Sie sehen als Erste, wenn ein Tier krank ist, haben oft eine enge Verbindung zu ihm: Tierpfleger. Doch was macht man in dem Beruf genau und was macht ihn so interessant? Eine Momentaufnahme aus dem Saarbrücker Zoo.
Es klingt bestimmt, wie die junge Frau es sagt: „Ja.“ Einfache Frage, einfache Antwort, einfache Sache: Tierpflegerin ist ihr Traumberuf. Das ist in dem Moment auch wirklich simpel, da Ramona Ankner im Gehege mit den beiden Roten Pandas steht, die im Zoo Saarbrücken leben. Die knuffigen Säugetiere werden beim FORUM-Besuch gerade im Mittagsschlaf gestört, daher sind sie etwas zurückhaltend, als die städtische Angestellte sie lockt, um sie besser fotografieren zu können. Doch Ramona Ankner ist Vollprofi und kennt den Schwachpunkt der Pandas: Trauben. Also kommt das stattliche Kerlchen Nico doch noch. Langsam und gemächlich mit seinen rund vier Kilo, aber immerhin. Lilly bleibt lieber auf ihrem Ast sitzen und ruht sich aus.
Das „Gebiet“ von Ramona Ankner umfasst unter anderem noch das Becken mit den 20 Pinguinen, die mit verschiedenen Fischsorten vergleichsweise einfach zum Fotoshooting angelockt werden. „Frieda ist zuerst da“, sagt sie und zeigt auf einen der süßen Watschler. Zu erkennen sei die kleine Dame an einem weißen Punkt an der Stirn. Immerhin zwei Acht-Liter-Eimer voller Futter gibt es pro Tag für die Kolonie. Anschauen kann man sich das Spektakel täglich um 9 und um 14.30 Uhr bei der öffentlichen Fütterung, wobei es aber eine nicht kommentierte Fütterung ist, im Gegensatz zu der bei den Seehunden, die um 15 Uhr dran sind.
Dann gibt es da noch das Gehege mit den Menschenaffen. Hier gibt es aber weder Fotos im Gehege noch Futter, sondern einen Sicherheitsabstand. Das gilt auch für die anderen Primaten, mit Drills ist schließlich nicht zu spaßen, wie die 44-Jährige betont. Ganz zu schweigen von Gorillas. Seit etwa zwei Jahren arbeitet Ankner im Zoologischen Garten der Landeshauptstadt, vorher war sie 13 Jahre lang im Zoo in Neunkirchen beschäftigt, der zweitgrößten Stadt des Saarlandes. „Es ist tatsächlich ein Lebenstraum von mir“, erklärt sie ihre Beweggründe, diesen Beruf zu lernen. Schon von Kindesbeinen an habe sie Tierpflegerin werden wollen.
Deutlich öfter weiblich besetzt
„Eigentlich ist es schon ein Traumberuf“, pflichtet ihr Harald Weisgerber bei. Er ist Technischer Leiter und Zooinspektor, also zuständig für Tierpflege und den handwerklichen Bereich. Bis im April der neue Zoodirektor kommt, hat er auch diesen Posten kommissarisch inne – „eigentlich“ sagt er, weil da ja die Schichtdienste mit Arbeit am Wochenende und an Feiertagen sind. Von den 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind 26 als Tierpfleger angestellt, der Rest verteilt sich auf Handwerker, Reinigungskräfte, Verwaltungsmitarbeiter und Gärtner.
Das Kuriose: Anders als man vielleicht denken könnte, ist der Berufsstand Tierpfleger deutlich öfter weiblich besetzt, in Saarbrücken üben gerade mal sechs Männer den Beruf aus. „Ich fordere eine Männerquote“, sagt Weisgerber daher nicht ganz ernst gemeint. Ebenfalls ungewöhnlich: Außer ihm sind alle Meister Meisterinnen. Er selbst hat diesen Abschluss 1999 gemacht. Angefangen hat er seine Ausbildung 1981, hat also alles von der Pike auf gelernt. Seitdem arbeitet er auch in Saarbrücken. Die Inhalte hätten sich seitdem natürlich deutlich weiterentwickelt. Am besten fange man einfach an. „Die Spezialisierung kommt später“, erklärt er. Derzeit listet planet-beruf.de, die Seite der Bundesagentur für Arbeit, Tierpfleger mit den Fachrichtungen Forschung und Klinik, Tierheim und Tierpension sowie eben Zoo.
