Der Surfer auf dem Cover ist im übrigen Mikko Singh selbst. Als Kind hatte er sich daran gewöhnt, im Winter in der Wohnung zu skateboarden. Glaubt man dem Bild, ging es da auch schon mal treppab … „A Sea Stroll“ verströmt dezente Eighties-Hypnose, „Halulu Lake“ und „Linear Sun“ pumpen noch einmal kräftig, bevor der Titel-Track „Hallway Waverider“ mit eleganter Geste und prächtiger Melodie ein fabelhaft zeitloses Werk beschließt.
KULT[UR]

Foto: Morr Music
CD-Tipp: Auf den Wellen kreiseln
Haleiwa: Hallway Waverider. Label: Morr Music. Laufzeit: 38 Minuten
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