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WAS MACHT EIGENTLICH...

1971 hat Woody Allen seinen Filmy „Bananas“ in London promotet
Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

… Woody Allen?

Mit witzigen und anspruchsvollen Filmen wurde er zu einem der erfolgreichsten Regisseure der vergangenen fünf Jahrzehnte, arbeitete aber auch als Schauspieler, Drehbuch- und Theaterautor und Jazzmusiker. In diesem Jahr legt der wegen einer ungeklärten Miss­brauchsanschuldigung umstrittene 87-jährige Filme­macher sein 50. Werk „Coup de Chance“ vor.

oody Allen wurde seit 1978 als Regisseur und Drehbuchschreiber mit vier Oscars und drei Golden Globes ausgezeichnet und war zwischen 1978 und 2014 insgesamt 19-mal für den Oscar nominiert, einmal sogar als Hauptdarsteller. Dazu gab es viele weitere internationale Filmpreise, einige davon für sein Lebenswerk. Dennoch tat Allen sich zuletzt schwer, für seine Filme auf dem US-amerikanischen Markt Verleiher zu finden, weil im Zuge der #MeToo-Debatte auch frühere Missbrauchsanschuldigungen gegen ihn wieder auftauchten: Allens Adoptivtochter Dylan Farrow beschuldigte ihn 2013 öffentlich, sie als Siebenjährige sexuell missbraucht zu haben – ein Vorwurf, der bereits im Zuge des Sorgerechtsstreits mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin Mia Farrow 1992 aufgetaucht war. In diesem Zusammenhang hatte der Regisseur auch gestanden, eine Beziehung zu Farrows Adoptivtochter Soon-Yi unterhalten zu haben, bis er sie 1997 dann heiratete. Wegen fehlender Beweise und zum Schutz von Dylan blieb der Missbrauchsvorwurf damals aber juristisch ohne Folgen, machte Allen aber bis heute für viele in den USA zur „unerwünschten Person“ und ließ 2016 sogar einen Millionen-Deal mit Amazon scheitern.

Noch 2021 wurden in der HBO-Doku „Allen vs. Farrow“ die alten, von Allen stets zurückgewiesenen Anschuldigungen nochmals „aufgewärmt“ und setzen den renommierten Filmemacher, der die Doku als „Verriss voller Unwahrheiten“ bezeichnete, erneut in ein schlechtes Licht. Seine letzten beiden Filme „A Rainy Day in New York“ (2019) und „Rifkins Festival“ (2020, mit Christoph Waltz) wurden nur noch von einer kleinen Verleihfirma veröffentlicht und stießen auf geringe Resonanz beim amerikanischen Kinopublikum. „Rainy Day“ wurde sogar gar nicht in den US-Kinos gezeigt. Auch „Rifkins Festival“, das erst im Juli 2022 in deutsche Filmhäuser kam, blieb ohne großen Erfolg.

Diesmal keine großen Stars

Woody Allen legt dieses Jahr sein 50. Werk „Coup de Chance“ vor
Woody Allen legt dieses Jahr sein 50. Werk „Coup de Chance“ vor - Foto: picture alliance / zz / NPX / STAR MAX / IPx

Möglicherweise trifft aber auch Allens oft inszeniertes Sujet einer romantischen Komödie mit Kultur-Clash zwischen Amerika und Europa nicht mehr das derzeitige Publikumsinteresse. Die neue Produktionsfirma, West End Films, hat jetzt im Februar 2023 Allens Neuling „Coup de Chance“ beim Europäischen Filmmarkt in Berlin vor allem für den europäischen Markt angeboten. Es ist Allens erster französischsprachiger Film. Er wurde überwiegend in Paris gedreht und setzt nicht – wie sonst üblich – auf große Stars, sondern auf hierzulande weniger bekannte französische Darsteller.
Woody Allen, Spross einer jüdischen Familie mit russischen und österreichischen Wurzeln, gehört zu den produktivsten Filmregisseuren der Gegenwart. Er drehte rund 50 Filme, schrieb preisgekrönte Drehbücher, Theaterstücke und Zeitungskolumnen. Bei seinen 24 Oscar-Nominierungen gewann er viermal den Preis: 1978 für „Der Stadtneurotiker“ für das beste Drehbuch und die beste Regie, 1987 für „Hannah und ihre Schwestern“ und 2012 für „Midnight in Paris“ jeweils für das beste Drehbuch. Keine dieser Auszeichnungen hat Allen persönlich entgegengenommen.

„Mein nächster Film wird Nummer 50 sein. Ich denke, das ist ein guter Zeitpunkt, damit aufzuhören“, sagte Allen im Vorfeld seiner jüngsten Regiearbeit „Coup de Chance“ der spanischen Zeitung „La Vanguardia“. Der „Nerven­kitzel“ beim Filmemachen sei inzwischen verflogen, dazu habe natürlich auch Corona beigetragen. Früher seien seine Filme landesweit in den Kinos gelaufen und hätten große Zuschauermengen angelockt. Heute liefen Produktionen nur wenige Wochen in einem Lichtspielhaus und landeten schon kurz später im Stream oder Pay-per-View. Dies alles bereite ihm weniger Freude, kritisiert Allen die durch die Pandemie beschleunigte Entwicklung in der Branche.

136 Filmpreisnominierungen

Dennoch will er von Ruhestand noch nichts wissen, sich künftig aber auf das Schreiben von Romanen verlegen. Angeblich besitzt Allen bis heute keinen PC und schreibt seine Texte immer noch mit einer 71 Jahre alten Schreibmaschine. Korrekturen tippt er auf kleine Zettelchen und tackert diese dann an entsprechender Stelle auf sein Manuskript. Bereits 2020 hatte Allen auf diese Weise seine Autobiografie „Apropos Nothing“ (deutscher Titel: „Ganz nebenbei“) vorgelegt, nachdem sein bisheriger Verlag wegen öffentlicher Proteste gegen den Autor eine Veröffentlichung abgelehnt hatte.
Der zuvor zweimal verheiratete Filmemacher, der zudem langjährige Beziehungen zu den Schauspielerinnen Diane Keaton und Mia Farrow unterhielt, lebt heute mit seiner Ehefrau Soon-Yi Previn in einem noblen Townhouse in der Upper East Side von Manhattan. Das Paar hat zwei Adoptivkinder, Bechet und Manzie.

Ist Allen mit insgesamt 136 Filmpreisnominierungen inzwischen unsterblich geworden? Der für seinen Humor bekannte 87-Jährige beantwortet diese Frage so: „Ich möchte nicht durch mein Werk unsterblich werden, sondern einfach durch Nicht-Sterben.“ Der schlagfertige Filmemacher bleibt auch im hohen Alter dem Jazz treu und geht regelmäßig mit einer Band auf Tour. 2017 und 2019 gastierte das Ensemble auch in Deutschland. 

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