In wenigen Wochen soll das Deutschlandticket gültig sein. Doch beim neuen Angebot für Millionen Fahrgäste ist noch Finanzielles zu klären: Die Nahverkehrsbranche warnt, dass Kosten aus dem Ruder laufen könnten.
Das 49-Euro-Ticket rückt näher, aber ganz geklärt ist seine Finanzierung noch immer nicht. Von 2023 bis 2025 will der Bund vorerst jeweils 1,5 Milliarden Euro zuschießen, die gleiche Summe sollen die Länder übernehmen. Die Verkehrsunternehmen pochen jedoch weiter auf eine gesicherte Finanzierung über die Startphase, also über das Jahr 2025 hinaus.
Das Ticket soll ab 3. April in digitaler Form verfügbar sein, ab 1. Mai gelten, monatlich kündbar sein und deutschlandweit im öffentlichen Nahverkehr gelten. Dass es bei den vorab gesetzten 49 Euro bleibt, ist allerdings nicht klar. Bereits jetzt planen einige Bundesländer ermäßigte Versionen, um Empfänger von Bürgergeld zu entlasten. Zudem ist im Gesetzestext von einem „Einführungspreis“ die Rede. Letztlich könnte das Ticket also künftig auch teurer werden.
Ob das bereitgestellte Geld jedoch reicht, davon sind Anbieter von Bus- und Bahnservices nicht überzeugt. Notwendig sei „eine planbare und dauerhafte Finanzierung“, ohne die ein solches Ticket nicht angeboten werden könne, heißt es in einer Stellungnahme des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) für eine Anhörung im Bundestag. Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen erläuterte: „Der niedrige Preis des Angebots sorgt dafür, dass es das dominierende Tarifprodukt werden wird. Neben dem Deutschlandticket werden nicht viele Zeitkarten bestehen können.“
Vielfach dürfte es sich auch schon bei einer Hin- und Rückfahrt über mittlere Strecken lohnen, es anstelle von zwei Einzelfahrscheinen zu buchen. Für die Unternehmen werde damit aber ein Grundpfeiler der Finanzierung, die Ticketeinnahmen, geschwächt. „Entsprechend wichtig ist es, beim Deutschlandticket sorgfältig vorzugehen, um sicherzustellen, dass diese Mindereinnahmen den Unternehmen ausgeglichen werden“, heißt es in der Stellungnahme.
Diskutiert wird auch über den Preis von derzeit 49 Euro. Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, ist skeptisch, ob die drei Milliarden Euro insgesamt reichen. Die Verkehrsunternehmen wollen sich in jedem Fall eine Erhöhung des Preises vorbehalten. Der VDV gab zu bedenken, dass das Ticket bereits zum Einführungspreis „auch im eingeschwungenen Zustand dauerhaft zu erheblichen jährlichen Mindereinnahmen“ führen werde. Mit Blick auf weiter steigende Personal- und Energiekosten sollte der Preis daher auf keinen Fall dauerhaft „eingefroren“ oder „aufgrund kurzfristiger politischer Opportunitäten gar gesenkt werden“. Begrüßenswert wäre laut VDV ein von den zuständigen Ausschüssen des Bundesrats empfohlener Mechanismus, in dem Bund und Länder den Preis jährlich miteinander abstimmen und festschreiben würden. Mittlerweile ist in einer Stellungnahme des Bundesrates zum Gesetzentwurf der Passus hinzugefügt: „Der Preis wird in Abstimmung von Bund und Ländern jährlich festgeschrieben.“ Es könnte also zu jährlichen Preisabstimmungsrunden kommen. Die Verbraucherzentralen jedoch warnen, dass jene 49 Euro nicht zu einem „Lockangebot“ verkommen dürften und der Preis dann später deutlich erhöht werden müsste.
Jährliche Abstimmungen zum Preis des Tickets
Für die Busunternehmen wies deren Verband auf Unsicherheiten hin, wenn das geplante Ticket monatlich kündbar sei und so zu einer „De-facto-Monatskarte“ werde. Eine einfache Kündbarkeit ohne finanzielle Vorteile, sich langfristig zu binden, führe zu keinen nennenswerten Vorteilen, noch ein echtes Abo abzuschließen. „Kaum jemand wird das Deutschlandticket jeden Monat so nutzen, dass die 49 Euro Ticketpreis ‚abgefahren‘ werden“, heißt es in der Stellungnahme. Ökonomisch denkende Kunden würden nur dann einsteigen, wenn es sinnvoll sei. Das bringe Vorteile für Fahrgäste, aber den Unternehmen fehlende Planungssicherheit und bürokratischen Aufwand für die Abo-Verwaltung.
Eine gute Nachricht für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Für sie dürfte das Deutschlandticket günstiger als für 49 Euro zu haben sein. Beim Deutschlandticket als Jobticket, bezuschusst vom Arbeitgeber mit mindestens 25 Prozent, packen Bund und Länder noch mal fünf Prozent drauf. Der Hamburger Verkehrsverbund begrüßte die Verständigung auf jenes bundesweit standardisierte Jobticket-Modell. Aufgrund knapper Fachkräfte seien Arbeitgeber sehr daran interessiert, Beschäftigten ein vergünstigtes Mobilitätsangebot zu machen. Mit den beschlossenen Konditionen könnten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Ticket für 34,30 Euro bekommen. Dieser attraktive Preis führe zu deutlich mehr Abo-Abschlüssen, mehr Kunden im System und damit zu Mehreinnahmen für den öffentlichen Personennahverkehr.
Mittlerweile gibt es die ersten Apps für das Deutschlandticket bereits in den App-Stores, aber natürlich auch bei den üblichen Ticket-Verkaufsstellen der Bahn, online und offline. Offen seien allerdings noch weitere Fragen, beispielsweise zu Semestertickets, Sozialtickets und der Ersten Klasse. Der Bundestag muss noch zustimmen, doch schon jetzt ist klar: Das Deutschlandticket wird vermutlich nur ein Jahr lang 49 Euro kosten.