Die SV Elversberg ist seit fünf Spielen sieglos. Von einer Krise zu sprechen wäre weit hergeholt. Die Ausgangslage ist weiterhin exzellent. Aber die Chancenverwertung lässt zu wünschen übrig.
Während die tabellarische Situation eindeutig erschien, zeigte der Trend beider Mannschaften in gänzlich andere Richtungen: Während der Tabellenführer aus Elversberg seit vier Partien auf einen Sieg wartete, reiste der Hallesche FC nach fünf Spielen unter Trainer Sreto Ristic noch komplett ungeschlagen an. Nach dem 1:1 gegen 1860 München musste SVE-Coach Horst Steffen verletzungsbedingt auf zwei Positionen seiner Startelf tauschen und brachte die Spielzeit-Debütanten Frank Lehmann sowie Carlo Sickinger für den verletzten Stammkeeper Nicolas Kristof und Maurice Neubauer. Beim HFC schickte Ristic Kreuzer, Landgraf sowie Omladic für Halangk, Vollert und Herzog von Beginn an aufs Feld. Die Hallenser waren gut auf den Spitzenreiter eingestellt, versteckten sich keineswegs und setzten die ersten Akzente. Allerdings blieben die Elversberger nicht ungefährlich, HFC-Keeper Felix Gebhardt musste bei zwei Aktionen von Luca Schnellbacher seine Stärken beweisen.
Nach einer knappen Viertelstunde war wieder der HFC am Zug: Tom Zimmerschied passte nach innen, dort kam Andor Bolyki angerauscht und verpasste haarscharf. Fast die Führung für die Hallenser, die dann in der 23. Minute hätte fallen müssen. Nach einer gut getimten Flanke von Tunay Deniz brachte sich Nik Omladic in Stellung und köpfte im Fallen links vorbei. Drin war die Kugel nicht, die Elversberger im Glück.
Doch auch sie hatten ihre Möglichkeiten und waren kurz vor dem Pausentee konsequent. Thore Jacobsen hatte die richtige Idee. Er passte zu Schnellbacher, den die Hallenser im Strafraum sträflich allein gelassen hatten, und traf aus der Drehung zur Führung für die Gastgeber. Halles Trainer Ristic muss seine Jungs richtig angestachelt haben, denn sie kamen mit viel Schwung aus der Kabine. Sechs Minuten waren im zweiten Durchgang vergangen, da konnten die Hallenser über den Ausgleich jubeln. Nico Hug flankte von links Richtung Fünfer, am langen Pfosten lauerte Dominik Steczyk und schob eiskalt zum 1:1 ein. Mit dem ausgleichenden Erfolg im Rücken ließ es sich für Halle gut spielen, allerdings drehten die Elversberger in der Schlussphase richtig auf und erarbeiteten sich Chancen im Minutentakt. Der HFC kam ins Schwimmen. So köpfte Kevin Koffi nach einem Rochelt-Eckstoß an die Latte des Hallenser Gehäuses (89.), wenig später schoss der 36-jährige Oldie einen Meter am Pfosten vorbei. In der 94. Minute verhinderte HFC-Torwart Gebhardt mit einer Glanztat gegen den frei durchgelaufenen Bobzien das mögliche 1:2. Es blieb beim 1:1, Coach Ristic bleibt damit in seinem sechsten Spiel mit den Saalestädtern ungeschlagen, die SVE bleibt nun auch im fünften Spiel sieglos. Ristic ordnete das Spiel wie folgt ein: „Wenn man das ganze Spiel sieht, müssen wir zufrieden sein. Es war richtig gut in der ersten Halbzeit. Man darf nicht vergessen, gegen wen wir gespielt haben. In der zweiten Halbzeit laufen wir dem Rückstand hinterher, machen dann die Chance rein. Dass Elversberg noch was reinlegen kann, haben wir gesehen. Ein bisschen Glück in den letzten 15 Minuten gehört dazu. Kompliment an meine Mannschaft, wie sie diese englische Woche beendet hat.“
„Wir haben wieder ein gutes Spiel gemacht“
Elversbergs Trainer Horst Steffen kann seinen Spielern bei der gezeigten Leistung auch wenig vorwerfen: „Das Gefühl ist da, dass man sagt, schieß ihn rein. Wir hatten einen Gegner, der sich gefunden hat. In der zweiten Halbzeit haben wir den Druck erhöht, dann darf auch das Tor fallen, dann freuen wir uns über den Dreier. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Mannschaft nervös wird. Wir haben wieder ein gutes Spiel gemacht, viele Chancen gehabt. Aber es gibt so Phasen.“ Der Vorsprung der SVE war vor dieser Phase schon so groß, dass diese Phase keinen großen Einfluss auf die Konstellation in der Tabelle hat. Einzig Freiburg II kommt der SVE gefährlich nahe – die jungen Wilden aus dem Breisgau dürfen aber nicht aufsteigen. Dien ärgsten Verfolger aus Wiesbaden und Dresden sind satte zehn Punkte entfernt, die wiedererstarkten Saarbrücker sogar zwölf Punkte. Grundsätzlich besteht also keine Notwendigkeit, in Elversberg die Nerven zu verlieren. Der Ligaprimus ist zwar seit fünf Spielen ohne Sieg, bleibt aber an der Spitze. Der HFC ist nun auch im sechsten Spiel unter Ristic ungeschlagen und verbleibt auf Rang 15. Für Elversberg geht es in der kommenden Woche in Verl weiter. Halle empfängt Duisburg. Gegen Verl hat die „Elv“ noch „etwas gutzumachen“. In der Vorrunde gab es eine 1:2-Niederlage.
Damit die letzten Wochen nicht noch zu einer Zitterpartie werden, muss die SVE mal wieder dreifach punkten. Dieser Umstand ist relativ unwahrscheinlich, doch im Fußball hat man auch schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen. Die Ausgangslage ist und bleibt dennoch exzellent, und die SVE entscheidet ganz alleine, wann sie aufsteigt – und ob. Dass es so kommen wird, daran hatte zumindest Gästetrainer Ristic keine Zweifel. „Es ist ein paar Jahre her, dass ich das letzte Mal hier war. Ein ganz großes Kompliment, was die Verantwortlichen hier geleistet haben. Sie werden die paar Punkte, die sie benötigen, sicher noch holen.“