Tom Hillenbrand schreibt kulinarische Krimis. Am 30. März liest er auf Schloss Berg aus „Bittere Schokolade“. Im Interview spricht er über seinen Romanhelden, den Meisterkoch-Detektiv Xavier Kieffer.
Herr Hillenbrand, stimmt es, dass Sie nicht nur Schriftsteller und Journalist sind, sondern auch ein echter Ritter?
Mir wurde 2018 die große Ehre zuteil, in den Luxemburger Orden der Eichenkrone aufgenommen zu werden. Dort habe ich den Rang eines Chevaliers inne. Reiten und Fechten kann ich aber immer noch nicht.
In Luxemburg ist auch Xavier Kieffer, einer Ihrer bekanntesten Romanhelden, zu Hause. Bitte stellen Sie uns den Meisterkoch-Detektiv vor.
Xavier ist ein ehemaliger Sternekoch, der in der Luxemburger Unterstadt deftige regionale Spezialitäten serviert. Er ist ein wenig eigenbrötlerisch und möchte am liebsten mit seinen Töpfen und Pfannen alleine gelassen werden. Stattdessen wird er immer wieder in Kriminalfälle verwickelt.
In seinem sechsten Fall „Bittere Schokolade“ geht es um die dunklen Seiten des Kakaohandels …
Schokolade ist etwas, das wir alle lieben – aber leider auch ein Lebensmittel, bei dem schrecklich vieles schiefläuft. Als Kieffers Jugendfreundin, eine Brüsseler Schokoladenmacherin, brutal ermordet wird, kommt er einem Verbrechen von ungeheurem Ausmaß auf die Spur.
Der Nachfolge-Roman „Goldenes Gift“, der sich um gepanschten Honig dreht, ist bereits erschienen. Womit wird sich Xavier Kieffer als Nächstes beschäftigen?
Mein nächstes Buch ist ein historischer Thriller, der im Paris der späten Belle Époque spielt. Allzu viel kann ich noch nicht verraten, außer: Es geht um Kubisten, Kunstdiebe und eine Menge Absinth.
Ihre kulinarischen Krimis sind vordergründig unterhaltsam und spannend, geizen aber auch nicht mit Seitenhieben – auf die Gourmetszene, auf Lebensmittelkonzerne, auf die Politik. Worauf achten Sie bei der Mischung von Fiktion und Realität?
Zuvorderst ist das natürlich Unterhaltungsliteratur. Es muss immer eine spannende Kriminalgeschichte geben, die einen reinzieht. Gleichzeitig versuche ich, den Lesern in jedem Kieffer-Krimi auch etwas über die dunklen Seiten der Lebensmittelindustrie zu vermitteln. Wir sollten uns alle viel mehr Gedanken darüber machen, was wir uns täglich so reinschaufeln und wo es herkommt. 80 Prozent der Bücher basiert auf Fakten, 20 Prozent sind Fiktion. Idealerweise merkt der Leser den Übergang nicht.
Zwischen 2018 und 2020 haben Sie in Ihrem Podcast „Die Backlist“ Bücher vorgestellt, die aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden sind, aber unbedingt gelesen werden sollten. Welche drei stehen ganz oben auf der Liste?
Ich nenne mal drei, die sich gut für Krimifans eignen. Da wäre zuerst Bernhard Schlinks fast vergessenes Frühwerk „Selbs Justiz“ – ein großartiger Roman über einen Privatdetektiv, der früher Nazi-Richter war. Als zweites „Die Brücke im Nebel“ sowie alle anderen Paris-Krimis von Léo Malet – es gibt über 20. Sind herrlich altmodisch. Und für jene, die es tiefschwarz mögen: „Die Reinheit des Mörders“ von Amélie Nothomb. Da versucht eine rotzfreche Journalistin, einen Literaturnobelpreisträger des Mordes zu überführen.