Bilder der Woche ausblenden
Bilder der Woche einblenden

WAS MACHT EIGENTLICH...

Wilhelms sportliche Karriere verlief sehr erfolgreich. Hier 2001 beim Weltcuprennen in Slowenien
Foto: picture-alliance / dpa

… Kati Wilhelm?

Sie prägte die Damen-Biathlon-Szene, holte dreimal olympisches Gold, fünf WM-Titel und einen Gesamt-Weltcup-Sieg. 2010 beendete sie ihre Karriere und arbeitete als TV-Expertin, Trainerin und Funktionärin. Ihr Restaurant musste die 46-Jährige kürzlich schließen.

In der Loipe war Kati Wilhelm eine große Kämpferin, und ihre sportlichen Bemühungen waren oft von Erfolg gekrönt. Einen privaten Kampf hat sie jedoch Anfang des Jahres verloren: Ihr 2014 in ihrer thüringischen Heimatstadt Steinbach-Hallenberg eröffnetes Lokal „Heimatlon“ musste die Pforten schließen.

Dem Biathlon noch verbunden

Der sportlichen Gastronomin erging es wie vielen anderen in dieser Branche: „Mir fehlte eine Servicekraft und ich fand einfach keinen passenden Ersatz!“, erklärte Wilhelm Mitte Januar im „Iconist“. Gestiegene Lohn- und Energiekosten hätten es immer schwerer gemacht, ihr Lokal mit 40 Plätzen rentabel weiter zu betreiben, obwohl ihr die wohlwollenden Kommentare der Gäste immer wieder neuen Mut gemacht hätten. „Aber man muss eben auch ehrlich sein. Ich habe es acht Jahre lang leidenschaftlich versucht, doch es sollte nicht sein.“ Weil es ihr wegen vieler anderer Verpflichtungen nicht möglich war, immer im Lokal anwesend zu sein, sei einiges nicht wunschgemäß gelaufen. An manchen Tagen habe sie deshalb zu sich gesagt: „Mein Gott, Kati, das hättest du aber auch einfacher haben können!“

Die ehemalige Biathletin Kati Wilhelm bei der Aufzeichnung der MDR-Talkshow Riverboat 2022 in Leipzig
Die ehemalige Biathletin Kati Wilhelm bei der Aufzeichnung der MDR-Talkshow Riverboat 2022 in Leipzig - Foto: IMAGO / STAR-MEDIA

Dabei hat Wilhelm einiges getan, um nach ihrer sportlichen Karriere auch in anderen Bereichen durchzustarten. Sie hat zu Beginn ihrer Karriere ein Fernstudium in BWL aufgenommen, ist dann zur E-Technik gewechselt, hat sich aber vier Jahre lang komplett auf den Sport konzentriert. 2006 begann sie dann ein Studium in „Internationalem Management“ an der Fachhochschule Ansbach und hat es trotz „Schwangerschafts-Wehwehchen“ und Kaiserschnitt-Geburt bis zum Abschluss durchgezogen. „Ich habe mir das einfacher vorgestellt“, gesteht sie. Nachdem aber der Mehrfachstress überwunden war, sei sie die Ruhe in Person geworden.

Dem Biathlonsport ist Kati Wilhelm nach wie vor sehr verbunden. Nach ihrer aktiven Zeit begann sie eine Tätigkeit als Biathlon-Expertin bei Sportübertragungen der ARD. „Ein toller Job, der mir großen Spaß macht und in den ich viel einbringen kann“, schreibt sie dazu auf ihrer Website. Auch ermöglicht diese zeitlich stark begrenzte Tätigkeit viel gemeinsame Zeit mit ihrer Familie. Sohn Jakob und Tochter Lotta sind so oft es geht an den Übertragungsorten mit dabei und werden dann zeitweise von Katis mitreisenden Eltern betreut.

Auch ihr Lebensgefährte Andreas Emslander ist meist vor Ort und sorgt bei den Weltcup-Rennen des deutschen Biathlon-Teams als Chefchemiker für gut präparierte Skier. Wilhelm kann sich gut vorstellen, auch künftig im Medienbereich zu arbeiten, „obwohl ich weiß, dass ein wahnsinnig stressiger Job auf mich warten würde“. Das sei sie jedoch gewohnt: „Ich brauche durchaus eine Beschäftigung, die mich fordert“, betont sie auf ihrer Website.

Ehrgeiz, Fleiß und eine positive Grundeinstellung hätten sie in ihrem Leben bisher immer begleitet und davon profitiere sie auch weiterhin. Ihre sportlichen Erfahrungen gibt sie inzwischen in Motivations-Vorträgen an Unternehmensmitarbeiter oder andere Interessierte weiter. Sie spricht dann über die perfekte Mischung zwischen rationalen und intuitiven Entscheidungen und macht Mut, diese Entscheidungen selbst zu treffen, bevor andere das übernehmen: „Beim Schießen konnte ich trotz aller Renntaktik nie eine Pro- und Contra-Liste aufstellen. Da musste ich immer intuitiv entscheiden.“ Und damit war sie sehr erfolgreich: Je dreimal Olympia-gold und -silber sowie einmal Bronze, fünf WM-Titel, Gewinn des Gesamt-Weltcups stehen auf ihrer Haben-Liste.

Ehrenamtlich sehr aktiv

Heute liegen Wilhelm besonders die Nachwuchs-Biathleten am Herzen. Deshalb richtet sie schon seit einigen Jahren das „KatiCamp“ aus, zu dem sie die größten deutschen Nachwuchstalente nach Oberhof einlädt, um sie gezielt zu fördern. Ihrer Erfahrung nach sei Biathlon recht gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Diese Zeit sei aber für die Vereine und die Kinder schon recht bitter gewesen, zumal es sowieso immer schwieriger werde, Kinder zum Sport zu bewegen. Sie selbst hat im Vorjahr mit ihren Kindern am legendären Wasa-Lauf in Schweden teilgenommen. Während die Kinder über zehn Kilometer starteten, hat sie selbst ohne große Vorbereitung die 90 Kilometer-Distanz geschafft.

Auch als Funktionärin bringt Wilhelm sich für ihren Sport ein: „Ich bin Vizepräsidentin des Thüringischen Skiverbandes und stellvertretende Vorsitzende und Trainerin im Heimat-Skiclub“, beschreibt sie im „Iconist“ ihre Funktionen. So will sie mithelfen, dem Bundesstützpunkt in Oberhof wieder zu Weltgeltung zu verhelfen. „Ich bin in der privilegierten Situation, mir den Tag selbst einteilen zu können“, erklärt sie ihre Aufgabenvielfalt 2022 bei dem Portal „südthüringen.de“. „Außerdem habe ich eine elfjährige Tochter und einen achtjährigen Sohn. Zu tun habe ich also genug.“ Zudem ist Wilhelm noch ehrenamtlich engagiert als Botschafterin der Initiative „Medienbewusst.de – Kinder.Medien.Kompetenz.“ und des gemeinnützigen Vereins „Die Bunten Schafe e. V.“ sowie als Patin der Organspende-Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 

MEHR AUS DIESEM RESSORT

FORUM SERVICE