Die Gemeinde Quierschied erweitert ihr Kindertagespflege-Angebot – die Nachfrage bleibt hoch. Die „Krümelkiste" soll in Zukunft zehn Kinder betreuen. Vermieter ist die Victor’s Group.
Was die Spielzeugauswahl in dem Bewegungsraum anbetrifft, so haben die Kleinen schon jetzt einen klaren Favoriten. Es sind die kuscheligen Rutschautos in Tierformen. Vor allem der Marienkäfer sei aktuell besonders gefragt, erzählt Bianca Pütz, pädagogische Leiterin der Großtagespflegestelle „Krümelkiste" in Quierschied. Die ganz jungen Racker würden hingegen eher einen entspannten Spaziergang entlang der mit Holzspielen behängten Wand bevorzugen und dabei ganz beiläufig ihre kognitiven Fähigkeiten und die Feinmotorik schulen. „Alle unsere Spielsachen erfüllen einen pädagogischen Zweck und fördern die Kreativität der Kinder", betont Pütz.
Vor der Eröffnung der „Krümelkiste" war die gelernte Erzieherin im Kindergarten tätig und weiß um die Unterschiede der beiden Einrichtungstypen. „Bei der Großtagespflegestelle wird sehr viel Wert auf die Bindung zwischen Kind und Betreuerin gelegt", sagt Pütz. „Jedes Kind hat hier eine feste Bezugsperson." Deshalb dürfen nach dem Konzept auch nur maximal zehn Kinder im Alter von eins bis drei von insgesamt drei Tagesmüttern betreut werden. Nach Bedarf kann die Betreuung sogar länger andauern. „Wenn es beispielsweise keinen Platz in der Kita gibt."
Damit spricht die pädagogische Leiterin ein Kernproblem an, mit dem gerade viele Städte und Gemeinden zu kämpfen haben. Auch die Gemeinde Quierschied kam im vergangenen Jahr zum ersten Mal an ihre Grenzen und konnte nicht allen Kindern einen Betreuungsplatz anbieten. „Obwohl wir uns im Vorfeld um eine schnelle Lösung bemüht hatten, war es uns – wie auch vielen anderen Kommunen – aus unterschiedlichen Gründen einfach nicht möglich, die sprunghaft gestiegene Nachfrage vollumfänglich zu bedienen", sagt Bürgermeister Lutz Maurer auf Nachfrage von FORUM. „Umso erfreulicher ist es, dass wir zusammen mit dem Regionalverband am Standort der früheren Klinik kurzfristig Abhilfe schaffen konnten. Allerdings war dies erst ein erster Schritt. Über die ‚Krümelkiste‘ hinaus werden wir schnellstmöglich weitere Betreuungsplätze schaffen."
Maximal zehn Kinder
Die Zusammenarbeit mit der Victor’s Group, dem Inhaber des gesamten Areals, lief laut Maurer tadellos ab. „Der Umbau ging zügig voran, es hätte sogar noch schneller gehen können, wäre die Lage auf dem Baustoff-Markt nicht so angespannt gewesen." Auch die Qualität der umgebauten Räumlichkeiten sei auf gehobenem Kita-Niveau, „also für uns und vor allem für die Kinder der ‚Krümelkiste‘ hervorragend", sagt Maurer.
Tatsächlich konnte die „Krümelkiste" schon am ersten Januar dieses Jahres in Betrieb genommen werden. Die Großtagespflegestelle befindet sich direkt hinter dem Pförtnerhäuschen, gleich am Eingang zum Medicus Gesundheitszentrum. „Früher war das ein Gebäude für die Personalabteilung der SHG", erzählt Martin Feidt, Facility Manager der Victor’s Group. Er war auch für den gesamten Umbau und die Raumplanung der neuen Einrichtung verantwortlich. Innerhalb kürzester Zeit entstanden auf insgesamt 151 Quadratmetern ein gemütliches Foyer, drei Gruppenräume, zwei große Schlafräume, eine Küche, mehrere Sanitäranlagen, ein Büro und ein Wickelraum. Dabei legte Feidt großen Wert auf die Sicherheit der Kinder. Die gesamte Großtagespflegestelle ist videoüberwacht. Die Kameras hängen nicht nur am Eingang zum Gebäude, sondern auch in einigen Räumen. Vor allem im Schlafbereich hätte sich das System bereits mehrfach bewährt, bestätigt Bianca Pütz. „Wenn die Kleinen beispielsweise unruhig schlafen, bekommen wir das sofort über die Monitore in unserem Büro mit und können nach den Kindern schauen." Um die Verletzungsgefahr beim Spielen zu minimieren, wurden alle Wände mit Eckschutzprofilen in lustiger Bleistiftform verkleidet und alle Türen mit einem Fingerklemmschutz ausgestattet. Die Fensterbänke waren eine Maßanfertigung. „Unser Schreiner hat extra alle Ecken abgerundet, damit sich keiner dran stoßen kann", berichtet Feidt. Aber auch der nachhaltige Aspekt kam beim Umbau nicht zu kurz. So sind beispielsweise alle Fenster hoch wärmegedämmt und dreifach verglast. Der Spielplatz ist zwar noch nicht fertig, dafür bietet das Gebäude eine gute Ausweichmöglichkeit. Gleich im Erdgeschoss befindet sich eine voll ausgestattete Turnhalle, die die Kinder der „Krümelkiste" nach Bedarf einfach nutzen können. Hier finden sich auch eine barrierefreie Toilette und ein kleiner Waschraum mit einer Waschmaschine und einem Trockner.
Bald soll das Gebäude auch einen neuen Aufzug bekommen, für einen barrierefreien Zugang zur Großtagespflegestelle, die im ersten Stockwerk angesiedelt ist. Die Kosten im höheren zweistelligen Betrag werden von der Victor’s Group als Vermieter vollständig übernommen. Die Investition zur Herrichtung und Sanierung des Gebäudes übernahm dagegen der Regionalverband in Abstimmung mit der Gemeinde.
Einrichtung kommt super an
Seit der Eröffnung der „Krümelkiste" erreichen Bürgermeister Maurer viele positive Rückmeldungen. „Die Einrichtung wird von den Eltern und vor allem von den Kindern super angenommen. Aspekte wie die Gestaltung des Tagesablaufs oder die Essenssituation hatten sich sehr schnell eingespielt."
Das geben auch die Belegungszahlen wieder. Aktuell werden vier Kinder betreut, sechs weitere sollen schon bald dazustoßen. Dann ist die „Krümelkiste" auch voll.
Schon jetzt gibt es Wartelisten. „Der Bedarf an solchen Betreuungsplätzen ist nach wie vor hoch", sagt Maurer. „Um weitere, auch kurzfristige Lösungen zu finden, bevor der Kita-Neubau zur Verfügung steht, befinden wir uns in engem Austausch mit dem Regionalverband Saarbrücken. Angedacht ist, möglichst zeitnah eine zweite ‚Krümelkiste‘ in der Gemeinde zu etablieren."