Er ist wieder da: Mit der Bundesliga startete auch Max Eberl in seine Aufgabe bei RB Leipzig. Innerhalb des Kaders stehen Veränderungen an – der Geschäftsführer Sport wird sich Verstärkung an seine Seite holen.
Der Auftakt in die zweite Hälfte der aktuellen Bundesligasaison markierte auch die Rückkehr des Managers Max Eberl bei RB Leipzig auf die große Bühne der Bundesliga – nach 362 Tagen Abwesenheit. Trainer Marco Rose und Sportvorstand Eberl kennen sich aus Gladbacher Zeiten, in denen sie gemeinsam auf der Bank Platz nahmen. Das wird sich ändern, denn Eberl sitzt nun auf der Ehrentribüne und nicht mehr im Nacken des Trainers.
Als Leipzigs Trainer Marco Rose vor der Rückkehr auf jene gemeinsamen Gladbacher Zeiten angesprochen wurde, in denen er als Trainer von Eberl noch auf der Bank flankiert wurde, antwortete er mit Blick auf dessen künftiges Fehlen unten: „Was ich vermissen werde? Das eine oder andere emotionale Statement!“ Es sei „manchmal schon witzig“ gewesen, wie er den Vorgesetzten Eberl „zur Ordnung rufen“ musste, erzählte er – und fügte an, dass man hernach gemeinsam in der Kabine geschmunzelt habe. Eberl habe dann und wann auch eingesehen, dass er sich auf der Bank hätte anders aufführen können. Das Verhältnis zwischen den beiden blieb davon jedenfalls unberührt. In Leipzig hätte er den alten und neuen Chef „auch neben oder hinter mir akzeptiert“, betonte Rose.
Ärger beim Abschied von Gladbach
Nun ist es gewiss nicht so, dass sich Rose bei RB am Spielfeldrand einsam fühlt. Auf der Bank tummeln sich unter anderem zahlreiche Ersatzspieler und Assistenten. Und es verdichten sich die Hinweise darauf, dass sich die sportliche Leitung von RB wieder verbreitern wird. Der MDR berichtete, es scheine nur noch „eine Frage der Zeit“ zu sein, bis sich auch Rouven Schröder den Leipzigern als neuer Sportdirektor anschließt. Womöglich wird die Personalie schnell abgewickelt, trotz Schröders noch gültigem Schalke-Vertrag. Das Erregungspotenzial, das – analog zum Fall Eberl – ein Wechsel Schröders von einem sogenannten Traditionsclub zu RB bergen würde, ließe sich wohl am ehesten durch Aufbauhilfe West eindämmen – durch eine millionenschwere Ablöse, wie sie auch im Falle Eberls von Leipzig nach Mönchengladbach floss. Das Bundesliga-Schlusslicht Schalke benötigt jedenfalls dringend Geld, um den Durchhalteparolen von Coach Thomas Reis Sinn zu geben. Und RB könnte mit Schröder seinen Strukturwandel vorantreiben.
Denn dieser Wandel greift jetzt schon tiefer und ist präsenter, als es auf den ersten Blick scheint. Kurz nach dem Tod von RB-Gründer Dietrich
Mateschitz Ende Oktober wurde Leipzigs Clubchef Oliver Mintzlaff nach Salzburg in die Konzernzentrale abberufen. Und auch jene beiden Männer, die nach dem Weggang von Markus Krösche die Sportdirektoren-Vakanz bei RB ausgefüllt hatten, sind weg: Der vormalige Technische Direktor Christopher Vivell wurde vor Monaten unsanft vor die Tür gesetzt und darf nun beim FC Chelsea britische Pfund ausgeben, als sei es Monopoly-Spielgeld. Und der bisherige „Kaufmännische Leiter Sport“ in Leipzig, Florian Scholz, wird künftig externer Berater des Bullen-Sportimperiums.
