Der Marsch auf Rom – Mussolinis Machtübernahme im Jahr 1922 – jährte sich vergangenen Oktober zum 100. Mal. Deshalb wurde Emilio Lussus 1932 im Exil verfasstes Buch neu aufgelegt.
Das anfängliche Wachsen der faschistischen Bewegung beschreibt er nicht als unausweichliche Entwicklung, sondern als eher unkoordiniertes Einsammeln des gewaltbereiten Mobs von der Straße. Mussolini erscheint ihm als Radaubruder ohne Strategie.
„Die Seele des Landes gewannen sie dadurch nicht“, schreibt er über die Überfälle der Schwarzhemden. Zahlreiche Gelegenheiten hätte es gegeben, dem Faschismus den Garaus zu machen, wären Armee und Polizei, die damals noch loyal zum demokratischen Staat standen, beherzt eingesetzt worden. Doch König Viktor Emmanuel III. sah in der neuen Bewegung die geringere Gefahr als in jener von links, die Regierung ging von einer vorübergehenden Erscheinung aus. Dem Parlament schlug bald die Sterbestunde, konstatiert Lussu lakonisch. Er schreibt mit dem reichen Wortschatz eines Schriftstellers, nicht eines Sachbuchautors, und verwendet dabei einen ironisch-distanzierten Unterton, was selbst das Lesen bestürzender Passagen unterhaltsam machen kann. Immer wieder erzählt er von Parlamentarier-Kollegen, Freunden, Weggefährten, die wiederholt ihren Hass auf den Faschismus versichern und denen er wenig später als Würdenträger des faschistischen Systems begegnet. Emilio Lussu wendet schreibend die wirkungsvollste Waffe gegen rechts an, die auch heute viel zu selten eingesetzt wird: Er macht sich über den Gegner lustig. Damit können Rechte nur schlecht umgehen. Lussu stellt die Vertreter des faschistischen Systems als grausam und bösartig dar, beschreibt aber auch genussvoll ihre Inkompetenz und Erbärmlichkeit sowie das operettenhafte Kaschieren von Feigheit und Dummheit. Letztlich wird aber eines klar: Es ist der demokratische Staat, der sehenden Auges den seinen Untergang beschließenden Terror einlässt.