Der Ursprung der Haltung und Zurschaustellung von Wildtieren reicht bis zu den alten Ägyptern zurück. Die Geschichte führt über die Menagerien des Mittelalters und der frühen Neuzeit bis zu den Zoologischen Gärten der Moderne.
Die heute gebräuchliche Bezeichnung „Zoologischer Garten“ wird meist mit der „Zoological Society of London“ in Verbindung gebracht, die im April 1826 von wohlhabenden und naturkundlich interessierten Bürgern gegründet wurde. Diese „Society“ eröffnete ihre zunächst öffentlich nicht zugängliche Anlage im April 1828. Die britische Krone hatte ihr dafür ein Gelände im Regent’s Park zur Verfügung gestellt. Bahnbrechend und vorbildlich für das gesamte 19. Jahrhundert sollte aber sein, dass die Anlage vor allem auf die wissenschaftliche Erforschung der hier gehaltenen Tiere ausgerichtet war. Die naturkundliche Bildung der breiten Öffentlichkeit sollte erst später hinzukommen. Mit der Öffnung des Zoologischen Gartens für die Allgemeinheit im Jahr 1846 gab es zugleich die weitere Zielsetzung, eine interessante Lokalität für die städtische Bevölkerung zur Erholung und Freizeitgestaltung zur Verfügung zu stellen. Die inzwischen übliche Abkürzung „Zoo“ tauchte um 1847 auf, im Zusammenhang mit einer 1836 in Bristol eröffneten Anlage. Sie löste allerdings die speziell in deutschen Regionen ältere Bezeichnung „Tiergarten“ nicht allerorten gänzlich ab. Darum sind auch heute noch hierzulande viele Zoos unter diesem Begriff bekannt.
Wildtiere als Zeichen der Unbesiegbarkeit
Das Halten von Wildtieren in menschlicher Obhut ist keine Erfindung der modernen Zeitrechnung, sondern lässt sich bis zurück ins 5. Jahrtausend v. Chr. belegen. Da hatten die ägyptischen Pharaonen damit begonnen, sich möglichst exotische Tiere aus eroberten Gebieten als Statussymbole ihrer Macht zuzulegen. Möglicherweise wurden sie auch zu rituellen Zwecken verwendet, was ihre Unterbringung im Umfeld der Tempel nahezulegen scheint. Berühmt sollten vor allem die Tiergehege der Pharaonin Hatschepsut Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. werden, weil die Herrscherin dort Aufsehen erregende Spezies wie Elefanten, Giraffen oder Strauße zur Schau gestellt hatte. Auch vom Sumerischen Reich entlang des Ufers der Flüsse Euphrat und Tigris und vom alten Indien ist eine Wildtierhaltung bekannt. Das kaiserliche China sollte man auch nicht vergessen, wo um 1150 v. Chr. eine riesige Anlage namens „Park der Intelligenz“ errichtet wurde. Dabei wurde das Hauptaugenmerk auf Fische in eigens angelegten Teichen sowie auf gefährliche Raubtiere wie Tiger gelegt.
Im antiken Griechenland scheint zunächst kaum Interesse an einer Wildtierhaltung bestanden zu haben. Das sollte sich erst unter der Herrschaft Alexanders des Großen (356–323 v. Chr.) ändern. Im Römischen Reich dienten in Zwingern eingepferchte gefährliche Tiere aus allen Ecken der unterworfenen Regionen vornehmlich der Unterhaltung der Massen in tödlichen Arenen-Kämpfen. Allein unter Kaiser Augustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) sollen mehr als 3.500 Tiere auch als äußeres Zeichen der Stärke und Unbesiegbarkeit des Imperiums abgeschlachtet worden sein, darunter Löwen, Tiger, Elefanten oder Krokodile.
Im frühen Mittelalter spielte die Haltung von Wildtieren kaum eine Rolle, allenfalls im Umfeld einiger Klöster und Fürstenresidenzen. Nach und nach begannen jedoch einige Herrscher erste Menagerien einzurichten. Einer der frühen Protagonisten war der Stauferkaiser Friedrich II. (1194–1250), der nicht nur die Falken-Zucht für seine Jagdzwecke perfektionieren sollte, sondern auch Wildparks und Volieren unterhalten ließ. Großer Beliebtheit sollte sich ab 1235 der Tower of London erfreuen, in dem König Heinrich III. von England seine eigene prunkvolle Menagerie mit exotischen Tieren wie Elefanten oder Löwen eingerichtet hatte. Diesen frühen Beispielen folgend entwickelten sich die Menagerien (ähnlich den Wunderkammern oder Kuriositätenkabinetten als Sammlungen exotischer und spektakulärer Objekte) schnell zu einem perfekten Mittel der absolutistischen Selbstdarstellung und der Visualisierung des Herrschaftsanspruchs der europäischen Fürstenhöfe.
