Florian Simon hat selbst schon in den USA und in Schweden Fußball gespielt. Für eine Profikarriere hat es nicht gereicht. Als Berater und Vermittler will er jungen Spielerinnen dabei helfen, ihren Profi-Traum zu verwirklichen.
Ende Januar fand an der Hermann-Neuberger-Sportschule etwas Einzigartiges statt. Zum ersten Mal überhaupt präsentierten sich neun US-amerikanische Fußballerinnen deutschen Vereinen. Das Ziel des ersten „Women‘s Soccer Combine“: Beide Seiten zusammenzubringen. Florian Simon ist 29 Jahre alt und hat die Veranstaltung ins Leben gerufen. Der Oberliga-Fußballer des SV Auersmacher hat sich im Oktober 2021 mit der Geschäftsidee selbstständig gemacht, Fußballerinnen aus den USA nach Europa und auch umgekehrt zu vermitteln. Die neun US-Amerikanerinnen im Alter zwischen 19 und 25 Jahren zeigten ihr Können in Trainingseinheiten und Testspielen gegen die Frauenmannschaft der SV Elversberg und die U23-Frauen von Bayer Leverkusen.
Guter Standort für Frauen-Fußball
Beobachtet wurden sie dabei von Scouts aus Hoffenheim, Freiburg, Essen, Mainz, Karlsruhe, Bocholt und Duisburg sowie natürlich auch von der SVE und vom 1. FC Saarbrücken. Warum das zehntägige Trainingslager mit seinen Klientinnen ausgerechnet in Saarbrücken stattfand? „Die Hermann-Neuberger-Sportschule hat mit den besten Kunstrasenplatz aller Sportschulen in Deutschland“, antwortet Florian Simon: „Darüber hinaus habe ich gute Kontakte zu den Vereinen in Saarbrücken und Elversberg und die Lage mit vergleichsweise kurzen Wegen nach Hoffenheim und Freiburg ist sehr gut geeignet.“ Ohnehin sei das Saarland ein traditioneller Frauenfußball-Standort: „Hier gibt es aber insgesamt schon eine gute Leistungsdichte. In den Lehrgängen der U-Nationalmannschaften finden sich auch immer wieder Talente aus dem Saarland“, stellt er fest und lobt: „Hier leisten einige Vereine richtig gute Arbeit im Mädchen- und Frauenfußball.“ Trotzdem ist die Anzahl an Spielerinnen deutschlandweit limitiert. Seine „Women’s Soccer Combine“ soll Abhilfe schaffen. Zum einen für Vereine, die sich eine Verstärkung aus Übersee leisten können und wollen, zum anderen aber auch deutschen Talenten, denen er Stipendien in den USA vermittelt: „Bei der Arbeit für meinen früheren Arbeitgeber, einer klassischen Spielerberater-Agentur, habe ich gemerkt, wie viele Talente hier unterwegs sind und dass die Förderung gerade hier in Deutschland nur ausreichend bis mangelhaft ist“, berichtet er, „Vielen talentierten Spielerinnen würde eine professionalisierte Umgebung auf ihrem Karriereweg extrem weiterhelfen.“
Der 29-Jährige weiß, wovon er spricht. Schließlich hat er selbst in den USA studiert. Damals noch mit dem großen Ziel, dort den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Seinen Master machte er in Business Administration mit dem Schwerpunkt „Leadership“, was in Deutschland mit einem Abschluss in BWL mit dem Schwerpunkt Unternehmensführung vergleichbar ist. Der Traum vom Fußballprofi platzte allerdings: „Dazu haben mir ein paar Prozent gefehlt. Ich hätte auch Probetrainings absolvieren können, aber letztlich für 1.500 Dollar in irgendeinem Verein zu kicken, nur um zu sagen, dass ich Profi bin, ergibt keinen Sinn“, gibt Simon zu und betont: „Da baue ich mir lieber etwas auf, von dem ich mein ganzes Leben lang etwas habe.“ Erst recht, wenn er dabei anderen jungen Menschen helfen kann, ihren Traum von einer Profikarriere zu verwirklichen: „Das ist ein sehr erfüllender Job. Es ist einfach schön, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen und jeden Tag mit Fußball zu tun zu haben“, sagt er.