Auf der Seite heißt es dazu: „Tierpfleger/innen der Fachrichtung Zoo betreuen Tiere aller Gattungen – von Zwergkaninchen über exotische Fische bis hin zu Gorillas, Wölfen oder Greifvögeln. Sie versorgen sie mit Futter und richten verhaltensgerechte Tierunterkünfte ein, die sie auch reinigen und instandhalten.“ Zur Beschäftigung der Tiere wird dann beispielsweise die Fütterung so gestaltet, dass diese sich ihr Futter selbst suchen oder erjagen müssen. Man beobachtet auch Verhalten und physische Verfassung der Tiere, um bei ersten Anzeichen von Verhaltensstörungen, Stress oder Krankheiten sofort reagieren zu können. „Pfleger sehen als Erste, ob ein Tier krank ist“, so der Fachmann.
Falls mal eine Narkose anstehe, werde dabei auch gleich Blut abgenommen, um das betreffende Tier dann zu kontrollieren. Falls beispielsweise eine übertragbare Krankheit entdeckt werde, müsse man im allerschlimmsten Fall den Bestand keulen. Eine sehr bürokratische Bezeichnung für einen Akt, den man natürlich vermeiden möchte. Denn: „Man geht mit Lebewesen um – mit etwas Wertvollem.“ Von einer Epidemie sei der Zoo Saarbrücken jedoch bislang verschont geblieben. Nur vor Kurzem wurde bei den Flamingos bei einem Tier die Vogelgrippe nachgewiesen. Der Vogel musste in Quarantäne und zum Glück brach die Krankheit nicht aus – also blieb alles im pinken … pardon, im grünen Bereich.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Arbeit als Tierpfleger ist die Zucht von Wildtieren wie Löwen und Tigern oder von vom Aussterben bedrohten Haustierrassen. Oder sie wirken bei der Aufzucht der Jungtiere mit. „Von der Geburt bis zum Exitus“, wie Weisgerber sagt. Da werden dann Tiere auch schon mal mit der Flasche aufgezogen und es entsteht eine Verbindung. „Das Vertrauen baut sich über Jahre auf“, erklärt er. Auch stehen Tierpfleger den Besuchern für Fragen zur Verfügung. „Kundengespräch“ heiße das heute.
Pfleger richten Gehege mit ein
„Die Leute wollen heute etwas erleben“, pflichtet ihm Simone Nießing bei. Sie ist Betriebswirtschafterin und die kaufmännische Zoodirektorin, hat somit den gesamten finanziellen Bereich im Blick. Dies macht sie bereits seit 2017 im Nebenamt. Hauptamtlich ist sie bei einem anderen städtischen Betrieb beschäftigt, ebenfalls im Finanzsektor. 1.000 Tiere aus 150 Arten gibt es im Saarbrücker Zoo. Futter, Anlagen, Mitarbeiter – alles kostet Geld. Da muss man sich natürlich absprechen. Das neue Kranichgehege hatte im vergangenen Jahr beispielsweise 350.000 Euro gekostet. Für die Schimpansen ist eine neue Außenanlage geplant, für die rund drei Millionen Euro veranschlagt sind.
Auch das spielt in den Beruf Tierpfleger mit hinein, bei Harald Weisgerber derzeit auch noch mehr, da er ja gerade Kommissarischer Leiter ist. Die Pfleger helfen dabei, die Gehege mit einzurichten, sie so tiergerecht wie möglich zu gestalten. Da schadet es nichts, sich mit den Kosten zu beschäftigen. Er selbst half dabei, die Anlagen für die Menschenaffen einzurichten. Auch müssen die Pfleger wissen, wie bestimmte Gehege funktionieren, da etwa das Seehundbecken ein regelrechtes technisches Bauwerk ist, bei dem mittels Ozon das Wasser umgewälzt wird, um es möglichst frei von Algen zu halten.
„Es ist eine eingeschworene Truppe, die für ihren Beruf lebt“, schwärmt Simone Nießing über die Tierpflegerinnen und Tierpfleger. „Sie leben für den Zoo. Sie leben für die Tiere.“ Viele seien auch in Artenschutzvereinen aktiv. Eine Mitarbeiterin etwa in einem Verein, der sich für das Überleben der Drille einsetzt, da in freier Wildbahn nur noch einige Tausend leben. So setzt man sich also für den Artenschutz ein, auch wenn manche extreme „Tierschützer“ das gerne mal anders sehen. „Doch auch mit Kritik muss man umgehen können. Wenn sie aus der richtigen Richtung kommt“, sagt Harald Weisgerber.