Die Gründerfigur von RB Leipzig, Ralf Rangnick, ist eh schon seit Jahren nicht mehr da. Sie alle standen für eine Reihe von sportlichen Erfolgen. Leipzig ist amtierender Pokalsieger, zudem war RB zuletzt regelmäßig in der Champions League dabei und hielt sich dort überaus schadlos. Das ist die Messlatte, die Eberl vorfindet – in einer aktuellen Gesamtlage, in der sich nicht nur auf der Leitungsebene zentrale Personalien vollziehen oder abzeichnen, sondern auch beim kickenden Personal. Im Leipziger Kader hat sich eine Reihe von Ü30-Spielern angesammelt, die prägend für die vergangenen Jahre waren – großteils schon in der Zweiten Liga – aber nun mittelfristig ersetzt werden müssen. Der derzeit verletzte Torwart Peter Gulacsi zählt dazu, Abwehrchef Willi Orban, Nationalspieler Marcel Halstenberg, Mittelfeldspieler Kevin Kampl, und Regisseur Emil Forsberg. Stürmer Yussuf Poulsen gehört ebenfalls dieser Gruppe an. Obwohl er erst 28 ist, feiert er dieses Jahr sein zehntes Betriebsjubiläum. „Es gibt sehr viele verdiente Spieler bei RB Leipzig, die schon einen langen und sehr erfolgreichen Weg mit Leipzig gegangen sind, unter anderem dieses Quartett“, so Eberl. „Deshalb sage ich ganz bewusst, dass die nächsten zwölf bis 18 Monate ambitioniert werden und der Kader ein neues Gesicht bekommen wird. Da geht es nicht nur um Leistungsträger, sondern auch um arrivierte Spieler, die den Verein in den letzten Jahren getragen haben. Da wird und muss man sich in Ruhe zusammensetzen.“
Viele spannende Personalien
Hinzu kommt bei RB eine Reihe von weiteren Personalien, die mindestens für Spekulationen sorgen werden. Eher nicht mehr viel zu spekulieren gibt es beim aktuell maladen Stürmer Christopher Nkunku, der bereits als designierter Chelsea-Zugang gilt, und bei Mittelfeldspieler Konrad Laimer, der vor einem Wechsel zu den Bayern steht. „Manche Dinge waren schon weit fortgeschritten, als ich hier anfing“, sagt Eberl, „und daher wusste ich, dass die Chance, Konni zu einer Vertragsverlängerung zu bewegen, sehr gering ist. Aber ich habe immer gekämpft und versucht, unmögliche Dinge möglich zu machen. Deshalb werden hierzu noch Gespräche stattfinden.“ Aber da ist ja auch noch der kroatische Innenverteidiger Josko Gvardiol, der wegen seiner größtenteils fantastischen Leistungen bei RB und bei der WM ebenfalls zu einem Kandidaten für ein sommerliches Wettbieten geworden ist. Bei dieser Personalie macht sich Eberl aber eher weniger Gedanken: „Josko hat eine fantastische WM gespielt, aber der Club hatte mit der Vertragsverlängerung (bis 2027) im Sommer schon einen tollen Job gemacht. Da sitzen wir komplett im Driver Seat und haben keine Ambitionen, ihn im Sommer abzugeben“, sagt Eberl. Auch bei Dani Olmo wurden schon Gespräche geführt, der Vertrag des Spaniers läuft noch bis 2024: „Bei Dani habe ich die Gespräche über einen neuen Vertrag von Oliver Mintzlaff übernommen. Unser Wunsch nach einer Verlängerung ist sehr groß, die Gespräche sind weit fortgeschritten, da gab es bereits sehr klare Aussagen. Das versuche ich jetzt zu vollenden.“
Gespräche mit Olmo fortgeschritten
Gerüchte um mögliche Neuzugänge lassen aufgrund der anstehenden Fluktuation im Kader nicht lange auf sich warten. Nachdem am Wochenende bereits spekuliert wurde, ob Marco Reus in Zukunft das Trikot der Roten Bullen tragen wird, scheint nun auch der Name Nicolo Zaniolo beim Bundesligisten eine Rolle zu spielen. Der Mittelfeldstar von AS Rom ist international heiß begehrt. Neben Tottenham Hotspur, Juventus Turin, AC Mailand, Newcastle United und Atlético Madrid soll auch Ligakonkurrent Borussia Dortmund ein Auge auf den italienischen Nationalspieler geworfen haben. Laut dem italienischen Portal „Calciomercato.com“ sei nun auch eine Anfrage aus Leipzig bei den Römern eingetroffen. Ein Winterwechsel kam aber nicht mehr zustande.
Unabhängig davon, wie der Umbruch vonstattengeht, ist es schön, dass es Max Eberl nun auch wieder besser geht. Denn vor einem Jahr schien der Fachmann am Boden und gewährte nun Einblicke in sein Seelenleben: „Tatsächlich war es für meine Eltern auch nicht so leicht, ihren Sohn weinend vor sich sitzen zu sehen beim Erklären, was passiert ist. Sie kannten mich ja im Grunde nur stark und in der Öffentlichkeit und präsent“, sagte der Ex-Profi im Interview bei „Ran“. Und fügte an: „Sie haben mich aber da unfassbar unterstützt, wie meine Familie generell, wie meine besten Freunde auch. Ich habe sie öfters besucht, so oft, wie ich sie noch nie besuchen konnte in den letzten Jahrzehnten.“ Dass das Gladbacher Fan-Projekt ihn der Lüge bezichtigt hat, habe ihn „verletzt“. „Das war Max Eberl, so wie er war, so verletzt wie er war, so krank wie er war“, sagte Eberl rückblickend zu seiner denkwürdigen Pressekonferenz damals in Mönchengladbach. Nach einem Jahr spricht Eberl auf Pressekonferenzen nun wieder über Fußball. Aber nicht mehr so oft wie in Gladbach, das Tagesgeschäft will er anderen überlassen. Bei dem großen Umbruch innerhalb des Kaders und entsprechenden Transfers, um wettbewerbsfähig zu bleiben, könnte er dann doch öfter auf dem Podium Platz nehmen.