Diesbezüglich sollte natürlich der Sonnenkönig Ludwig XIV. mit seiner legendären, im Schlosspark von Versailles angelegten barocken Menagerie alle bisher bekannten Maßstäbe sprengen. Die sich hinter einem Lustschloss anschließende strahlenförmige Anordnung der Tiergehege für farbenprächtige Vogelarten und diverse Huftiere sollte den universalen Herrschaftsanspruch des Sonnenkönigs unterstreichen. Gleiches galt anfangs für den von der Habsburger Monarchie nach Versailler Vorbild 1752 angelegten Tiergarten Schönbrunn in Wien, der als direkter Vorläufer des ältesten noch bestehenden Zoos der Welt anzusehen ist. Auf Druck der Öffentlichkeit wurde Schönbrunn schon 1778 für jedermann zugänglich gemacht und entwickelte sich dank exotischer Tiere wie Elefanten, Wölfen, Bären, Eisbären oder Großkatzen schnell zu einem Publikumsmagneten. Auch wenn die Jakobiner die höfische Tierhaltung als nutzlos und als Sinnbild luxuriöser Verschwendungssucht des Adels angesehen hatten, entschlossen sich die französischen Revolutionäre dennoch zur Fortsetzung des Menagerie-Konzepts. Allerdings verlegten sie 1793 den Standort von Versailles nach Paris in den dortigen Jardin des Plantes und begründeten ihr Festhalten an der Zurschaustellung eingesperrter Tiere mit wissenschaftlichen Forschungsinteressen sowie mit der Bildung und Unterhaltung des Volkes.
König Friedrich Wilhelm III. ließ nach dem Vorbild des Pariser Jardin des Plantes auf der Pfaueninsel bei Potsdam ab 1821 entsprechende Gehege errichten. Diese wiesen teilweise schon Elemente der gerade entstehenden internationalen Zoogestaltung auf, mit dem Hauptaugenmerk auf wissenschaftlicher Tiererforschung. Das sollte sich dann aber noch mehr in dem 1844 eröffneten und die Handschrift des Gartenkünstlers Peter Joseph Lenné tragenden Zoologischen Garten Berlin niederschlagen – dem ältesten noch bestehenden Zoo Deutschlands.
Ein Zoo, um das Image einer Stadt aufzuwerten
Schon bald wurde es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem Muss für das Image jeder größeren deutschen Stadt, einen eigenen Zoologischen Garten zu eröffnen, in Frankfurt am Main beispielsweise der „Zoologische Garten am Bockenheimer Tor“ 1858. Aus Prestigegründen wurden den Zoos, die zur Schaffung eines neuartigen Naturverständnisses beitragen sollten, städteplanerisch attraktive Areale zur Verfügung gestellt. Dem Tierwohl wurde noch keine Aufmerksamkeit geschenkt.
Für einen riesigen weltweiten Innovationsschub sollte der 1907 im Hamburger Vorort Stellingen als Privatzoo eröffnete Hagenbecks Tierpark sorgen. Der erfolgreiche Tierhändler und Zirkusbetreiber Carl Hagenbeck verzichtete auf enge Käfige, die dem Besucher bislang die Garantie auf sicheren Blickkontakt mit den Tieren geboten hatten. Das Konzept einer Imitation abenteuerlicher Wildnis wurde hier erstmals umgesetzt.
Das war der entscheidende Schritt weg von engen Gehegen hin zu weitläufigeren, gitterfreien künstlichen Tierrevieren. Schnell zeigten sich positive Auswirkungen auf Lebenserwartung und Nachkommenschaft der Zootiere.
Dadurch wurde der Artenschutz für vom Aussterben bedrohte Spezies zu einer zentralen Aufgabe der Zoologischen Gärten. Ab 1923 gelang es etwa, durch gezielte Zucht die in freier Wildbahn nahezu ausgerotteten Wisente zu erhalten. In der NS-Zeit versuchten sich die Nazis in Berlin an der abstrusen Idee eines „deutschen Zoos“ und ließen daher spezielle Felsengehege mit Bären und Wölfen anlegen.
Was die aktuelle Zahl der Zoologischen Anlagen betrifft, so gibt es nur vage Schätzungen, es wird von 10.000 Einrichtungen weltweit ausgegangen. In der Bundesrepublik ist die Dichte mit geschätzt 700 Einrichtungen so hoch wie wohl in keinem anderen Land.