Nach seinem Studium kehrte der gebürtige Pfälzer nach Deutschland zurück, arbeitete zunächst als Assistent der Geschäftsführung einer Autohändler-Gruppe. Bis ihm ein Angebot für ein Probetraining bei einem Viertligisten in Schweden vorlag. „Schweden fand ich schon vorher cool, und dann habe ich das einfach gemacht“, sagt er. Um dieses Angebot wahrnehmen zu können, nahm Simon den Job bei der Beratungsagentur an. Dort wiederum lernte er seine heutige Geschäftspartnerin Danielle Bergmeister (43) kennen. Mit der gebürtigen US-Amerikanerin und Torwarttrainerin, die seit 20 Jahren in Deutschland lebt, begann er erste Pläne zu spinnen, wie man das Frauenfußball-System der USA mit dem in Europa kombinieren könne. Auch, um „den Frauenfußball in Deutschland weiterzubringen“, wie er sagt. Im Oktober 2021 fasste sich Florian Simon schließlich ein Herz und machte sich selbstständig, um die Pläne in die Tat umzusetzen. Bergmeister folgte ihm wenig später.
„Unser Ziel ist es, eine zentrale Plattform in Europa zu schaffen, auf der Vereine ihre Spielerinnen scouten können“, kündigt Simon an. Ob die Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken dabei zur europäischen Zentrale werden kann? „Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. Ich fänd‘ es ganz cool, weil ich hier viele Leute und auch die Infrastruktur gut kenne“, antwortet der 29-Jährige und ergänzt: „Es kann gut sein, dass es verschiedene Standorte geben wird, an denen wir zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr präsent sein werden.“ Der Bezug zum Saarland entstand jedenfalls, wie so oft, über die Liebe: Der gebürtige Pfälzer stammt aus Oberotterbach an der südlichen Weinstraße. Bei einem Saarland-Aufenthalt im Jahr 2021 hatte er seine Freundin kennengelernt, mit der er Anfang 2023 in Bübingen zusammengezogen ist. Seit 2022 kickt er einen Ort weiter für Oberligist SV Auersmacher.
Eine zentrale Plattform in Europa schaffen
Für die Vermittlung kassiert Simon von den Spielerinnen kein Geld. „Das ist für mich ein No-Go. Wenn, dann sollen die Vereine für die Vermittlung zahlen, aber nicht die Spielerinnen von ihrem ohnehin knappen Salär“, betont er und verweist auf seine Suche nach Sponsoren und Vereine, die ihm dabei helfen, solche Events selbstfinanzierend aufziehen zu können. So bekäme jede Spielerin, die das Talent dazu habe vorzuspielen, eine Chance – unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten. Seine Zielgruppe besteht im Moment aus Talenten, die mindestens 21 Jahre alt sind, also ihr Studium in den USA bereits absolviert haben. Es gehören aber auch Jüngere zum Portfolio, „die uns den Eindruck vermittelt haben, dass sie es hier schaffen können“, sagt er.
Zusätzlich zu seiner Arbeit als Vermittler und Berater ist Florian Simon auch als Jugendtrainer aktiv. Aktuell als U17-Trainer des SV Auersmacher. Nach unterschiedlichen Weiterbildungen absolviert er gerade eine zum zertifizierten „Performance Analyst“. „Wenn ich irgendwann einmal nicht mehr selbst Fußball spiele, möchte ich im Trainerbereich mehr machen“, verrät er: „Damit halte ich es wie mit dem Berater- und Vermittler-Job: Ich möchte jungen Leuten einfach gerne etwas von meiner Erfahrung weitergeben.“